Knochendichtemessung: Osteoporose entdecken und kontrollieren

Feste Knochen sind stabil. Solche mit Knochenschwund weniger. Die brechen darum leicht. Deswegen sollte man wissen, wie es um die Knochendichte bestellt ist. Das verrät die Densitometrie (Knochendichtemessung). Mit ihrer Hilfe kann man feststellen, ob eine Osteoporose vorliegt und wenn, in welchem Ausmaß die Knochensubstanz zurückgeht, d.h. ob ein gesteigertes Frakturrisiko besteht.
Der Knochenschwund (Osteoporose) hat sich längst zu einem Volksleiden, vorwiegend (aber nicht ausschließlich!) von Frauen ab der Menopause (knochenaufbauendes Hormon Östrogen fällt weg), entwickelt. Was dabei geschieht? Es kommt zum Abbau von Knochensubstanz, deren Mineralgehalt abnimmt, sodass die Knochen instabil werden und – allen voran die Wirbelkörper und Oberschenkelhälse – leichter brechen. Oft mit Folgen wie Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Invalidität. Deshalb kommt einer frühzeitigen Entdeckung der Osteoporose eine besondere Bedeutung zu. Das geschieht – nebst sorgfältiger Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und der Bestimmung gewisser Blutwerte – mithilfe der Knochendichtemessung (Osteodensitometrie, Densitometrie), die meist als Niedrigdosis-Röntgenuntersuchung (DEXA) durchgeführt wird. Sie gilt als Standarduntersuchung zur Aufdeckung einer verminderten Knochendichte.
Hinweise auf eine Osteoporose – Gründe für eine Knochendichtemessung
Eine Densitometrie (lat.: densus = dicht; griech.: metra = Maß) sollte vor allem dann veranlasst werden, wenn der Verdacht auf eine krankhafte Abnahme der Knochendichte (Verhältnis der mineralisierten Knochensubstanz zu einem definierten Knochenvolumen) besteht bzw. Umstände gegeben sind, die auf einen bereits existenten Knochenschwund hinweisen wie z.B.
- Knochenbrüche (v.a. nach dem 50. Lebensjahr), insbesondere solche unklarer Ursache
- eine schlechte Heilungstendenz nach Knochenbrüchen
- Knochenschmerzen
- ein Rundrücken
Aber auch Risikofaktoren, die gerne zu einer Osteoporose führen, sollten – vor allem, wenn mehrere gleichzeitig vorhanden sind – eine Knochendichtemessung nach sich ziehen. Dazu zählen etwa
- ein hohes Alter: eine vorsorgliche Densitometrie ab dem 65. Lebensjahr erscheint sinnvoll.
- ein geringes Körpergewicht
- ein Bewegungsmangel
- ein übermäßiger Alkoholkonsum und oder Nikotinabusus
- eine Mangelernährung (z.B. Kalzium- oder Vitamin-D-Mangel, Magersucht, Erkrankungen des Verdauungstrakts mit beeinträchtigter Nährstoffaufnahme)
- eine früh einsetzende Menopause
- eine Häufung von Osteoporosefällen oder Oberschenkelhalsbrüchen bei Blutsverwandten
- bestehende Krebsleiden
- vorhandene Hormonstörungen wie z.B. ein Cushing-Syndrom (Cortisolüberproduktion) oder eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
- stattgefundene Organtransplantationen
- die Behandlung mit Medikamenten, die einen Knochensubstanzabbau fördern wie z.B. eine Kortison-Dauertherapie
Darüber hinaus dienen Knochendichtemessungen zur Beurteilung der Wirksamkeit einer Osteoporosetherapie. Die Abstände der auf die Erstuntersuchung folgenden Messungen richten sich nach dem Ergebnis der ersten Messung, der Ursache einer Osteoporose und der ärztlichen Empfehlung.
Ablauf und Ergebnis einer DEXA
Bei der in Krankenhäusern oder darauf spezialisierten Instituten durchgeführten DEXA (Dual-energy X-Ray-Absorptiometrie = Doppel-Energie-Röntgen-Absorptiometrie, DXA, Zweispektren-Röntgenabsortiometrie) werden zwei unterschiedlich starke Röntgenstrahlen durch die zu untersuchenden Körperstellen (sollten frei von Metallimplantaten sein) gesendet und je nach Mineralgehalt des von den Strahlen durchdrungenen Knochens abgeschwächt, woraus sich der Dichtewert berechnet. Sie ist schmerzlos und erfordert keine speziellen Vorkehrungen, außer dass am Körper getragene Metallgegenstände davor entfernt werden müssen, um die Messergebnisse nicht zu verfälschen. Die Untersuchung erfolgt im Liegen. Gemessen wird üblicherweise die Knochendichte in der Lendenwirbelsäule und an einem Schenkelhals – dort, wo die häufigsten osteoporotischen Knochenbrüche auftreten.
Die Untersuchung liefert Informationen über den Mineralgehalt der vermessenen Knochen, bezogen auf eine Fläche in g/cm2 (Knochenmineraldichte = bone mass density = BMD, Flächendichte). Die erhaltenen Werte werden mit den Standardwerten knochengesunder junger Erwachsener verglichen und die ermittelte Differenz als sogenannter T-Score (T-Wert) angegeben. Zeigt er einen Wert höher als -1, entspricht das einem Normalbefund. Bei Werten zwischen -1 und -2,5 liegt eine Osteopenie (Osteoporose-“Vorstufe“), bei Werten unter -2,5 eine Osteoporose (ohne Frakturen = “präklinische Osteoporose“, gleichzeitiges Vorliegen eines oder mehrerer Brüche = “manifeste Osteoporose“) vor.
Darüber hinaus lässt sich der sogenannte Z-Wert errechnen, der angibt, wie groß die Abweichung zu gesunden Testpersonen des gleichen Alters ist, d.h. ob der Knochenabbau über den für das jeweilige Alter natürlichen Schwund hinausgeht und eine Therapie notwendig macht. Denn die Knochendichte nimmt natürlicherweise auch bei Gesunden mit zunehmenden Jahren etwas ab, aber selbstverständlich nicht im selben Ausmaß wie bei einer Osteoporose. Demnach bedeutet ein Z-Wert größer als -1 das Vorhandensein einer zwar verringerten, aber alterstypischen Knochendichte (“normale Alterserscheinung“), die üblicherweise keiner Therapie bedarf.
Die Methode, die einer Weiterentwicklung der inzwischen kaum noch verwendeten Einzel-Energie-Röntgen-Absorptiometrie (Single Energy X-Ray Absorptiometry, SXA) entspricht, gewährleistet genaue und zuverlässige Messergebnisse. Doch kann es vor allem bei Senioren mit ausgeprägten Abnutzungserscheinungen im Bereich der Lendenwirbelsäule und/oder Verkalkungen der Hauptschlagader, die einen zu hohen Knochenmineralgehalt vortäuschen, zu wenig verwertbaren Resultaten kommen.
Andere Messverfahren
Zur Knochendichtemessung stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die sich hinsichtlich Aussagekraft, Aufwand und auch Kosten unterscheiden. Den meisten gemeinsam ist, dass dabei Röntgenstrahlen zum Einsatz kommen. Es geht aber auch mit Ultraschall. Hier ein kleiner Überblick über die Techniken:
Quantitative Computertomographie (QCT): Diese Röntgenschichtaufnahme im Lendenwirbelsäulenbereich, die vorwiegend bei speziellen Fragestellungen zum Einsatz kommt, ermöglicht die getrennte Vermessung der Knochendichte der Knochenaußenschicht und der stoffwechselaktiveren Knochenbälkchen, woraus sich Veränderungen des Knochenstoffwechsels besser erkennen lassen. Sie erlaubt die Bestimmung der physikalischen Dichte von Knochen und Beurteilung ihrer (Biege-)Festigkeit, ist jedoch mit einer deutlich höheren Strahlenbelastung verbunden als die DEXA. Von ihr gibt es eine Variante, die periphere quantitative Computertomographie (pQCT), bei der die Knochendichtemessung am Unterarm statt an der Lendenwirbelsäule erfolgt, was eine geringere Strahlenbelastung bedeutet, aber nur eine örtlich begrenzte Knochendichtemessung ermöglicht. Hierbei ebenfalls zu berücksichtigen ist, dass bei der Unterarmmessung die Werte häufig höher liegen als etwa bei einer Wirbelsäulenmessung.
Periphere Densitometrie: Sie kann mit verschiedenen Methoden (DXA, SXA, pQCT) durchgeführt werden, findet aber nicht an Orten statt, wo klinisch bedeutsame Knochenbrüche geschehen wie dem Oberschenkelhals oder der Lendenwirbelsäule, sondern an anderen Stellen, meist am Unterarm. Sie macht dann Sinn, wenn infolge von Wirbelkörper- oder Schenkelhalsbrüchen die Aussagekraft einer konventionellen Densitometrie nicht gewährleistet ist.
Konventionelles Röntgenbild: Auf einem herkömmlichen Röntgenbild lassen sich zwar Brüche und eventuell Ursachen für plötzlich auftretende Schmerzen wie z.B. degenerative Veränderungen (“Abnützungserscheinungen“ wie etwa Arthrosen) erkennen. Es eignet sich jedoch nicht zur exakten Diagnostik einer Osteoporose, weil sich darauf erst dann osteoporotische Erscheinungen zeigen, wenn bereits mindestens 30 Prozent der Knochensubstanz verloren gegangen sind. Es findet aber als ergänzende Untersuchung seine Berechtigung, wenn z.B. bei älteren Menschen aufgrund degenerativer Wirbelsäulendefekte die DEXA-Messungsergebnisse verfälscht in Richtung zu guter Werte erscheinen.
Quantitativer Ultraschall (QUS): Die Vorteile dieser meist am Fersenbein oder den kleinen Fingerknochen angewandten Methode liegen einerseits im recht geringen apparativen Aufwand. Andererseits darin, dass sie ohne Strahlenbelastung durch Röntgenstrahlen arbeitet. Stattdessen nutzt sie die als risikofrei geltenden Ultraschallwellen, um festzustellen, wie stark die den jeweiligen Knochen durchdringende Schallenergie durch dessen Dichte abgeschwächt wird. Allerdings ist die Methode nicht ausgereift genug, um standardmäßig eingesetzt werden zu können, weil es an Erfahrungswerten und damit der nötigen Interpretationssicherheit vor allem hinsichtlich des vorhandenen Frakturrisikos fehlt.
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Datum: 17. August 2016
Kategorien: Muskeln, Knochen, Gelenke