Alkoholismus: vom Genuss zum Muss

©panthermedia.net, Karel Miragaya

Kaum ein Event ohne Wein, Bier und Co. – Alkohol gehört hierzulande einfach zum guten Ton. Der Grat vom humorigen Partylöwen zum haltlosen Trinker ist aber schmal.

Ein gutes Tröpfchen zum Braten, ein Bierchen zum Gulasch und wenn gefeiert wird, darf es auch mal mehr sein. In Maßen sind geistige Getränke ja gesund. Aber vom Genuss zum Alkoholmissbrauch und schließlich zur Alkoholabhängigkeit ist es oft nicht weit.

Warum manche Menschen alkoholkrank werden und andere nicht, ist noch nicht restlos geklärt, aber grundsätzlich kann jeder Konsument alkoholischer Getränke eine Alkoholabhängigkeit entwickeln. Sie entsteht meist schleichend, wobei unterschiedliche Komponenten eine Rolle spielen (“multifaktorielle Genese“) wie:

  • das Suchtpotenzial (Fähigkeit einer Substanz, abhängig zu machen) von Alkohol
  • soziale Einflüsse (z.B. Animation zum Konsum durch Familie, Freunde, Kollegen)
  • seelische Faktoren (z.B. Alkohol als “Mutmacher“ oder Entspannungsmittel)
  • erbliche Grundlagen (z.B. familiäre Häufung)

Österreich: Alkoholabusus als weit verbreitetes Problem

Fast jeder vierte Erwachsene hierzulande konsumiert Alkohol in gesundheitsgefährdenden Mengen. Rund 340.000 Österreicher sind manifest alkoholkrank, aber nur ein sehr geringer Teil nimmt fachkundige Hilfe in Anspruch. Fatal, denn die Alkoholkrankheit zieht eine Reihe von ernsten bis lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Leberzirrhose u.v.a.m.) nach sich. Alkoholismus verkürzt deutlich die Lebenserwartung und kann diverse psychische (z.B. Gewalttätigkeit), soziale (z.B. Vereinsamung) und wirtschaftliche Probleme (z.B. Arbeitsunfähigkeit) hervorrufen.

Bin ich alkoholgefährdet?

Triftige Gründe, sein Trinkverhalten zu überdenken bzw. sich Hilfe zu holen bestehen, wenn:

  • Alkohol automatisch zum Essen oder Ausgehen dazugehört.
  • bei seelischen oder sozialen Belastungen Alkohol getrunken wird.
  • man sich erst nach einigen Gläsern Alkohol ruhig bzw. wohl fühlt.
  • allein schon die Vorstellung, auch nur für einige Zeit keinen Alkohol zu trinken, Unbehagen erzeugt.

Alkoholkrankheit erkennen

Wie bei anderen Süchten auch glauben Alkoholiker, Stresssituationen nur mit Hilfe ihrer Droge – in dem Fall Alkohol – bewältigen zu können. In Wahrheit führt der Griff zur Flasche aber nur zu weiteren und neuen Problemen. Untrügliche Zeichen, dass sich bereits eine Alkoholkrankheit eingestellt hat, sind:

  • Der Genuss einer geringen Menge erzeugt ein unbezwingbares Verlangen nach mehr (“Craving“).
  • Entgegen besseren Wissens wird weiter getrunken.
  • Immer größere Alkoholmengen sind zur Erzielung derselben Wirkung notwendig.
  • Die Trinkerei findet heimlich statt.
  • Es wird billigend in Kauf genommen wird, dass der Alkoholkonsum Organschäden und/oder gestörte Beziehungen verursacht.
  • Getrunken wird, um Entzugssymptome zu lindern.
  • Die Gedanken drehen sich nur noch um Alkohol. Interessen und Sozialkontakte werden zunehmend vernachlässigt.

Therapie: Individualität zählt

Die Einsicht, dass ein Suchtverhalten besteht und die Motivation, dieses zu ändern, bilden die unabdingbaren Voraussetzungen, damit die Behandlung einer Alkoholabhängigkeit Chancen auf Erfolg hat. Therapieziele sind zwar auch Entgiftung und Entwöhnung, v.a. aber das Finden von Alternativen zum Suchtmittel Alkohol und die Wiederaufnahme verlorener bzw. Entdeckung neuer Interessen. Auf dem Weg dorthin sind Medikamente, Psychotherapie, soziale Betreuung, Sport und Beschäftigungstherapie nur einige Methoden, die Experten anwenden.

 

Weitere interessante Links zum Thema Alkohol finden Sie hier:

Alkoholkonsum in Österreich

Handbuch Alkohol Österreich

 

Weitere Ratgeber zum Thema „Sucht“:

Anorexie: Dünn sein um jeden Preis

Bulimie: Völlern und darben

Binge Eating Disorder: Heißhunger als seelischer Hilferuf