Blähbauch: Meist helfen Hausmittel

Jeder kennt sie, keiner spricht gerne darüber und niemand will, dass sie sich geruchlich bemerkbar machen. Die Rede ist von Blähungen (Flatulenz), einer natürlichen Auswirkung der Verdauung. Oft genügen Naturheilmittel, um einen Blähbauch (Meteorismus) zu kurieren.
Wenn es besonders gut schmeckt, bleibt das häufig nicht ohne Folgen fürs Gedärm, denn wer üppige Mahlzeiten schnell verschlingt, schluckt mit ihnen auch viel Luft (Aerophagie). Die sammelt sich in Form von kleinen Gasblasen im Verdauungstrakt und erzeugt Blähungen und Winde (Flatus), mit denen gelegentlich ungewollt auch etwas Stuhl abgehen kann (“falscher Freund“). Oder nimmt teilweise auch den Weg nach oben (Aufstoßen, Rülpsen, Ructus). Noch dazu verursachen große Mengen an Nahrung ein unangenehmes Völlegefühl, das jeden Vielfraß die Schlemmerei bald bereuen lässt.
Kommt es zu einer übermäßigen abdominellen Gasansammlung (Meteorismus), und sitzen Darmgase fest (Flatus incarceratus), kann das zu schmerzhaften Bauchkrämpfen führen. Schlimmstenfalls drückt ein solcher Blähbauch das Zwerchfell so weit nach oben, dass Herzbeschwerden entstehen (Roemheld-Syndrom).
Meist ohne Krankheitswert
Das Verschlucken von Luft beim hastigen Verzehr großer Nahrungsmengen oder kohlesäurehaltiger Getränke, Trinken mit Strohhalm oder Sprechen beim Essen ist nur eine Möglichkeit, wie Gase in den Darm gelangen. Eine andere besteht in der Bildung von Gär- und Faulgasen (z.B. Kohlendioxid, Methan, Schwefelwasserstoff) bei der Zersetzung des Nahrungsbreis im Darm selbst, die für den typischen Geruch bei abgehenden Winden (Flatus) sorgen. Dieser an sich normale Vorgang verstärkt sich bei Völlerei oder dem Genuss blähender Speisen. Auch viele Schwangere leiden infolge der Hormonumstellung gern unter Blähungen. Außerdem Säuglinge, weil sich ihr unausgereifter Verdauungstrakt erst an die Nahrung gewöhnen muss.
Flatulenz bzw. Meteorismus kann aber auch im Rahmen bestimmter Krankheiten auftreten. Dazu zählen beispielsweise eine Obstipation (Verstopfung), Infekte oder chronische Entzündungen des Verdauungstraktes (z.B. Morbus Crohn), ein Reizdarmsyndrom, Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z.B. Zöliakie = Glutenunverträglichkeit, Laktoseintoleranz = Milchzuckerunverträglichkeit, Fruktoseintoleranz = Fruchtzuckerunverträglichkeit), Störungen der Darmflora, Leber-, Gallenwegs- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen oder gar ein Ileus (Darmverschluss). Ebenso lösen bestimmte Medikamente wie z.B. manche Antibiotika und Antidiabetika oder psychische Zustände (z.B. Angst oder Stress) manchmal Blähungen aus. In den meisten Fällen ist die überschüssige Luft im Bauch aber harmlos.
Kulinarische Gaslieferanten
Zum Thema blähende Nahrungsmittel fällt den meisten spontan Kohl, Zwiebel oder Hülsenfrüchte ein. Diese u.a. wegen ihres hohen Gehalts an Ballaststoffen als gesundheitlich besonders wertvoll eingestuften Gemüsearten machen jedoch nur dann Probleme, wenn der Darm nicht an die Ballaststoffzufuhr gewöhnt ist. Denn in diesem Fall führt deren langsame Verdauung zu einer Gärung, die ein Bauchgrimmen und übermäßigen Abgang von Winden hervorrufen kann. Wer auf derart gesunde Kost umsteigen will, sollte es also sachte angehen. Doch auch reichliche Zufuhr von Fett und/oder Zucker fördert die intestinale Gasbildung, ebenso wie der Konsum von kohlensäurehaltigen Getränken, Alkohol, Kaffee oder Nikotin.
Meist helfen Hausmittel
Unkomplizierte Blähungen benötigen keine schweren Geschütze zu ihrer Behandlung. Hier hilft in der Regel Mutter Natur mit ihrem reichen Garten an entgasenden und verdauungsfördernden Kräutern. Besonders bewährt haben sich Tees oder Extrakte aus Fenchel, Anis und Kümmel mit ihren ätherischen Ölen, außerdem krampflösende Kamille oder Pfefferminze. Enzian und Wermut regen mit ihren Bitterstoffen die Bildung der Verdauungssäfte an, was z.B. die Fettverdauung erleichtert. Gegen begleitendes Bauchgrimmen hilft oft schon die gute alte Wärmflasche.
Das gängige “Verdauungsschnapserl“ hingegen bringt konträr zur weit verbreiteten Meinung keineswegs Schwung in die Bearbeitung von Eiweiß, Fett und Co. Im Gegenteil. Hochprozentiges kann sogar eine Verlangsamung der Magenentleerung bewirken.
Hartnäckige Blähungen bekannt harmloser Ursache beseitigen entgasende Präparate (Carminativa, z.B. Dimeticon) aus der Apotheke, indem sie die Gasbläschen im Darm auflösen. Gegen Bauchkrämpfe helfen sogenannte Spasmolytika (krampflösende Schmerzmittel wie z.B. Butylscopolamin).Treten aber starke Schmerzen auf, dauern die Beschwerden tagelang an oder wird der Meteorismus von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Fieber oder Blutbeimengungen im Stuhl begleitet, ist ein Gang zum Arzt unerlässlich. Der fragt nach Beschwerden, Vorerkrankungen, eingenommenen Medikamenten und Ernährungsgewohnheiten. Nach der körperlichen Untersuchung mit Abtasten und Abhorchen des Bauches folgen – sofern nötig – weitere diagnostische Schritte wie z.B. Blut-, Stuhl-, Röntgen- oder Ultraschalluntersuchungen, ggf. auch Toleranztests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, eine Magen- oder Darmspiegelung u.a.m.
Der Gasbildung vorbeugen
Wer einem Blähbauch bzw. peinlichen Winden Einhalt gebieten will, sollte auf seine Ernährung achten und blähende sowie – v.a. bei Intoleranzen – unverträgliche Nahrungsmittel meiden. Außerdem langsam speisen und gründlich kauen, denn das erspart dem Verdauungstrakt Arbeit, sowie genug Flüssigkeit zuführen und beim Essen kaum sprechen, um weniger Luft zu schlucken. Die Verwendung bestimmter, die Verdauung anregender Ingredienzien beim Kochen wie Koriander, Kümmel, Ingwer, Chili, Senf und Kurkuma erleichtert zusätzlich die Verdauungsvorgänge. Darüber hinaus empfiehlt es sich, für genügend Bewegung, regelmäßigen Stuhlgang und eine gesunde Darmflora (z.B. mit Probiotika) zu sorgen, in schwierigen Fällen auch, eine professionelle Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen.
Lassen sich die Blähungen auf bestimmte Medikamente zurückführen, sollte mit dem behandelnden Arzt geklärt werden, ob das Präparat abgesetzt oder durch ein anderes ersetzt werden kann. Liegt der übermäßigen Gasbildung eine bestimmte Erkrankung zugrunde, muss diese adäquat behandelt werden. Sind es psychische Ursachen wie z.B. Angstzustände oder Depressionen, kann Psychotherapie helfen.
Link-Tipp:
Link zu unserem Lexikon: Blähungen
Datum: 17. September 2013
Kategorien: Magen & Darm