Schilddrüsenüberfunktion

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Zusammenfassung
Von einer Schilddrüsenüberfunktion spricht man, wenn der Spiegel an Schilddrüsenhormonen im Blut zu hoch ist.

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion besteht im Blut ein Überangebot an Schilddrüsenhormonen, was keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom verschiedener anderer Grunderkrankungen ist. Die Behandlung richtet sich nach der Art der Grunderkrankung und dem Schweregrad der Überfunktion.

Aufgrund von verschiedenen Grunderkrankungen fahren die Schilddrüsenzellen die Produktion von Trijodthyronin (T3)  und Thyroxin (T4) hoch. Durch die Überfunktion laufen Vorgänge im Körper, wie z.B. der Stoffwechsel und der Herzschlag, schneller als üblich ab. Zu einer Überfunktion kommt es meist im Erwachsenenalter, Frauen sind deutlich häufiger als Männer betroffen. Die Neigung zu den Grunderkrankungen, die zur Schilddrüsenüberfunktion führen, wird vermutlich vererbt.

 

Wie entsteht eine Schilddrüsenüberfunktion?

Verursacht wird eine Schilddrüsenüberfunktion durch verschiedene Grunderkrankungen, am weitaus häufigsten jedoch durch Morbus Basedow und die sogenannte funktionelle Autonomie: 95 Prozent aller Schilddrüsenüberfunktionen gehen auf diese beiden Erkrankungen zurück. Nur fünf Prozent der Überfunktionen haben andere Ursachen, hauptsächlich Entzündungen und die Hormonumstellung in der Frühschwangerschaft. Äußerst selten sind Tumoren oder eine irrtümliche, manchmal absichtliche Überdosierung von Schilddrüsenhormontabletten (Missbrauch als Mittel zum Abnehmen) die Ursache. Die Mechanismen, die zur Überfunktion führen, sind unterschiedlich:

  • Bei Morbus Basedow, einer Autoimmunerkrankung, bildet das Immunsystem durch eine „Fehlschaltung“ bestimmte Antikörper, die Thyreotropin-Rezeptor-Autoantikörper (TRAK), gegen den Rezeptor des Hormons Thyerotropin (TSH), das die Schilddrüsenhormonproduktion reguliert. Das führt zur gesteigerten Produktion von Schilddrüsenhormonen. Die Ursache für die Erkrankung ist noch unbekannt, vermutlich wird die Neigung dazu vererbt.
  • Bei der funktionellen Autonomie bilden das Schilddrüsengewebe oder Knoten  (funktionell autonome Adenome bzw. heiße Knoten) an der Schilddrüse ohne Einfluss der steuernden Hirnanhangdrüse unkontrolliert Hormone. Zu den Ursachen dafür zählt lang anhaltender Jodmangel.
  • Am Beginn einer Schilddrüsenentzündung kommt es zu einem Zerfall der Zellen. Dabei werden Schilddrüsenhormone ins Blut ausgeschwemmt. Diese Überfunktion geht jedoch nach einigen Wochen von selbst zurück.
  • Bei der Überfunktion während der frühen Phase einer Schwangerschaft regt ein Schwangerschaftshormon die Produktion der Schilddrüsenhormone an. Diese Überfunktion normalisiert sich rasch.

 

Wie erkenne ich eine Schilddrüsenüberfunktion?

Anzeichen für eine Schilddrüsenüberfunktion sind ein unerwünschter und rascher Gewichtsverlust, Durchfall, Herzrasen, Schlafstörungen, Schweißausbrüche, ein Zittern. Liegt der Überfunktion Morbus Basedow zugrunde, können Augenbeschwerden wie Rötungen, das Sehen von Doppelbildern und das Hervortreten der Augen hinzukommen. Wird die Überfunktion durch eine funktionelle Autonomie verursacht, ist die Schilddrüse oft knotig und vergrößert. Ist lang anhaltender Jodmangel die Ursache, wölbt sich der Hals besonders stark hervor, es entsteht der sogenannte Kropf.

 

Wie erfolgt die Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion?

Besteht aufgrund des Beschwerdebilds der Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion, kann anhand einer Blutprobe festgestellt werden, ob sie tatsächlich besteht. Ein erstes Zeichen ist das Absinken des Spiegels des Hormons TSH, das die Schilddrüsenfunktion reguliert. Später steigt der Spiegel der Schilddrüsenhormone T3 und T4 an. Nun sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die zugrunde liegende Erkrankung zu diagnostizieren: Eine Ultraschalluntersuchung, die Sonografie, und manchmal auch ein nuklearmedizinisches Verfahren, die Szintigrafie, werden dabei verwendet.

 

Wie wird eine Schilddrüsenüberfunktion behandelt?

Die Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion richtet sich nach der Art der zugrunde liegenden Erkrankung und dem Schweregrad der Überfunktion.

  • Bei Morbus Basedow wird die Überfunktion zunächst meist mit Medikamenten behandelt, welche die Hormonproduktion hemmen, mit den sogenannten Thyreostatika. Nach zwölf bis 18 Monaten Einnahme führt das vielfach zur Normalisierung der Schilddrüsenfunktion, Rückfälle sind jedoch möglich. Kommt es dazu, wird entweder eine Radiojodtherapie durchgeführt, bei welcher das Schilddrüsengewebe durch radioaktives Jod zerstört wird, oder das gesamte Schilddrüsengewebe wird operativ entfernt.
  • Bei der funktionellen Autonomie ist eine Radiojodtherapie oder eine Operation nötig.
  • Die Symptome einer vorübergehenden, durch eine Entzündung ausgelösten Überfunktion können mit Medikamenten gegen Bluthochdruck (Betablockern) gelindert werden, bis sich die Überfunktion von selbst wieder normalisiert.
  • Überfunktionen, die während der Frühschwangerschaft bestehen, normalisieren sich schnell von selbst und brauchen daher so gut wie nie behandelt werden.

 

Wie kann ich einer Schilddrüsenüberfunktion vorbeugen?

Vorbeugen kann man nur der Überfunktion, die durch Jodmangel verursacht wurde, indem man ausreichend Jod zu sich nimmt. Ein Jodmangel ist allerdings selten, seit dem Speisesalz in Österreich Jod beigemischt wird.

 

Wie verläuft die Krankheit?

Durch die Überfunktion ist der Organismus ständig stark belastet, es kommt zu einer allgemeinen Schwächung, auch bedingt durch den Gewichtsverlust. Akute Komplikationen wie ein Kreislaufkollaps oder Herzerkrankungen sind möglich. Bei Morbus Basedow können sich die Augenbeschwerden verschlimmern.  Haben sich an der Schilddrüse sogenannte kalte Knoten gebildet, besteht die Gefahr, dass sich daraus ein bösartiger Tumor entwickelt.

 

Wann sollte ich einen Arzt bei einer Überfunktion aufsuchen?

Sobald die typischen Beschwerden auftreten, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen.

 

Weitere Informationen:

www.schilddruesenforum.at  Website des Österreichischen Schilddrüsenforums

www.osdg.at Website der Österreichischen Schilddrüsengesellschaft

Redaktion: Mag. Sabine Stehrer

Fachliche Freigabe: Univ. Doz. Dr. Georg Zettinig, Facharzt für Nuklearmedizin an der Schilddrüsenpraxis in Wien-Josefstadt