Sanfte Darmspiegelung durch moderne Geräte

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Darmkrebs, immerhin eine der häufigsten Krebsformen, ließe sich durch eine Darmspiegelung frühzeitig entdecken und damit heilen. Wäre da nicht die Angst vor der Untersuchung, die viele von der wichtigen Vorsorgemaßnahme abhält. Großteils unbegründet, denn heute gibt es hierfür moderne Geräte und sanfte Varianten der Darmspiegelung (z.B. virtuelle Coloskopie). 

Ab dem 50. Lebensjahr können alle Österreicherinnen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung zwecks Darmkrebs-Früherkennung kostenlos eine Darmspiegelung (Coloskopie, Colonoskopie, Koloskopie, Kolonoskopie) in Anspruch nehmen. Davon machen zu wenige Gebrauch, obwohl das colorektale Karzinom bei Männern die dritt- und bei Frauen die zweithäufigste Krebsform darstellt. Und oft erst erkannt wird, wenn der Tumor die Organgrenzen bereits überschritten hat, was die Heilungs- und Überlebenschancen verringert. Vermeidbar, denn eine Darmspiegelung kann bösartige Tumore frühzeitig aufspüren. Das ist nicht nur in puncto Erkennung eines bereits bestehenden Dick- oder Enddarmkarzinoms von Bedeutung, sondern auch für regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei primär gutartigen Erkrankungen, die dazu neigen, zu Darmkrebs zu entarten wie die familiäre adenomatöse Polyposis oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z.B. M. Crohn, Colitis ulcerosa). Weitere Gründe, außerhalb der Vorsorgeuntersuchung eine Coloskopie zu veranlassen, sind Symptome wie:

  • sichtbare Blutauflagerungen auf dem Stuhl oder Nachweis von Blut im Stuhl
  • wechselnde (alternierend Durchfall und Verstopfung) oder veränderte (z.B. fortschreitende Verstopfung, bleibender Durchfall) Stuhlgewohnheiten
  • chronische Bauchschmerzen
  • ein Gewichtsverlust oder eine Anämie (Blutarmut) ungeklärter Ursache

Vor der Coloskopie

Voraussetzung für die Durchführung der Coloskopie ist – neben einer gründlichen Anamnese, Voruntersuchung mit rektaler Austastung (Erkennung ev. Hindernisse wie z.B. Narben im Enddarm) und ausführlichen Aufklärung des Patienten über den Ablauf und mögliche Komplikationen der Darmspiegelung – eine intensive Reinigung des Darms, damit jeder Abschnitt des Colons (Dickdarm) gut eingesehen werden kann. Zu diesem Zweck erfolgt rund 24 Stunden vor der Untersuchung eine möglichst vollständige Darmentleerung mit Hilfe eines der speziellen abführenden Präparate, die sich in puncto Geschmack, Trinkmenge und empfohlenem Trinkschema unterscheiden.

Da nur ein ordentlich gesäuberter Darm garantiert, dass auch winzige verdächtige Veränderungen (z.B. kleine Polypen) erkannt und ggf. entfernt werden können, gehört zur sorgfältigen Vorbereitung ebenso das Einhalten bestimmter Ernährungsrichtlinien. Drei Tage vor der Endoskopie empfiehlt sich ballaststoffarme Kost und reichliche Flüssigkeitszufuhr. Zu vermeiden sind Vollkornprodukte, Körner (z.B. Müsli), Blattsalate, Paprikaschoten, Pilze und kernhaltiges Obst oder Gemüse (z.B. Kiwis, Tomaten, Weintrauben). Am Vortag der Coloskopie ist ein leichtes Frühstück (z.B. Weißbrot) und mittags eine klare Brühe erlaubt. Ab dann ist der Verzicht auf jegliche Nahrungzufuhr (gestattet ist: Trinken von Tee, Wasser, klarer Brühe) angesagt. Ob es mit der Darmreinigung gut geklappt hat, verrät das zuletzt ausgeschiedene Darmwasser. Es sollte gelblich und klar sein. Hat die Vorbereitung nicht wunschgemäß funktioniert, muss der Untersucher vor der Spiegelung darüber informiert werden. Dann kann u.U. ein Einlauf helfen.

Ablauf der Darmspiegelung

Die rund halbstündliche Untersuchung erfolgt mit einem Endoskop (mit einem optischen System und einer Beleuchtungsquelle ausgestattetes röhren- oder schlauchförmiges Instrument zur Untersuchung von Hohlorganen), das eigens auf die Darmspiegelung ausgerichtet ist und daher Koloskop (Kolonoskop) heißt. Der flexible und damit krümmbare, dünne und etwa 130 cm lange Schlauch kann sich den Windungen des Darms gut anpassen und besitzt Arbeitskanäle für Spül- und Absaugevorrichtungen (Stuhlreste, Spülflüssigkeit) bzw. zum Einführen chirurgischer Instrumente (Zangen, Schlingen) zwecks Entnahme von Gewebeproben, Entfernung von Darmpolypen (= potenzielle Krebsvorstufe) oder Blutstillung. An der vom Untersucher in alle Richtungen lenkbaren Schlauchspitze befindet sich die Optik. Die von ihr aufgenommenen Bilder werden auf einen Monitor übertragen und können gespeichert werden.

Bei der Darmspiegelung wird das Koloskop möglichst durch den ganzen Dickdarm bis zum Ileum (letzter Teil des Dünndarms) vorgeschoben und danach langsam zurückgezogen, um die gesamte Schleimhaut gründlich auf Veränderungen hin zu inspizieren. Dabei liegt der Patient meist mit leicht angewinkelten Beinen auf der linken Seite (ev. Lagewechsel zwecks besserer Passage der Darmwindungen). Zur Gewährleistung optimaler Sichtbedingungen und Vermeidung von Verletzungen wird über das Endoskop Luft oder CO2 in den Darm geleitet, um die gefaltete Schleimhaut zu glätten. Deshalb machen sich während und nach der Untersuchung oft ein Völlegefühl und Blähungen bemerkbar. Das kann als unangenehm bis schmerzhaft empfunden werden.

Was macht Angst vor einer Darmspiegelung?

Die Vorbereitungsprozedur kann als belastend erlebt werden, z.B. aufgrund der großen Trinkmenge, die bei manchen Präparaten vorgeschrieben ist und/oder deren unwillkommenem Geschmack.

Die Untersuchung selbst erfordert Nacktheit in einer intimen Region, was – individuell verschieden  ausgeprägt – Schamgefühle hervorruft, die es zu überwinden gilt.

Vor allem aber werden eventuelle Schmerzen (z.B. infolge der Luft-Insufflation oder das Bewegen des Endoskops bei Darmverwachsungen oder -verdrehungen) gefürchtet. Zudem potenzielle Komplikationen wie z.B. Infektionen, Blutungen oder Verletzungen der Darmwand bis hin zur Perforation. Oder mögliche unerwünschte Begleiterscheinungen wie z.B. Herz-Kreislauf-Probleme (Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen).

Warum die Scheu meist unbegründet ist

Zur Vorbereitung stehen mehrere Abführmittel zur Verfügung – mit unterschiedlicher erforderlicher Trinkmenge und Geschmacksrichtung, die man übrigens mit ein wenig Fruchtsaft aufbessern kann.

In puncto Darmspiegelung ist zu sagen, dass sie nicht “auf Biegen und Brechen“ durchgeführt, sondern vorzeitig abgebrochen wird, wenn z.B. sich starke Schmerzen einstellen, schwere Darmveränderungen (z.B. Verengungen, floride Entzündungen) vorliegen oder die Darmentleerung nicht erfolgreich war. Tatsächliche Komplikationen einer Coloskopie treten nur selten auf. Das Risiko dafür variiert mit dem Allgemeinzustand des Patienten, seinem Alter und Vorerkrankungen sowie der Art der Darmspiegelung (vorsorglich oder therapeutisch, z.B. zur Polypentfernung).

Wichtig ist es, auf Qualität (z.B. klar definierte Hygienebestimmungen) und Sanftheit der Untersuchung zu achten, etwa durch Aufsuchen eines Arztes (Facharzt für Innere Medizin mit Zusatzfach Gastroenterologie oder Facharzt für Chirurgie) oder einer Klinik mit dem “Vorsorge-Coloskopie-Qualitätszertifikat”. Dieses beinhaltet die Möglichkeit, die Darmspiegelung unter Sedierung bzw. Sedoanalgesie (Beruhigungsmittelgabe) oder in leichter Narkose durchzuführen. Das nimmt die Angst vor Unannehmlichkeiten der Untersuchung. Zudem sind moderne Koloskope sehr biegsam und dünn (etwa 1,2 Zentimeter).

Alternative: virtuelle Koloskopie

Bei der virtuellen Koloskopie (CT-Koloskopie, CT-Kolonographie, seltener: MR-Koloskopie, MR-Kolonographie) werden mit Hilfe hochauflösender Computer- oder Magnetresonanz-Tomographen und spezieller Computerprogramme zwei- und dreidimensionale Bilder des Darms angefertigt. Die Vorbereitung gleicht derjenigen einer konventionellen Coloskopie. Auch eine Gaseinblasung (CO2) in den Darm findet bei der CT-Kolonographie mit Hilfe eines Rektalkatheters (kurzer Schlauch im Enddarm) statt, bei der MR-Kolonographie eine Darmfüllung mit Gadolinium hältigem Wasser. Die Aufnahmen finden in Rücken- und Bauchlage statt und dauern nur rund fünfzehn Minuten. Vorteile: Die virtuelle Koloskopie ist schmerzfrei, sehr komplikationsarm und auch bei Veränderungen (z.B. Darmverengungen), die keine konventionelle Darmspiegelung erlauben, einsetzbar. Sie gestattet zudem eine Bewertung der Darmwand und anderer Organe im Bauchraum.

Nachteile: Krankhafte Veränderungen (z.B. Polypen) können nicht – wie bei der konventionellen Coloskopie – entfernt werden, besonders kleine Veränderungen auch unentdeckt bleiben. Außerdem erfolgt bei der CT-Koloskopie eine – wenn auch mäßige – Strahlenbelastung.

Erst im Kommen: Kapsel-Koloskopie

Ein garantiert schmerzfreies und schonendes, sich gerade etablierendes Verfahren ist die (Mini-) Kapsel-Endoskopie, bei der eine winzige Kamera, eingebaut in eine Kapsel, deren Ausmaß kaum die einer größeren Tablette übersteigt, geschluckt wird und Video-Aufnahmen aus dem Verdauungstrakt, also von der Speiseröhre bis zum Enddarm, liefert. Sie werden per Funk an ein am Körper befestigtes Aufnahmegerät übertragen und später – zeitintensiv – ärztlich ausgewertet. Nach rund 10 bis 12 Stunden verlässt die Kapsel auf natürlichem Weg, d.h. per Stuhlgang, den Organismus. Die “Darmspiegelung zum Schlucken“ bietet neben der angenehmen Anwendung den enormen Vorteil, dabei problemlos alltägliche Tätigkeiten verrichten zu können. Wesentliche Nachteile sind die bislang fehlende Gewissheit, dass sie alle Veränderungen erfasst und keine therapeutischen Eingriffe ermöglicht. Außerdem erfordert sie eine besonders gründliche Darmentleerung, da sonst die Kamera verunreinigt wird und keine (brauchbaren) Bilder sendet.

 

Weiter führende Links:
Ärzte mit Qualitätszertifikat für sanfte Koloskopie
Video Coloskopie
Statistik Austria: Darmkrebs

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