Vorhofflimmern
![](https://arztsuche24.at/wp-content/uploads/2014/08/27-Vorhofflimmern-Fotolia_99453604_Subscription_Yearly_XXL-250x156.jpg)
Zusammenfassung
Vorhofflimmern ist die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen. Unbehandelt kann es zu Schlaganfällen oder Herzschwäche führen. Der Bluttransport erfolgt durch das rhythmische Zusammenziehen des Herzmuskels. Dieser Rhythmus wird durch elektrische Impulse aus dem Sinusknoten der Herzvorkammer vorgegeben und Sinusrhythmus genannt. Beim Vorhofflimmern kommt es zu einer Störung dieser Impulse, es entstehen unregelmäßige Herzschläge. Durch den dabei entstehenden Blutstau in den Herz-Vorhöfen können sich Blutgerinnsel bilden.
Was ist Vorhofflimmern?
Das Herz besteht aus zwei Vorhöfen und zwei Herzkammern. Die Vorhöfe ziehen sich zusammen und transportieren dadurch das Blut in die Herzkammern. Von diesen Kammern wird das Blut weiter in den Körper gepumpt. Dabei schlägt das Herz in einem natürlichen Rhythmus. Wird der gleichmäßige rhythmische Ablauf des Pumpens gestört, können sich die Vorhöfe des Herzens nicht synchronisiert zusammenziehen. Die Frequenz, in der das Herz schlägt, kommt aus dem Takt, der Rhythmus wird unregelmäßig. Der Blutfluss kommt dadurch in den Vorhöfen teilweise zum Stillstand, das Blut kann verklumpen, es können sich Blutgerinnsel in den Vorhöfen bilden.
Vorhofflimmern kann kurz anhalten (wenige Sekunden) oder auch ständig bestehen bleiben.
Wie entsteht Vorhofflimmern?
Vorhofflimmern kann verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel eine Entzündung des Herzmuskels, chronische Lungenerkrankungen, Herzklappenerkrankungen oder auch koronare Herzerkrankungen. Auch Funktionsstörungen der Schilddrüse, hoher Blutdruck, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, fieberhafte Erkrankungen oder sehr viel Stress können die Entstehung von Vorhofflimmern begünstigen.
In Österreich sind zwischen 100.000 bis 150.000 Menschen von Vorhofflimmern betroffen, die Dunkelziffer wird aber doppelt so hoch eingeschätzt.
Vor allem ältere Menschen sind betroffen. Ungefähr jeder Zehnte der über 80-Jährigen leidet anfallsartig oder permanent an dieser Herzrhythmusstörung.
Häufiges Vorhofflimmern erhöht das Schlaganfallrisiko enorm.
Wie erkenne ich Vorhofflimmern?
Die häufigsten Beschwerden sind unregelmäßiger Puls, Herzrasen, Erschöpfung, Atemnot, Ohnmacht, Brustschmerzen, starke Müdigkeit und Schwindel. Oft wird auch der eigene Herzschlag als unangenehm wahrgenommen. Fast jeder dritte Betroffene empfindet gar keine Beschwerden.
Wie erfolgt die Diagnose von Vorhofflimmern?
Die Diagnose erfolgt durch ein EKG. Da Vorhofflimmern unbemerkt auftreten kann, ist die Diagnose oft erst in einem Langzeit-EKG zu stellen, bei dem der Herzrhythmus zwischen 24 und 48 Stunden durch ein mobiles Gerät mit Elektroden überwacht wird.
Eine Alternative zum konventionellen EKG bieten moderne rhythmologische Untersuchungsmethoden wie externe Event-Recorder, die dem Patienten für zwei bis drei Wochen zur Verfügung gestellt werden.
Wie wird Vorhofflimmern behandelt?
Vorhofflimmern bedeutet für viele Betroffene, dass sie lebenslang gerinnungshemmende Medikamente (Antikoagulantien) einnehmen müssen, damit sich keine Blutgerinnsel bilden, die im Gehirn einen Schlaganfall auslösen können. Als Standard gilt die Behandlung mit sogenannten Vitamin-K-Antagonisten (VKA), wobei die Blutverdünnung regelmäßig kontrolliert wird. Neue gerinnungshemmende Medikamente wie die „direkten orale Antikoagulantien (NOAKs oder DOAKs)“ setzen die Gerinnungsfähigkeit des Bluts herab – es sind keine regelmäßigen Gerinnungskontrollen erforderlich. Allerdings müssen sie regelmäßig eingenommen werden und Blutdruck bzw. Nierenfunktion unter ärztlicher Kontrolle sein.
Außerdem „bremsen“ Medikamente wie die sogenannten Antiarrhythmika den zu schnellen Herzrhythmus und tragen zur Normalisierung des Herzschlages bei.
Eine Behandlung mit Stromimpulsen dient der Wiederherstellung des Herzrhythmus. Bei plötzlich aufgetretenem Vorhofflimmern kann unter Betäubung ein Stromschlag an das Herz abgegeben werden („Kardioversion“), wenn eine medikamentöse Behandlung keinen Erfolg zeigt. In spezialisierten Behandlungszentren kann mit Hilfe eines Kathetereingriffs bei ausgewählten PatientInnen ein Bereich im Herzen „verödet“ werden, der für den falschen Impuls zuständig ist.
Selten sind auch chirurgische Eingriffe erforderlich. Fallweise kommt auch ein programmierbarer Herzschrittmacher zum Einsatz.
Wie kann ich Vorhofflimmern vorbeugen?
Risikofaktoren wie Herzerkrankungen, Diabetes, Rauchen, hohes Alter, Bluthochdruck, Schilddrüsenüberfunktion und Übergewicht können das Auftreten der Krankheit begünstigen. Daher sollten diese Faktoren im Vorfeld unbedingt behandelt werden.
Wie verläuft die Krankheit?
Vorhofflimmern erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, jeder fünfte Schlaganfall ist darauf zurückzuführen. Da durch das Vorhofflimmern die Bildung von Blutgerinnseln begünstigt wird, die dann zum Verschluss oder zu einer Blockade eines Gehirngefäßes führen können, verlaufen diese durch Vorhofflimmern verursachten Schlaganfälle oft besonders schwer.
Als Folgen von Vorhofflimmern kann auch eine Herzmuskelschwäche mit verminderter Leistungsfähigkeit auftreten.
Wann sollte ich bei Vorhofflimmern einen Arzt aufsuchen?
Bei Beschwerden wie starkem Herzklopfen oder Herzrasen, Schwindel, körperlichem Leistungsabfall, Angstgefühl oder unregelmäßigem Puls ist ein Arztbesuch sehr zu empfehlen.
Weitere Informationen:
Steurer G., Gruber K.: Herz intakt statt Infarkt. Wien 2014
Hessinger M., Klein G., Kreuzig W., Pabst E., Tiesenhausen K.: Schlaganfall. Erkennen – Rehabilitation – Vorbeugung. Wien 2012
Weidinger F., Hasun M.: State of the Art: Vorhofflimmern. In: Österreichische Ärztezeitung, 03/2014
http://www.aerztezeitung.at/fileadmin/PDF/2014_Verlinkungen/StateVorhofflimmern.pdf
Weinzierl, M.: Herzrhythmusstörungen: Diagnose entscheidend. In: Österreichische Ärztezeitung, Dezember 2016
http://www.aerztezeitung.at/archiv/oeaez-2016/oeaez-2324-15122016/herzrhythmusstoerungen-extrasystolen-vorhofflimmern-univ-doz-franz-xaver-roithinger-univ-prof-stefan-kiechl.html
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), European Society of Cardiology (ESC): Management von Vorhofflimmern, Pocket-Leitlinie 2016
https://leitlinien.dgk.org/files/2016_PLL_Vorhofflimmern_2Auflage_%c3%bcberarbeitet.pdf
Redaktion: Mag. Nathalie Auman
Fachliche Freigabe: Univ.-Prof. Dr. Michael Wolzt, Facharzt für Innere Medizin, Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie, AKH Wien
Datum: 11. Dezember 2018
Kategorien: Krankheiten