Altersgerechtes Wohnen: selbstbestimmt leben bis zuletzt

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Das wünscht sich wohl fast jeder: bis zuletzt alle seine Angelegenheiten selbst regeln können, in den eigenen Wänden alt werden und irgendwann ebendort friedlich ins Jenseits hinüberschlafen. Die Realität sieht oft anders aus. Denn mit dem Alter kommen häufig Krankheiten, manchmal auch Behinderungen und flugs ist man pflegebedürftig oder zumindest in mancherlei Hinsicht auf Hilfe angewiesen. Kein Grund zum Verzweifeln. Seniorengerechtes Wohnen, Hilfsdienste u.a.m. machen es in vielen Fällen möglich, dem Schreckgespenst Pflegeheim zu entkommen.

Auch wenn Senioren heute im Allgemeinen deutlich fitter sein mögen als frühere Generationen, Gebrechen, Hilfsbedürftigkeit und Vereinsamung zählen auch jetzt noch zu den Wegbegleitern vieler betagter Menschen. Dann landen sie oft in einem Altersheim. Für viele ein grausiger Gedanke, verbinden sie damit doch die Vorstellung, dort ihre Autonomie und Selbstbestimmung zu verlieren. Mittlerweile tun sich aber andere Optionen auf für ältere Menschen, die sich zwar noch mehr oder minder selbst versorgen können, aber Unterstützung brauchen. Und auch nicht jeder Pflegebedürftige landet automatisch im Heim. Das Ziel eines seniorengerechten Wohnens ist jedenfalls die Aufrechterhaltung einer möglichst weitgehenden Selbstständigkeit und individuellen Lebensgestaltung.

Das Zuhause seniorentauglich machen

Wer auch im hohen Alter im eigenen Domizil verbleiben möchte, tut gut daran, rechtzeitig einen barrierefreien Umbau seiner Wohnung bzw. seines Hauses ins Auge zu fassen und altersgerechte Änderungen in der Ausstattung der eigenen vier Wände vorzunehmen. Dazu gehören Maßnahmen wie Stolperfallen zu beseitigen, um die Sturzgefahr zu reduzieren. Das heißt

  • Teppiche, Fußläufer und -matten zu entfernen oder sicher (= rutschfest) zu befestigen.
  • im Badezimmer auf einen rutschfesten Fußboden zu achten.
  • sich von überflüssigem Mobiliar, das den Platz verstellt und den Handlungsspielraum einengt, zu trennen.
  • nur ausgesprochen standfeste und ausreichend gesicherte Möbel in der Wohnung zu belassen.
  • bei Treppen einen zweiten Handlauf und eine gute Beleuchtung anzubringen.
  • unter Umständen den Einbau eines Treppensitzlifts in Auftrag zu geben.
  • eventuell eine Verbreiterung der Türen zu veranlassen, um mit einem Rollator oder Rollstuhl bequem durchzukommen.

Ebenso wichtig ist es, Hilfsmittel zu nutzen, die den Alltag erleichtern wie z.B.

  • dort Haltegriffe anzubringen, wo ein sicherer Halt nötig ist wie in der – am besten bodengleichen – Dusche, um gut rein- und raussteigen zu können, am WC zum leichteren Hinsetzen und Aufstehen oder an der Balkontür, um stolperfrei die Schwelle zu überschreiten.
  • im Vorzimmer einen Stuhl hinzustellen, der dem Hinsetzen beim Anziehen der Schuhe und dem Abstellen der Einkaufstaschen dient.
  • in der Küche die am häufigsten genutzten Utensilien und technischen Geräte in einer gut erreichbaren Höhe zu platzieren.

Nicht zuletzt macht es Sinn, das Mobiliar an die eigenen Bedürfnisse zu adaptieren:

  • Sitzmöbel sollten in ihrer Höhe dem Nutzer angepasst oder höhenverstellbar sein, damit das Aufstehen und Hinsetzen leichter geht.
  • Ebenso das WC und das Bett, das zudem auch von mehreren Seiten gut zugänglich sein und in seiner Nähe Abstellflächen, Steckdosen und Lichtschalter aufweisen sollte.
  • Bei den Fenstern ist darauf zu achten, dass sie frei zugänglich und leicht zu öffnen sind.

Hilfe gefragt?

Ist der Wohnraum nun auf altersabhängige Bedürfnisse abgestimmt, sollte man sich ehrlich eingestehen, was man an Alltagshandlungen noch imstande ist zu leisten und was nicht. Den Haushalt nicht mehr alleine zu meistern ist schließlich noch kein zwingender Grund, sein Zuhause verlassen zu müssen. Oft auch eine Pflegebedürftigkeit nicht, denn es gibt durchaus Hilfsangebote, um das tägliche Leben daheim zu bewältigen wie

  • soziale Dienste: z.B. Essen auf Rädern (Menü-Bringdienst), Fahrtendienste, Haushaltshilfen
  • Notrufdienste: diese Sicherheitsmaßnahme, bei der – z.B. nach einem Sturz – per Knopfdruck rund um die Uhr eine Notrufzentrale erreichbar ist und ein Funksender an einer Kette oder wie ein Armband getragen wird, eignet sich besonders für pflegebedürftige Personen, die tagsüber längere Zeit allein sind.
  • “Wohnen für Hilfe“: Der hilfsbedürftige Senior stellt einem Studenten Wohnraum zur Verfügung und erhält im Gegenzug von diesem Hilfe im Alltag (z.B. Erledigung von Einkäufen oder Behördenwegen, Mitarbeit im Haushalt).
  • betreutes Wohnen: Kombination aus einer altersgerechten Wohnsituation (z.B. Wohnanlage in der nach der ÖNORM B1610 barrierefreien Bauweise) und konkreten Betreuungsleistungen mobiler Sozial- und Gesundheitsdienste
  • eine ambulante Teilzeit- oder 24-Stunden-Betreuung, wie sie viele professionelle Pflegedienste von Hilfsorganisationen (z.B. Diakonie, Volkshilfe, Caritas, Hilfswerk, Sozial Global) anbieten

Häufig findet auch eine phasenweise oder tägliche Betreuung oder gar Rund-um-die-Uhr-Pflege durch Angehörige statt, wofür sich allerdings die Teilnahme an einem Pflegekurs sowie eine Unterstützung durch einen professionellen Dienst empfiehlt.

Alternative: Tagesbetreuung

Wenigstens ein Beibehalten der eigenen vier Wände erlaubt die sogenannte Tagesbetreuung, bei der in Tageszentren, d.h. teilstationären Einrichtungen, Senioren stundenweise eine bedarfsgerechte Pflege, Einzel- und Gruppenaktivitäten (z.B. Ausflüge, Veranstaltungen, Ergo- und Physiotherapie) sowie Beratungen geboten wird von Fachkräften wie Sozialarbeitern, Psychologen, Ergo- und Physiotherapeuten, Pflegepersonal etc. Die Tagesbetreuung entlastet betreuende Angehörigen, die beruflichen oder anderweitigen Verpflichtungen nachkommen müssen.

 

Weiterführende Links:
Kuratorium für Verkehrssicherheit: Seniorenunfälle: Wenn die eigene Wohnung zur Gefahr wird
Soziale Dienste Suche

 

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