Restless-Legs-Syndrom ((RLS), Syndrom der unruhigen kribbeligen Beine)
Zusammenfassung
Rund 900.000 Österreicher verspüren den unwiderstehlichen Drang, die Beine zu bewegen, einseitig oder auch beidseitig. Die Mehrzahl der Betroffenen sind Frauen über 50. Sie nennen außer der Unruhe vor allem ein Kribbeln, Reißen, Stechen oder Brennen in den Beinen. Die Symptome bessern sich erst, wenn man die Beine bewegt.
Was sind die Auswirkungen von RLS?
Da die Symptome vor allem in Ruhezeiten und nachts auftreten, ist der Schlaf massiv beeinträchtigt. Die Betroffenen erleben keine Erholung, klagen über mangelnde Leistungsfähigkeit und Erschöpfung. Stress-Symptome und Depressionen können die Folge des Schlafmangels sein. Auch die Partnerschaft leidet durch den nächtlichen Drang, die Beine bewegen zu müssen.
Was sind die Ursachen der unruhigen Beine?
Beim idiopathischen RLS sind die Ursachen unbekannt (idiopathisch = von sich aus entstanden). Experten vermuten, dass eine Störung des Dopamin-Eisen-Stoffwechsels im Gehirn eine Rolle spielt. Dopamin ist ein wichtiger Neurotransmitter, auch als „Glückshormon“ bekannt.
Beim sekundären RLS besteht eine andere Grunderkrankung bzw. eine Störung des Stoffwechsels, was zu unruhigen Beinen führen kann, zum Beispiel:
- Eisenmangel,
- Magnesiummangel,
- Morbus Parkinson,
- Morbus Crohn,
- Schilddrüsenerkrankungen (Über- und Unterfunktion),
- Multiple Sklerose,
- Nierenfunktionsstörungen,
- Polyneuropathie.
- Aber auch Begleiterscheinungen wie eine Schwangerschaft können das Auftreten von RLS begünstigen. Nach der Entbindung verschwinden die Beschwerden wieder. Auch die Vererbung scheint eine Rolle zu spielen: mehr als zwei Drittel der Betroffenen geben an, dass auch Eltern bzw. nahe Verwandte an RLS leiden
Wie wird das Restless-Legs-Syndrom diagnostiziert?
Der Neurologe erhebt eine genaue Anamnese und unternimmt eine körperliche Untersuchung. Außerdem wird eine Laboruntersuchung erstellt, um die Eisen-, Schilddrüsen- und anderen Werte zu bestimmen. Eine Untersuchung der Schlafqualität im Schlaflabor und eine Überprüfung der Möglichkeit eines Dopamin-Mangels können weitere Klarheit bringen. Auch Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit können die Diagnose unterstützen.
Wie wird RLS therapiert?
Liegt ein Eisenmangel vor, so können Eisenpräparate die Symptome in wenigen Tagen zum Verschwinden bringen. Diese Therapie wird vom Arzt verordnet und wird durch regelmäßige Blutanalysen begleitet, um den Eisenspiegel zu kontrollieren.
Einigen hilft auch die Zufuhr von Magnesium. Allerdings sollten die Magnesiumtabletten den Geschmacksverstärker Glutamat nicht enthalten, er ist nämlich ein Gegenspieler des Neurotransmitters Dopamin.
Eine medikamentöse Therapie besteht in der Gabe von sogenannten Dopamin-Agonisten mit Wirkstoffen, die ähnlich wirken wie Dopamin. Auch die Vorstufe von Dopamin, L-Dopa, wird verabreicht. Hat man damit keinen Erfolg, können auch Opioide und Antiepileptika verordnet werden.
Was können Betroffene selber tun?
- Eisenreiche Ernährung wie Fleisch, Erbsen, Nüsse, Karotten, Bohnen – und das in Verbindung mit Vitamin C (z.B. Paprika), weil dadurch das Eisen besser aufgenommen wird.
- Alkohol, Nikotin, Kaffee oder schwarzen Tee meiden – sie verhindern die Aufnahme von Eisen.
- Ausreichend Bewegung machen, vor allem am Abend – etwa ein Spaziergang vor dem Schlafengehen.
- Dreimal pro Woche moderaten Ausdauersport (ca. 30 Minuten).
- Vor dem Schlafengehen die Beine kalt duschen oder mit kühlenden Gels oder Franzbranntwein einschmieren.
- Für einen konstanten Schlaf-Wach-Rhythmus sorgen, also immer zu einer bestimmten Zeit schlafen gehen und aufstehen.
- Kühlende Fußbäder.
- Bei Auftreten der Symptome nachts: Ablenken durch Lesen oder andere Tätigkeiten.
- Stress vermeiden.
Weitere Informationen
Wertvolle Hilfe und Tipps erhält man bei den entsprechenden Selbsthilfegruppen – mehr dazu unter www.restless-legs.at. Dort sind alle neun Landesstellen Österreichs mit den medizinischen Experten sowie den Veranstaltungen und anderen Aktivitäten aufgelistet.
Kieslinger K.-D.: Restless-Legs-Syndrom. Wien 2018
Redaktion: Mag. Wolfgang Bauer
Fachliche Freigabe:
Dr. Klaus Dieter Kieslinger
Facharzt für Neurologie an der Privatklinik Wehrle-Diakonissen, Salzburg
http://www.kieslinger-neurologie.at/
Datum: 12. November 2018
Kategorien: Krankheiten