Johanniskraut: mit Sonnenenergie gegen Seelentiefs

© panthermedia.net, Simone Voigt

Stimmungsaufheller müssen nicht aus dem Labor kommen, beweist eine Heilpflanze, die u.a. als natürliches Antidepressivum wirkt. Aber das Johanniskraut heilt auch Wunden, beseitigt Entzündungen und, und, und…

Leuchtend goldgelb wie die Sonnenstrahlen blüht von Juni bis September an Weg- und Waldrändern, Böschungen und sogar auf Schuttplätzen eine Pflanze, deren Heilkraft fürs Gemüt auch in der Schulmedizin außer Zweifel steht. Sie heißt – gemäß dem Johanni-Tag am 24. Juni – Johanniskraut und gehört zur Pflanzenfamilie der Hartheugewächse. Den Sommer über tanken ihre Blüten die Kraft des Sonnenlichts, um in trüben Tagen die positive Sonnenenergie depressiven Gemütern zuzuführen.

Heimisch ist das Johanniskraut in Europa, Nordafrika und Nordasien, wo es an sonnigen trockenen Stellen vor allem auf kalkhaltigen Böden wächst. Und zwar bis zu 100 cm hoch. Um seinen Stängel wachsen kleine ovale Blätter mit rötlich-braunen Punkten, die rotes Öl enthalten.

Hypericum perforatum nennt die Wissenschaft diese Pflanze. Der Volksmund kennt dafür noch viele andere Namen wie Hartheu, Alfblut, Blutkraut, Feldhopfenkraut, Frauenkraut, Gartheil, Hartenaue, Hergottsblut, Jageteufel, Jesuswundenkraut, Johannisblut, Johanniswurz, Konradskraut, Mannskraft, Teufelsflucht, Tüpfel-Hartheu, Tüpfel-Johanniskraut, Unserer Frauen Bettstroh oder Wundkraut.

Schwerpunkt Psyche und Wundheilung

Die Pflanzenheilkunde ordnet dem Johanniskraut abschwellende, adstringierende, antibakterielle,
beruhigende, blutbildende, blut- und schmerzstillende, entzündungshemmende, harntreibende, krampf- und schleimlösende sowie tonisierende Wirkungen zu. Dementsprechend gelten als Einsatzgebiete der Heilpflanze:

•    Erkrankungen der Atemwege: Bronchitis, Halsentzündung
•    Verdauungsprobleme: Appetitlosigkeit, Verdauungsschwäche, Magenbeschwerden, Darmentzündungen, Durchfall
•    Stoffwechselentgleisungen: Gicht, Rheumatismus
•    Harnwegsbeschwerden: Blasenentzündungen, Bettnässen
•    Frauenleiden: Gebärmutterkrämpfe, Endometritis (Gebärmutterschleimhautentzündung), Zyklusunregelmäßigkeiten, Menstruations- und Wechseljahrsbeschwerden
•    Schäden am Bewegungsapparat: Rückenschmerzen, Muskelzerrungen, Verrenkungen, Verstauchungen
•    Läsionen: Blutergüsse, Quetschungen, Wunden, Verbrennungen, Schrunden
•    Hautveränderungen: Geschwüre, Ekzeme, trockene Haut
•    Schmerzen: Kopf-, Narbenschmerzen, Migräne, Neuralgien (Nervenschmerzen)
•    Psychische Affektionen: Depressionen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Hypochondrie,
Angstzustände

Während heute viele der genannten Heileffekte des Johanniskrauts kaum groß genutzt werden, stehen seine stimmungsaufhellenden Einflüsse hoch im Kurs. So gilt die Pflanze – bei vier- bis sechswöchiger Anwendung und in hoher Dosierung – als wirksames Mittel zur Bekämpfung leichter und mittelschwerer Depressionen.

Ein zweites Gebiet, auf dem die gesundheitsförderlichen und wundheilenden Wirkungen des Johanniskrauts – genauer gesagt die seines leuchtend rotes Öls – sehr geschätzt werden, sind diverse Blessuren wie Muskelschmerzen, Zerrungen, Stichverletzungen, Quetschungen, leichte Verbrennungen, infizierte Wunden und andere Verletzungen.

Mit Sonnenkraft das Gemüt erhellen

Das pflanzliche Antidepressivum wurde bereits im Mittelalter (z.B. von Paracelsus) gegen Melancholie eingesetzt. Dieses Wissen ging verloren – bis Studien in den 1970er Jahren die antidepressive Wirkung des Johanniskrauts erneut bewiesen.

Auch wenn Schulmedizin und Kräuterheilkunde sich einig sind, dass Johanniskraut der Stimmungslage guttut, haben sie dazu doch einen etwas anderen Zugang: Während erstere den antidepressiven Effekt dem Inhaltsstoff Hypericin zuschreibt und nur hohe Mengen (täglich 900 mg bis 1800 mg Johanniskrautextrakt) als therapeutisch wirksam ansieht, hat die Pflanzenmedizin die Vorstellung, dass das Kraut das Sonnenlicht des Sommers speichern kann, um die darin enthaltene Freude dann in trüben Zeiten abzugeben, wozu auch Johanniskrauttee oder –tinktur genügen könnten.

Eine unkontrollierte Selbstmedikation mit der “sanften Alternative zur Chemie“ ist jedenfalls wenig ratsam, denn Depressionen sollten adäquat behandelt werden. Nicht in jedem Fall genügen dazu Johanniskrautpräparate, die nur gegen leichte und mäßige Stimmungstiefs helfen. Sie greifen zwar ebenso wie konventionelle Antidepressiva in den Stoffwechsel der Neurotransmitter Noradrenalin, Serotonin und Dopamin im Gehirn ein, doch je nach Herstellverfahren und Güte der verwendeten Pflanzenrohstoffe ist die Zusammensetzung der Präparate unterschiedlich und somit auch die Wirkungen der Extrakte.

Vorsicht Wechselwirkungen!

Ein weiterer Grund, warum eine Therapie mit Johanniskrautpräparaten nur nach ärztlichem Rat erfolgen sollte: Die Mittel können bei gleichzeitiger Anwendung anderer Medikamente die Wirkung derselben beeinflussen, denn Johanniskraut fördert die Bildung der P450-Cytochrome, das sind Enzyme, die am Abbau vieler Arzneien beteiligt sind. Mögliche Folge: Die Medikamente erleiden einen Verlust an Wirksamkeit. Es geht aber auch andersrum: Da Johanniskraut über ähnliche Mechanismen wirkt wie konventionelle Antidepressiva (Beeinflussung der Neurotransmitter), ist eine gegenseitige Verstärkung der Wirkungen zu erwarten.

Möglich: Photosensibilisierung

Sonnenlicht bzw. eine Lichttherapie gilt zwar auch als Mittel gegen depressive Verstimmungen, doch während einer Behandlung mit Johanniskraut ist eine intensive UV-Bestrahlung (lange Sonnenbäder, Höhensonne, Solarien) zu vermeiden. Der Grund: Die Pflanze kann – selten aber doch – die Haut photosensibilisieren (empfindlich machen gegenüber Licht), was sich mit sonnenbrandähnlichen Hautveränderungen bemerkbar macht.

 

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