Windpocken (Varizella, Varizellen, Feuchtblattern)

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Zusammenfassung
Windpocken sind eine durch Viren verursachte Infektionskrankheit, die durch Varizella-Zoster-Viren ausgelöst werden.

Was sind Windpocken?

Windpocken ist eine hochgradig ansteckende Infektion ausgelöst durch Varizella-Zoster-Viren. Am häufigsten sind Säuglinge, Kleinkinder und Kinder bis neun Jahren betroffen. Die Feuchtblattern werden zumeist durch Tröpfcheninfektion übertragen. Das erfolgt sogar über eine Distanz von mehreren Metern. Die Infektion äußert sich durch stark juckende mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen. Bei Kindern verläuft die Erkrankung harmlos. Bei Erwachsenen und schwangeren Frauen kann eine Infektion zu Komplikationen führen.

 

Wie entstehen Windpocken?

Die Krankheit entsteht durch eine Infektion mit Varizella-Zoster-Viren. Bei der Erstansteckung lösen die Viren Windpocken aus. Ist die Krankheit überstanden ist der Betroffene somit immun gegen Windpocken. Dennoch können die Viren für Jahre im Nervensystem „schlummern“. Bei einer Schwächung des Immunsystems werden sie wieder aktiv und verursachen dann in erster Linie bei Menschen über 50 Jahre bzw. bei Immungeschwächten Gürtelrose (Herpes zoster).

 

Wie erkenne ich Windpocken?

Es treten plötzlich Fieber und rote kleine Flecken auf, die starken Juckreiz auslösen. Die ersten Pünktchen sind meist hinter den Ohren, am Kopf sowie am Oberkörper sichtbar und breiten sich auf den ganzen Körper aus. Bald werden die roten Flecken zu Bläschen, die mit einer wasserklaren Flüssigkeit gefüllt sind. Auch die Schleimhäute etwa in Mund oder in der Scheide können betroffen sein. Die Bläschen trocknen mit der Zeit aus, verkrusten und heilen nach etwa sieben bis zwölf Tagen ab. Da der Ausschlag in Schüben auftritt, können rote Pünktchen, wasserhältige Bläschen und Verkrustungen gleichzeitig vorhanden sein.

 

Wie erfolgt die Diagnose von Windpocken

Windpocken sind durch den typischen Ausschlag mit Bläschenbildung üblicherweise leicht zu diagnostizieren. Laboruntersuchungen sind daher nicht nötig.

 

Wie werden Windpocken behandelt?

Da der Ausschlag sehr juckt, ist die Versuchung groß, ständig zu kratzen. Dadurch können an den Bläschen Infektionen und Narben entstehen. Bei der Behandlung geht es in erster Linie um die Linderung des Juckreizes mit Hilfe von Puder oder speziellen Lotionen mit synthetischen Gerbstoffen bzw. Zinkoxid. Gegen Juckreiz im Mund hilft Gurgeln mit Salzwasser bzw. mit anästhesierenden Tinkturen.

Um Kratzen zu verhindern, sollten Kindern die Nägel ganz kurz geschnitten werden, in der Nacht verhindert das Tragen von Baumwollhandschuhen den Kontakt mit den Bläschen. Häufiges Duschen mit kühlem Wasser und regelmäßiges Wäschewechseln beugen zusätzlich einer Infektion mit Bakterien vor.

Bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr wird ein Mittel gegen Viren (Virusstatikum) eingesetzt, um mögliche Folgeerkrankungen wie Gehirnhautentzündung abzuwenden.

 

Wie kann ich Windpocken vorbeugen?

Empfohlen wird eine zweimalige Impfung ab dem vollendeten 1. Lebensjahr (im 2. Lebensjahr). Die 2. Impfung sollte im Abstand von mindestens 4 Wochen, jedenfalls vor dem Eintritt in den Kindergarten erfolgen. Oft wird diese Impfung mit der Masern-Mumps-Rötel-Impfung kombiniert, die Varizellenimpfung ist allerdings nicht im kostenfreien Kinderimpfprogramm inkludiert.

Die Impfung wird auch allen ungeimpften 9-17 Jährigen empfohlen, die noch nicht Windpocken hatten bzw. wird sie Frauen im gebärfähigen Alter besonders nahegelegt.

 

Wie verläuft die Krankheit?

Die Inkubationszeit der äußerst ansteckenden Tröpfchen- und Schmierinfektion beträgt 12 bis 21 Tage. Es dauert zirka zehn bis zwölf Tage, bis alle Bläschen des Ausschlags verkrustet und abgeheilt sind.

Für Kinder sind Windpocken durch den Juckreiz zwar sehr lästig, der juckende Bläschen-Hautausschlag selbst ist aber nicht gefährlich. Bei Erwachsenen mit geschwächtem Immunsystem hingegen können schwere Verläufe mit Gehirnhautentzündung, Lungenentzündung, Hepatitis und bakteriellen Superinfektionen auftreten.

Kommt es während der Schwangerschaft innerhalb der ersten 20 Schwangerschaftswochen zu einer (seltenen) Infektion mit Windpocken, kann dies zu einer Schädigung des Fetus führen. Erkrankt die werdende Mutter in den letzten fünf Tagen vor der Geburt, wird das Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Windpocken angesteckt. Da eine Erkrankung für das Neugeborene sehr gefährlich ist, wird die Mutter mit Antikörpern gegen das Virus behandelt, um eine Übertragung auf das Ungeborene  zu verhindern.

 

Wann sollte ich einen Arzt bei Windpocken aufsuchen?

Sobald der Ausschlag sichtbar wird, sollte ein Arzt konsultiert werden. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr sollte die Sprechstundenhilfe vorgewarnt werden, dass Windpocken vorliegen könnten.

 

Welche Hausmittel gibt es bei Windpocken?

Gegen den Juckreiz im Genitalbereich ist ein abgekühlter Kamillenteebeutel ein gutes Hausmittel, denn auf den Schleimhäuten bleiben juckreizstillende Mittel schlecht haften.

Kühle Waschungen sind eine Wohltat, warme Wannenbäder sollten vermieden werden, da sich durch die Wärme der Juckreiz verstärkt.

 

Weitere Informationen:

Voitl P.: Kinderkrankheiten von A bis Z. Wien 2012

Cover400_KinderkrankheitenAbisZ zum Buch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impfplan Österreich 2018
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Redaktion: Nathalie Auman

Fachliche Freigabe: DDr. Peter Voitl, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Additiv-Facharzt für Kinderkardiologie – Kinderpulmologie – Neonatologie, http://www.kinderarzt.at