Zimt: exotisch-würziges Heilmittel

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Zimt kennen die meisten lediglich als Würze für Weihnachtsgebäck, Süßspeisen, Glühwein oder auch indischen Chai. Das Lorbeergewächs kann aber viel mehr als nur zu duften und zu schmecken. Denn es lindert diverse Beschwerden – von Erkältungen über Schmerzen bis hin zu Verdauungsstörungen. Das exotische Gewürz ist sogar imstande, den Blutzuckerspiegel zu senken und damit die Diabetestherapie zu unterstützen.

Zimt (Ceylon Zimt, Kanel) wurde vermutlich schon 3000 Jahre vor Christ Geburt in China als Würzmittel verwendet und ist somit eines der ältesten Gewürze der Welt. Seiner Herkunft – Süd- und Ostasien (Sri Lanka, Indien) – ist er in puncto Anbau weitgehend treu geblieben. In unseren Breiten fehlt er dennoch heute in keinem Gewürzschrank. Das war nicht immer so. Denn früher galt Zimt in Europa als ein besonders kostbares Gewürz, das sehr teuer gehandelt wurde. Lieferant der edlen Zimtrinde ist der zur Gruppe der Lorbeergewächse (Lauraceae) gehörende Zimtbaum. Dieser besitzt große Blätter, die während ihres Wachstums leuchtend rot, später dunkelgrün sind und weiße Adern aufweisen. Bei der Zimternte werden die Zweige des Zimtbaums abgeschnitten und entrindet. Die getrocknete Rinde kennen wir als Zimtstangen. Gemahlen wird sie zum Zimtpulver. Genutzt wird Zimt als Würze diverser Speisen, Bestandteil verschiedener Kosmetika und – als Arznei.

Heilgewürz Zimt

Antibakteriell, antimykotisch (gegen Pilzbefall wirksam), antiparasitär, antiseptisch, antioxidativ, adstringierend, auswurf-, durchblutungs- und menstruationsfördernd, blut- und schmerzstillend, blutdruck- und blutzuckersenkend, entblähend, harn- und schweißtreibend, krampf- und schleimlösend, tonisierend, wärmend sowie seelisch entspannend, beruhigend, belebend und inspirierend soll Zimt alten Überlieferungen zufolge wirken. Und deshalb laut Naturheilkunde bei

  • Arthritis
  • Atembeschwerden, Asthma
  • Bluthochdruck, Kreislaufstörungen oder Herzschwäche
  • Candida- oder Parasitenbefall
  • Stoffwechselstörungen, Diabetes Typ 2
  • Menstruationsstörungen oder Wechseljahresbeschwerden
  • Erkältungen, Heiserkeit, Husten, Bronchitis, Fieber, Grippe oder Nebenhöhlenentzündung
  • Hämorrhoiden
  • Schmerzen (z.B. Muskelschmerzen, Zahnweh) und Blutergüssen
  • Nieren- und Zahnfleischentzündungen
  • Psoriasis oder Warzen
  • Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit, Bauchweh, Magenbeschwerden, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl, Verstopfung, Durchfall, Darmentzündungen
  • geschwollenen Händen oder Füßen

helfen. “Schuld“ an den zahlreichen Heilwirkungen des Cinnamomum zeylanicum, wie Zimt wissenschaftlich heißt, sind diverse Inhaltsstoffe seiner Rinde wie ätherisches Öl (Eugenol, Borneol, Cineol, Cinnan-Aldehyd, Cymen, Furfurol, Linalool, Phellandren, Pinen), Zimtaldehyd, aber auch Methylhydroxy-Chalcone-Polymer (MHCP), Ascorbinsäure, Kalziumoxalate, Phenolcarbonsäuren, Kampfer, Gerbstoffe, Cumarine (v.a. im chinesischen Zimtbaum), Salicylate, Schleim, Sesquiterpene und Zink. Das Gewürz mit seinem süßlich-exotischen Duft ist Bestandteil zahlreicher Cremes, Bäder, Balsame, Kompressen, Parfüms, Massage- und Duftlampenöle.

Dass bestimmte Krankheiten auf Infektionen mit Keimen (z.B. Bakterien) beruhen, wusste man im Mittelalter zwar noch nicht, doch dass Zimt Krankheiten abwehren kann, offenbar schon, denn während der Pestepidemien wurden Schwämme in Zimt und Nelken eingetaucht und in Krankenzimmern angebracht, um die Beulenpest fernzuhalten. Aktuell nützt man die laut Tierversuchen keimtötende Wirkung (auch: Experiment mit verschiedenen Brotsorten: zimthältige schimmelten kaum) von Zimtextrakten und Zimtöl zur Beseitigung der Auslöser von Harnwegsinfektionen (E. coli), Magengeschwüren (Helicobacter pylori) und Scheidenpilzinfektionen (Candida albicans). Von den antimikrobiellen Effekten profitiert man auch in der Erkältungs- und Grippesaison. Dabei kommt gleich noch eine andere Eigenschaft von Zimt ins Spiel: Er gilt – ebenso wie z.B. Ingwer – als wärmendes Heilkraut, das insbesondere an den Fingern und Zehen die Durchblutung anregt.

Zudem findet Zimt Einsatz bei leichten Magen-Darm-Krämpfen, Appetitmangel, Blähungen, Verdauungsstörungen und Übelkeit. Aufgrund seiner Milde wird er auch gegen Durchfall bei Kindern gegeben. Das Öl in der Zimtrinde erleichtert die Fettverdauung – gerade richtig in der Advent- und Weihnachtszeit mit ihren schwer verdaulichen Köstlichkeiten wie Weihnachtsgans, Christstollen und Co.

Das ätherische Zimtöl reizt die Haut, was in Form von äußerlichen Anwendungen therapeutisch genutzt wird – zur Förderung der Durchblutung und Linderung von Schmerzen (z.B. bei Rheuma) sowie Entkrampfung von Verspannungen. Die im Zimt enthaltenen Tannine stoppen aufgrund ihrer adstringierenden Wirkung diverse Blutungen (z.B. Nasenbluten).

(Noch?) im spekulativen Bereich anzusiedeln sind eventuelle Wirkungen von Zimt gegen bestimmte Krebsarten. So soll etwa ein wässriger Extrakt aus Cassia-Zimt Gebärmutterhalskrebszellen in den Tod treiben können und in Zimt enthaltenes Cumarin bei Nagetieren manchen Prostatakrebs sowie Lungenmetastasen zum Schrumpfen bringen

Nicht zuletzt steht Zimt bzw. sein Duft im Verdacht, das Gehirn in Schwung zu bringen, legt eine Studie nahe, bei der ein Teil der Teilnehmer Zimtkaugummi kauten oder Zimt als ätherisches Öl einatmeten, während sie bestimmte Aufgaben ausführten und dabei bessere Ergebnisse (raschere Lösungen, bessere Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen) erbrachten als die zimtlosen Vergleichsprobanden. Das vermutete Potenzial von Zimt, mentale Fähigkeiten steigern sowie laut in vitro Versuchen bestimmte Ablagerungen im Gehirn blockieren oder abbauen zu können, könnte Zimt in Zukunft für die Vorbeugung oder Behandlung der Alzheimer Krankheit interessant machen.

In der Homöopathie dient Zimt u.a. zur Blutdrucksenkung und aufgrund seiner appetitanregenden Wirkung zur Behandlung der Magersucht. In Arzneimitteln wird Zimtrinde gelegentlich als Geschmackskorrigens genutzt.

Diabeteskiller Zimt

Die Schulmedizin interessiert aber in erster Linie die blutzuckersenkende Wirkung von Zimt. Das läuft so ab: Ein hoher Blutzuckerspiegel geht mit einer Erhöhung des Insulinspiegels einher, weil das Insulin versucht, den Zucker aus dem Blut in die Körperzellen hinein zu transportieren, um diese mit ausreichend Energie zu versorgen. Besteht ein Prädiabetes (Vorstufe zur Zuckerkrankheit) bzw. Typ 2-Diabetes, nehmen die Zellen aber zu wenig Zucker auf, weil ihre Insulin-Rezeptoren (Bindungsstellen) nicht adäquat auf das Hormon reagieren (“Insulin-Resistenz“). Folge: Der Blutzuckerspiegel bleibt hoch und signalisiert der Bauchspeicheldrüse, noch mehr Insulin auszuschütten, um den Zucker doch noch in die Zellen zu bringen. Der hohe Insulinspiegel hat eine weitere ungünstige Konsequenz: Die Fettzellen (v.a. in der Bauchregion) interpretieren den hohen Insulinspiegel als Zeichen, dass genug Zucker (= Energie) im Organismus kursiert und sehen keine Veranlassung, zwecks Energiegewinn ihr Fett abzubauen. Vorhandenes Übergewicht, das oft die Ursache eines Typ 2-Diabetes bildet, bleibt also bestehen.

Hier greift Zimt ein, indem er (über seinen Inhaltsstoff MHCP?) den Insulinspiegel senkt. Er verbessert anscheinend die Fähigkeit des Bauchspeicheldrüsenhormons Insulin, Glukose zu verstoffwechseln. Vermutlich spielt dabei aber auch die Tatsache eine Rolle, dass Zimt die Magenentleerung verzögert, sodass nicht abrupt große Mengen an Zucker den Organismus überschwemmen, sondern die verzehrte Glukose erst nach und nach ins Blut gelangt. Ein niedrigerer Zuckerspiegel bedeutet einen niedrigeren Insulinspiegel und somit eine Reduktion des Körperfettanteils und des Gewichts. Zudem führt Zimt als wärmendes Gewürz zu einer Hitzeentwicklung (Thermogenese) im Körper und damit Ankurbelung des Energieverbrauchs (“Fatburner“). Und: Sein Duft regt die Produktion von Serotonin (“Glückshormon“) im Gehirn an, was ev. vorhandenen Heißhunger vertreibt. Auf die Art beeinflusst Zimt – zusammen mit passender Diät, Bewegung und Gewichtsnormalisierung – den Blutzuckerspiegel so günstig, dass bei leichter Zuckerkrankheit des Öfteren auf Antidiabetika verzichtet werden kann bzw. bei insulinpflichtigem Diabetes weniger Insulin spritzen erforderlich ist.

Vorsicht Nebenwirkungen!

Auch wenn Zimt weitgehend Genuss und Wohlbefinden verspricht, muss doch vorsichtshalber auch eine Warnung ausgesprochen werden. Und zwar vor übermäßigem Verzehr des preisgünstigeren Cassia-Zimts (Cinnamomum cassia, chinesischer Zimt), den man im Handel vorwiegend findet. Denn Cassia-Zimt enthält mehr Cumarin als der teurere Ceylon-Zimt (Cinnamomum verum, C. zeylanicum, C. ceylanicum, Kaneel-Zimt, Malabar-Zimt). Cumarin ist ein sogenannter sekundärer Pflanzenstoff, der in höheren Mengen (empfohlener Grenzwert: 0,1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag; unbedenklich für Kinder: 4 Zimtsterne oder 30 g Lebkuchen am Tag, für Erwachsene das Doppelte) zugeführt – wenn auch nur selten (je nach individueller Empfindlichkeit, bei Vorschäden von Organen) – Leber- und Nierenschäden, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Benommenheit, in hohen Dosen sogar Bewusstlosigkeit, Atemlähmung oder (bei Ratten) Krebs verursachen können soll. Deshalb empfiehlt es sich, Ceylon-Zimt dem billigen Cassia-Zimt vorzuziehen. Die Rinde der beiden Zimtarten unterscheidet sich optisch: Beim Cassia-Zimt ist eine relativ dicke Rindenschicht zu einer Zimtstange eingerollt, beim Ceylon-Zimt mehrere eng gepackte, feine Rindenlagen (Querschnitt: ähnlich einer angeschnittenen Zigarre). Zudem enthält Zimt Zimtaldehyd, das in hohen Dosen in Tierexperimenten teratogen (leibesfruchtschädigend) wirkt.

Weiters gilt es die blutzuckersenkende Wirkung von Zimt zu beachten, die – unkontrolliert – v.a. bei Diabetikern zu unerwünschten Unterzuckerungen führen kann. Auch Zimtöl ist nicht harmlos, weil es zu Reizungen führt, was seine innerliche Anwendung sowie seinen Einsatz in der Schwangerschaft verbietet und bei seinem äußerlichen Gebrauch (z.B. als Badezusatz) Vorsicht bei der Dosierung ratsam macht. Von der Verwendung von Zimt gänzlich abgeraten werden muss bei einer Allergie gegen das Lorbeergewächs.

 

Links zu unserem Lexikon:
Zimtrinden-Tee
Zimtrinden-Tinktur
Nahrungsmittelallergie auf Lorbeergewächse
Diabetes mellitus
Zucker im Blut

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