Prostataentzündung, Prostatakrebs (Prostatitis, Prostatakarzinom)

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Zusammenfassung
Die Prostata oder Vorsteherdrüse ist eine etwa kastaniengroße Drüse unterhalb der Blase, in welcher Sekrete produziert werden, die für die Reproduktion wichtig sind. Die Mischung aus Prostatasekret, Spermien und Flüssigkeit aus den Samenblasen werden beim Orgasmus in die Harnröhre abgegeben. Wird die Vorsteherdrüse durch Erreger infiziert, spricht man von Prostataentzündung (Prostatitis). Prostatakrebs wiederum ist die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung des Mannes.

Prostataentzündung

Welche Formen von Prostataentzündungen gibt es?

  • Akute Prostatitis: Schmerzhaftes Harnlassen, Brennen im Unterbauch, die Prostata ist berührungsempfindlich, häufig tritt Fieber auf. Im Harn finden sich weiße Blutkörperchen (Leukozyten), Schleim und Bakterien.
  • Chronische Prostatitis: Die Beschwerden sind milder als bei der akuten Form, treten jedoch oft mehrmals im Jahr auf. Die Harnbefunde sind normal.

Wie werden Prostataentzündungen behandelt?

Der Urologe untersucht den Harn auf Anzeichen einer Entzündung bzw. das Vorhandensein von (bakteriellen) Erregern. Eine Entzündung kann auch durch Betasten der Prostata vom Enddarm aus festgestellt werden. Handelt es sich um eine bakterielle Infektion – was vor allem bei der akuten Form der Fall ist –, so kommen Antibiotika zum Einsatz, manchmal unterstützt durch Schmerzmittel. Auch die chronischen Formen werden je nach Befund ggf. auch mit Antibiotika behandelt. Bei manchen chronischen Fällen können keine Erreger gefunden werden (abakterielle Prostatitis). In solchen Fällen helfen Wärmeanwendungen, spezielle Bewegungsübungen zur Lockerung der verkrampften Beckenbodenmuskulatur und pflanzliche Wirkstoffe zur Entzündungshemmung (Phytotherapeutika).

 

Prostatakrebs

Wer ist vom Prostatakarzinom betroffen?

Rund 5.000 bösartige Prostatatumore – das sind etwa 20 Prozent der diagnostizierten Krebsarten – werden alljährlich in Österreich entdeckt. Damit ist Prostatakrebs der häufigste Krebs beim Mann. Das mittlere Alter zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ist 71 Jahre. Nur fünf Prozent der Betroffenen sind zu diesem Zeitpunkt unter 60 Jahre alt. Falls der Vater oder Bruder betroffen war, ist das Risiko, an einem Prostatakrebs zu erkranken, nochmals um 20 Prozent erhöht. Männer mit Übergewicht (fettreiche Ernährung) und Raucher haben ein höheres Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Viel Bewegung sowie der regelmäßige Konsum von Tomaten und Soja können möglicherweise das Risiko minimieren.

 

Welche Beschwerden verursacht Prostatakrebs?

Das Prostatakarzinom verursacht im Anfangsstadium kaum Beschwerden, deshalb ist die Prostatavorsorgeuntersuchung so wichtig. Ein abgeschwächter Harnstrahl, Harnverhalten oder das Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung können auch auf eine gutartige Vergrößerung der Prostata hinweisen. Erst im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Blutbeimengung im Harn, Schmerzen im Rücken, massiven Störungen bei der Blasenentleerung.

 

Wie wird Prostatakrebs festgestellt?

  • Durch eine Tastuntersuchung: Der Urologe ertastet die Prostata an der Vorderseite des Enddarms, indem er seinen Zeigefinger durch den After des Patienten einführt (mit Handschuh und Gleitmittel). Eine Schwellung oder Verhärtung des Gewebes der Vorsteherdrüse könnte ein Hinweis auf eine bösartige Veränderung sein.
  • Durch den PSA-Test: PSA steht für Prostata-spezifisches Antigen, ein Eiweißstoff, der in der Prostata gebildet wird und der bei einer bösartigen Veränderung erhöht ist. Somit ist das PSA der wichtigste Tumormarker beim Prostatakrebs. Die PSA-Bestimmung wird seit einigen Jahren in Fachkreisen viel diskutiert, da zum Beispiel der PSA-Wert auch durch die harmlose Prostataentzündung oder durch die gutartige Prostatavergrößerung erhöht sein kann. Außerdem ist der Gesamt-PSA-Wert allein nicht ausreichend, um weitere Therapieschritte zu setzen. Vielmehr ist auch das Verhältnis des sogenannten freien PSA zum Gesamt-PSA von Bedeutung, oder auch der jährliche Anstieg des PSA-Wertes.
  • Kernspintomographie: Bei Verdacht auf eine bösartige Veränderung kann eine MRT-Untersuchung suspekte Areale in der Prostata darstellen.
  • Gewebeentnahme (Biopsie): Zur eindeutigen Klärung werden der Prostata kleine Gewebeproben mithilfe von dünnen Nadeln entnommen und analysiert.

Wie wird Prostatakrebs behandelt?

Es gibt mehrere therapeutische Möglichkeiten, die zum Teil miteinander kombiniert werden können:

  • Aktive Überwachung durch den Urologen, unter regelmäßiger Beobachtung wesentlicher Faktoren, wie jährliche Zunahme des PSA-Wertes.
  • Operation: Die radikale Entfernung der Prostata und der Samenbläschen.
  • Strahlentherapie
  • Hormonentzugstherapie (chemische Kastration)
  • Chemotherapie im fortgeschrittenen Stadium

Welche Behandlung eingesetzt wird, hängt von mehreren Faktoren ab, wie dem Stadium der Karzinomerkrankung, der Höhe des PSA-Wertes, vom Alter des Patienten und dgl. mehr. Eine sorgfältige Abwägung der Behandlungsschritte wird empfohlen, sie ist deshalb möglich, weil das Prostatakarzinom im Allgemeinen langsam wächst und keine rasche Entscheidung verlangt.

 

Welche Hausmittel helfen bei Prostatabeschwerden?

Brennnesselwurzel, Sägepalme oder die Rinde der afrikanischen Pflaume gelten als durchaus sinnvolle Mittel gegen leichtere Beschwerden. Den Arztbesuch dürfen sie aber nicht ersetzen. Warme Bäder helfen gegen Prostataentzündungen.

 

Weitere Informationen:

Ponholzer A., Madersbacher St., Thalmann G., Oelke M., Wagenlehner F.: Prostata. Wien 2012

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Redaktion: Mag. Wolfgang Bauer

Fachliche Freigabe: Univ.-Prof. Dr. Andreas Jungwirth, Facharzt für Urologie/Andrologie, Salzburg, www.andrologie-jungwirth.at