Sexualprobleme: Sexualmedizin hilft Frau und Mann

Sex ist die natürlichste Sache der Welt. Fachkundige Hilfe suchen, wenn es im Bett nicht klappen will, anscheinend weniger. Schade. Denn Sexualprobleme sind behandelbare Lustkiller.

Ob in den Medien, auf Werbeplakaten, in Kinofilmen oder Büchern – das Thema Sexualität scheint allgegenwärtig und tabulos. Doch der Schein trügt. Auch in unserer angeblich aufgeklärten Zeit fehlt es bei vielen an elementaren Kenntnissen über die “schönste Nebensache der Welt“. Daraus resultieren Unsicherheiten, Scham und – Sexualprobleme. Mehr als 46 % der Frauen und 39 % der Männer sind zumindest vorübergehend in ihrem Leben damit konfrontiert (Quelle: Österreichische Akademie für Sexualmedizin). An der nötigen Hilfe mangelte es bislang aber meist.

Let´ s talk about sex

Unwissenheit und Unsicherheit verursachen verkrampfte, lustfeindliche Verhaltensweisen. Für guten Sex bedarf es aber einer gewissen Entspannung. Die Lösung heißt Aufklärung. Und zwar leicht verständliche, umfassende und fachkundige. Denn nur wer gut aufgeklärt ist, kann entspannt genießen. Dazu gehört zuallererst, über Beschaffenheit und Funktion der Geschlechtsorgane, Intimhygiene, Abläufe bei intimen Begegnungen u.a.m. Bescheid zu wissen. Außerdem, die eigenen erotischen Wünsche und die seines Partner/seiner Partnerin zu kennen und mit seinem Partner/seiner Partnerin darüber reden zu können. Und nicht zuletzt: bei Bedarf fachlich versierte Ansprechpartner zu kennen, die zu verschiedenen Facetten des Geschlechtslebens – inklusive Sexualproblemen wie z.B. Potenzstörungen oder Lustlosigkeit beraten bzw. Sexualprobleme behandeln.

Sexualität: komplexe Angelegenheit

Sexualität ist mehr als nur Geschlechtsverkehr oder Mittel zur Fortpflanzung. Schließlich spielt sie sich nicht nur in den Geschlechtsorganen ab. Das sexuelle Erleben und Verhalten wird vom Gehirn gesteuert und von Sinneseindrücken (z.B. Geruch) beeinflusst. Kommunikation spielt dabei eine Rolle, ebenso wie Emotionen, auch (z.B. kulturell bedingte) Vorstellungen darüber, wie Mann und Frau bzw. deren Sexualität sein sollten, falsche Erwartungen, Tabus, ja sogar Leistungsdenken. Das trägt nicht gerade zu lustfreundlicher Entspannung bei. Dementsprechend können sexuelle Funktionsstörungen nicht nur körperliche, sondern auch psychische und soziale Ursachen haben. Sie verunsichern und bewirken häufig ein ängstliches Vermeidungsverhalten. Sie können vom Beginn sexueller Aktivitäten an vorhanden sein oder sich nach einiger Zeit von “Normalität“ entwickeln, sich auf bestimmte Situationen oder PartnerInnen beschränken oder auch unabhängig davon bestehen.

Aktuelle Untersuchungen zeigen: Nur vier von zehn ÖsterreicherInnen bezeichnen ihr Sexualleben als erfüllend. Viele wünschen sich mehr und besseren Sex. Und: Viele ÖsterreicherInnen dürften sich im Bett mit dem eigenen Partner zumindest phasenweise langweilen: (Quelle: TABU Österreichs großer Sexreport). Davon lässt sich ableiten, dass Sexualprobleme hierzulande keine Seltenheit sind und ein Bedarf an fachkundiger Beratung und Hilfe vorhanden ist.

Sexualmedizin: kein Stiefkind der Heilkunde mehr

Sexualprobleme bzw. das dadurch beeinträchtigte Beziehungsleben erzeugen Leidensdruck und bringen Menschen dazu, Rat zu suchen. Dann stehen sie – vor allem, wenn sie Hemmungen haben, offen über intime Dinge zu sprechen – oft vor der Frage: „Wie sag ich´ s meinem Arzt?“ Aber auch so manche ÄrztInnen, die doch eigentlich mit allen körperlichen Strukturen und Funktionen vertraut sind, tun sich schwer, mit ihren PatientInnen über Themen wie vorzeitigen Samenerguss, Masturbation, Orgasmusschwierigkeiten u.a.m. zu sprechen. Ist doch Sexualmedizin kein verpflichtender Bestandteil der medizinischen Ausbildung, auch nicht für FrauenärztInnen oder UrologInnen bzw. AndrologInnen, an die sich Frauen bzw. Männer mit Problemen wie z.B. unerfüllter Kinderwunsch oder Erektionsstörungen in der Regel wenden.

Mit der Gründung der Akademie für Sexuelle Gesundheit (AfSG) hat sich nun vor einigen Jahren eine Fortbildungs- und Forschungseinrichtung etabliert, die interessierten MedizinerInnen, TherapeutInnen, Pflegepersonen usw. in diversen Workshops sexualmedizinisches Fachwissen zu unterschiedlichsten Facetten (z.B. Kinder und Sexualität, behinderte Sexualität u.v.a.m.) des Geschlechtslebens vermittelt. ÄrztInnen können darüber hinaus eine ÖÄK zertifizierte Spezialausbildung zur Sexualmedizin mit Diplom absolvieren.

Ab wann zum Arzt?

Wie für vieles Andere im Leben gilt auch in der Sexualität: Es läuft nicht immer alles nach Plan. Kommt es aber anhaltend zu belastenden Beschwerden, die die Lebensqualität beeinträchtigen, immer wiederkehren oder sich sogar verschlimmern, ist eine ärztliche Abklärung dringend ratsam.