Hopfen: Balsam für die Nerven

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Hopfen und Malz, Gott erhalt‘ s. Diesen Wunsch hegen außer den Bierbrauern und -trinkern sicherlich auch Hektiker und Schlaflose. Denn Hopfen stellt einen wichtigen Bestandteil vieler Beruhigungstees dar. Und weist auch noch andere gesundheitsförderliche Eigenschaften auf.

Hopfen verleiht dem Bier seinen charakteristischen Geschmack, macht es herb und haltbar sowie sorgt für dessen beruhigende Wirkung, wie wohl jeder weiß. Dass er auch für medizinische Zwecke genutzt wird, ist weniger bekannt. Schade. Denn das Hanfgewächs macht nicht nur diversen nervösen Beschwerden den Garaus, sondern auch so manchen Bakterien, vielleicht auch Krebszellen.

Rankendes Hanfgewächs

Der in gemäßigten Zonen Eurasiens und Teilen Nordamerikas heimische Hopfen ist eine bis zu acht Meter hoch wachsende, sich im Uhrzeigersinn windende Kletterpflanze, die vor allem in stickstoffreichen, genügend feuchten Böden an Waldrändern, Ufern, Lichtungen und Gebüschen in Gruppen gedeiht. In ihren Anbaugebieten (z.B. in der bayerischen Hallertau) rankt sie sich an Gestellen hoch.

Das zweihäusige (diözische; es gibt weibliche und männliche Exemplare) Hanfgewächs mit dem wissenschaftlichen Namen Humulus lupulus (von lat.: lupus = Wolf, weil der Hopfen beim Wachsen alles andere umschlingt und so andere Pflanzen “ermordet“) besitzt etwa handgroße, gegenständig angeordnete, drei- bis fünflappige, gezackte, mit vielen kleinen Borsten bestückte, deshalb raue Blätter sowie breite, eiförmige Nussfrüchte. Seine rechtswindenden, mit Klimmhaaren besetzten, daher rauen Stängel treiben jedes Jahr aus dem Wurzelstock neu aus.

Der Hopfen, den der Volksmund auch Hoppen, Hopf, Bierhopfen, Gemeiner Hopfen, Hecken-Hopfen, Weiden-Hopfen, Hopfenzapfen, Hoppen, Hupfen oder Zaunhopfen nennt, blüht im Juli und August mit etwa fünf Millimeter kleinen Blüten. Wobei die unauffälligen, grünlich-weißen männlichen Blüten in lockeren Trugdolden hängen und die dichten, in Scheinähren stehenden weiblichen Blüten sich zu den typischen grüngelben Ähren (Zapfen, Dolden, Lupuli strobulus) entwickeln, die – im unbefruchteten Zustand – im Spätsommer geerntet und zum Bierbrauen sowie in der Heilkunde verwendet werden. Wohingegen man die männlichen Pflanzen aus den Kulturen entfernt. Die Tragblätter der Blüten verfügen über orangegelbe Drüsen (“Hopfendrüsen“, Lupuli glandula, erzeugen Lupulin), die die als Arzneien genutzten Inhaltsstoffe enthalten.

Breites Wirkungsspektrum

Antibakteriell (Humulon, Lupulon), beruhigend (bei der Lagerung oder im Körper aus Humulon und Lupulon entstehendes 2-Methyl-3-buten-2-ol), blutreinigend, entzündungshemmend, milch-, schlaf-(Humulon, Lupulon) und verdauungsfördernd (Bitterstoffe), schmerzstillend, krampflösend und tonisierend soll der Hopfen wirken. Deshalb setzt ihn die Volksheilkunde ein bei

  • Unruhe- und Angstzuständen, nervlicher Überlastung, vegetativer Dystonie
  • Schlafstörungen, sexueller Übererregbarkeit, Priapismus (Dauererektion)
  • Appetitmangel, nervösen Magenbeschwerden, nervösem Durchfall, Magen- und Darmkrämpfen, Verstopfung
  • nervösen Herzbeschwerden (z.B. Herzklopfen),
  • Kopfschmerzen (z.B. Migräne) und Neuralgien (Nervenschmerzen)
  • Miktionsbeschwerden, Blasenentzündungen und -steinen, einer Reizblase, nächtlichem Einnässen
  • Menstruationsstörungen/-beschwerden und Wechseljahrsbeschwerden
  • Haarausfall, Wunden, Geschwüren und Furunkeln
  • Fieber und Heiserkeit
  • Bluthochdruck oder Entkräftung

Hopfenzubereitungen sollen auch gegen einen Mangel an weiblichen Hormonen (Östrogene) helfen, da sie Phytoöstrogene enthalten. Doch führen diese östrogenähnlichen Stoffe – im Übermaß genossen – für eine Zunahme des Bauchumfangs (“Bierbauch“) bzw. Entstehung einer weiblichen Brustform bei Männern (z.B. bei erhöhtem Bierkonsum).

Laborversuche lassen vermuten, dass der Hopfen auch antioxidative, entgiftende, antibiotische, antimutagene (Hemmung der Entstehung von Genschäden) und antikanzerogene (Hemmung der Krebsentstehung) Effekte besitzt bzw. die Wirkung von Antibiotika und Chemotherapeutika verstärkt.

Für all diese Eigenschaften sorgen Inhaltsstoffe wie Hopfenbitterstoffe (Humulon, Lupulon), ätherische Öle (Humulen, Caryophyllen), Harze, Campesterol, Phytohormone (Stigmasterol, Beta-Sitosterol), Eugenol, Farnesol, Isovaleriansäure, Chalkone (Xanthohumol), Flavonoide, Gerbstoffe (Gerbsäure), Methylbutenol, Vorstufen von Proanthocyanidinen (Pflanzenfarbstoffe) und Polysaccharide.

Die Traditionelle Chinesischen Medizin (TCM) nutzt den Japanischen Hopfen (Humulus scandens) zur Behandlung von Tuberkulose, Durchfall und chronischen Dickdarmentzündungen, vermutlich, weil sie auf das Immunsystem regulierende Wirkmechanismen dieser Hopfen-Art baut.

Vor allem beruhigend

Heute wird der Hopfen – oft kombiniert mit verschiedenen anderen entspannenden Heilpflanzen (Baldrian, Melisse, Passionsblume, Lavendel u.a.) – medizinisch vorwiegend als Schlaf- oder Beruhigungsmittel genutzt.

Etwa in Form von Hopfenkissen, die sich auch zur Beruhigung von Kleinkindern und Säuglingen bei Schlafstörungen, Unruhezuständen oder Angststörungen eignen: 500 Gramm getrocknete Hopfenzapfen in eine Kissenhülle füllen und das Kissen ins Kinderbett legen. Die Füllung nach rund einer Woche erneuern. Demselben Zweck dienen Vollbäder mit Hopfen, kombiniert mit Baldrianwurzel, Melissenblättern oder Passionsblumenkraut.

Anwendungsformen

Angeboten wird Hopfen meist in Form von Tees, Tinkturen oder auch Dragees. Apotheken verkaufen die weiblichen Hopfenzapfen geschnitten, als Pulver zur Teezubereitung oder als Trockenextrakt in Tablettenform. Auch als Badezusatz und in der Aromatherapie findet der Hopfen Verwendung.

Zwecks Zubereitung eines Hopfentees übergießt man einen Teelöffel Hopfenzapfen mit einem Viertelliter kochenden Wasser, lässt den Tee fünf bis zehn Minuten ziehen und seiht ihn dann ab. Eine Stunde vor dem Schlafengehen getrunken sorgt er für wohliges Schlummern.

Eine Gurgellösung erhält man, wenn man eine Handvoll Hopfenzapfen mit einem Liter kalten Wasser ansetzt, langsam aufkocht, 15 Minuten ziehen lässt, abseiht und abkühlen lässt.

Eine Hopfentinktur gewinnt man, indem man 10 Gramm frische Zapfen in einem Viertelliter 70 %-igem Alkohol ansetzt, in einer dunklen Flasche eine Woche lang ziehen lässt, abseiht und in einer dunklen Flasche aufbewahrt. Ein Teelöffel davon, unverdünnt am Abend genossen, und schon hält das Sandmännchen Einzug.

Bitte beachten

Es sind zwar keine Nebenwirkungen von eingenommenem Hopfen bekannt, doch kann die Berührung frischer Hopfenzapfen eine allergische Reaktion auslösen (“Hopfenpflückerkrankheit“). Vorsichtshalber sollte man aufgrund des Mangels an Studien zur Unbedenklichkeit und der östrogenen Wirkungen von Hopfen Abstand nehmen, ihn zu verwenden

  • während der Schwangerschaft und Stillzeit
  • bei Kindern unter 12 Jahren
  • bei einer Überempfindlichkeit gegenüber Hopfen

Möglicherweise beeinträchtigt Hopfen auch die Fahrtüchtigkeit, weshalb man das Auto nach seiner Einnahme besser stehen lässt.

 

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