Darmverschluss: Anzeichen eines Ileus erkennen ist lebenswichtig
Kann der Darm seinen Inhalt, d.h. den Nahrungsbrei, nicht weitertransportieren, nennt man diesen Zustand Darmverschluss (Ileus). Dann ist sofortiges Handeln angesagt, denn zu seiner Therapie ist meistens eine Operation nötig.
Kommt die Darmpassage zum Stillstand, ist das ein ernstes Ereignis. Denn dann entsteht ein Ileus (griech.: eilein = einschließen), der unbehandelt tödlich enden kann. Einzig richtige Maßnahme ist in diesem Fall die unverzügliche Einweisung in ein Krankenhaus. Um rechtzeitig und richtig zu handeln gilt es aber zunächst zu erkennen, dass ein Darmverschluss vorliegt. Was nicht immer einfach ist, da ein Ileus oft mit eher unspezifischen Beschwerden bzw. einer Vorstufe (Subileus: inkompletter Verschluss) beginnt.
Was weist auf einen Ileus hin?
Das hängt von der Art des Darmverschlusses ab. Liegt ein mechanischer, d.h. durch ein Passagehindernis bedingter Ileus vor, ist das vor allem mit Koliken (krampfhafte Bauchschmerzen) verbunden, weil der Darm zunächst versucht, durch verstärkte Peristaltik die Blockade zu überwinden. Weder Stuhl noch Winde können abgehen. Stattdessen kommt es zu Nausea (Übelkeit), Aufstoßen (Rülpsen, Ructus) und – umso früher je höher im Darmkanal der Verschluss sitzt – zur Emesis (Erbrechen) bzw. Kopremesis (Miserere, Koterbrechen).
Ein funktioneller (paralytischer, spastischer) Ileus, der auf einer Lähmung oder Verkrampfung der Darmmuskulatur beruht, zeigt sich eher mit einem weniger intensiven Dauerschmerz, Blähungen und Erbrechen. Allerdings: Zwischen den beiden Arten von Darmverschluss besteht insofern keine strenge Trennung als ein fortschreitender, d.h. unbehandelter mechanischer Ileus letztendlich zu einer Darmparalyse (Darmlähmung) führt. Diese Kombination heißt gemischter Ileus.
Was verursacht einen mechanischen Ileus?
Folgende Vorgänge verhindern, dass verdaute Nahrung den Darmausgang erreicht:
- eine Obstruktion (Verengung) des Darmlumens, z.B. durch einen Tumor, entzündliche Veränderungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Divertikulitis) etc.
- eine Obturation (Verstopfung) des Darmlumens, z.B. durch verschluckte Fremdkörper, Parasiten, Mekonium (Stuhl Neugeborener, v.a. bei Säuglingen mit zystischer Fibrose), große Gallensteine oder Kotballen..
- eine Strangulation (Abschnürung) des Darms, z.B. durch Briden (Verwachsungsstränge) oder Adhäsionen (Verklebungen), die manchmal Darmteile an andere Darmabschnitte oder Organe fixieren. Solche Veränderungen treten gern nach chirurgischen Eingriffen im Bauchraum – v.a. am Dickdarm und Unterleib – auf. Das ist in den Industrienationen die häufigste Ileusursache. Ähnlich wirken inkarzerierte Hernien (eingeklemmte Bauchwandbrüche), die häufigste Ileusursache in den Entwicklungsländern. Außerdem – vor allem bei Säuglingen – ein Volvulus (Darmverdrehung) oder eine Invagination (Intussuszeption), die Einstülpung eines Darmsegments in das darauffolgende.
- eine Okklusion bzw. Kompression (Einengung bzw. Zusammendrücken von außen) des Darms, z.B. durch Eiteransammlungen, Tumore, Metastasen (Tochtergeschwülste) oder Endometrioseherde im Bauchraum.
Wodurch kommt ein funktioneller Ileus zustande?
Eine massive Beeinträchtigung der Darmmotilität (Peristaltik, Bewegungsfähigkeit) kann auftreten:
- bei entzündlichen Veränderungen im Bauchraum wie Abszessen oder einer Peritonitis (Bauchfellentzündung), z.B. im Rahmen einer Darmperforation oder einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung usw.
- nach chirurgischen Eingriffen (postoperativer paralytischer Ileus).
- infolge einer Vergiftung (z.B. Sepsis, Urämie, Opiat-Intoxikation).
- als Ausdruck einer Ischämie (Minderdurchblutung) des Darms, z.B. bei einem Mesenterialinfarkt (Verschluss eines den Darm versorgenden Blutgefäßes) .
- bei einigen Muskel- und Nervenleiden (z.B. Morbus Hirschsprung, Ogilvie-Syndrom)
- bei Eiweißmangel, Elektrolytstörungen und Stoffwechselentgleisungen (z.B. Diabetes)
- reflektorisch, z.B. bei einer Nierenkolik.
Wie erkennt der Arzt einen Ileus?
Die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und körperliche Untersuchung mit Palpation (Abtasten) und Auskultation (Abhören) des Bauches sowie einer Austastung des Enddarms (digital-rektale Untersuchung) liefert in der Regel bereits zielführende Hinweise, denn ein mechanischer Darmverschluss erzeugt laute, oft “maschinenartig oder metallisch klingende“ Darmgeräusche. Bei einem paralytischen Ileus hingegen herrscht im Darm “Totenstille“. Erhärtet wird der Verdacht durch Blut- (Entzündungsparameter, Laktat u.a.m.) und Ultraschalluntersuchungen (charakteristisch: erweiterte, unbewegliche Darmschlingen) sowie Röntgenaufnahmen, auf denen typischerweise mehrere Flüssigkeitsspiegel und “stehende“ Darmschlingen zu sehen sind.
Behandlung: Je schneller, desto besser
Die Therapie eines Ileus richtet sich nach dessen Ursache, muss aber unabhängig davon rasch erfolgen, da es sonst zu schwerwiegenden Komplikationen kommt. Auf jeden Fall darf bei Verdacht auf einen Darmverschluss keine weitere Nahrung zugeführt werden. Der Patient bekommt im Spital eine Magensonde, über die zurückgestauter Nahrungsbrei abfließen kann. Er erhält Infusionen zwecks Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes und parenteraler Ernährung, außerdem einen Blasenkatheter zur Kontrolle der Flüssigkeitsbilanz sowie Schmerzmittel.
Mechanische Hindernisse, die einen Darmverschluss verursachen, müssen in der Regel ehebaldigst operativ beseitigt werden. Ein paralytischer Ileus lässt sich – abhängig von seiner Ursache – u.U. auch konservativ behandeln, etwa mit Prokinetika (die Motilität des Verdauungstraktes fördernde Medikamente, z.B. Metoproclamid).
Wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird
Bei Hindernissen in tieferen Darmabschnitten übt der davor aufgestaute Darminhalt, der nicht per Erbrechen entleert werden kann, großen Druck aus, der die Blutversorgung des Darms oder auch die Funktion anderer Organe in Mitleidenschaft zieht. Es drohen lebensgefährliche Komplikationen wie eine ischämische Darmwandnekrose (Absterben) oder ein Multiorganversagen.
Angesammelter Darminhalt und die damit verbundene verstärkte Gasbildung (Meteorismus) führen zu einer Erweiterung des Darmabschnitts vor dem Hindernis und Dehnung der Darmwand, die einen vermehrten Flüssigkeitsstrom in den Darm und eine verminderte Aufnahme von Flüssigkeit aus dem Darm auslöst, was die Dehnung noch intensiviert und so eine Perforation (Durchlöcherung) auslösen kann. Die Flüssigkeitsansammlung im Darm bewirkt einen Flüssigkeitsmangel im Organismus, der in einem hypovolämischen Schock enden kann. Diese Gefahr besteht auch bei einem hohen Dünndarmileus, wenn viel Flüssigkeit durch massives Erbrechen verloren geht.
Eine weitere Bedrohung geht von den Darmbakterien im betroffenen Darmteil aus, die sich in dem veränderten Milieu viel schneller vermehren und entzündliche Veränderungen hervorrufen, bei denen Substanzen freigesetzt werden, die die Durchlässigkeit der Darmwand erhöhen, sodass die Entzündung auf das Bauchfell übergreift (Peritonitis). In die Blutbahn gelangende Bakterien und deren Toxine führen zu einer Sepsis (Blutvergiftung).
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Datum: 15. Oktober 2013
Kategorien: Magen & Darm