Pneumokokken-Infektion
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Zusammenfassung
Pneumokokken können ernsthafte Erkrankungen wie Hirnhautentzündung, Lungen- und Mittelohrentzündung auslösen. Eine vorbeugende Impfung bietet Schutz.
Was sind Pneumokokken?
Pneumokokken sind Bakterien (Streptococcus pneumoniae), die den Nasen-Rachen-Raum besiedeln können, ohne unmittelbar krank zu machen. Allerdings gelangen diese Bakterien durch Tröpfcheninfektion (über Husten, Sprechen, Niesen…) zu Risikogruppen wie Babys, Kleinkindern oder chronisch Kranken. Bei diesen gefährdeten Personen besiedeln sie die Schleimhäute und Organe und können lebensbedrohliche Krankheiten wie Lungenentzündung, Brustfellentzündung, Mittelohrentzündung, bakterielle Hirnhautentzündung, Blutvergiftung, Infektion der Herzklappen und Bauchfellentzündung hervorrufen.
Weltweit sterben jährlich etwa zwei Millionen Menschen an einer durch Pneumokokken verursachten Infektion, darunter mehr als eine Million Kinder unter fünf Jahren.
Pneumokokken lösen bei Babys und Kleinkindern am häufigsten Gehirnhautentzündung, Blutvergiftung und akute Mittelohrentzündung aus.
Träger und Überträger von Pneumokokken sind hauptsächlich Kinder in den ersten beiden Lebensjahren. Erwachsene ohne Kontakt zu Kleinkindern werden nur zu etwa 5 Prozent infiziert. Diese Zahl steigt aber mit zunehmendem Alter und schwächerem Immunsystem. Bei älteren Menschen verursachen Pneumokokkeninfektionen schwerwiegende Atemwegserkrankungen und Lungenentzündungen, oft mit Todesfolge bei geschwächten und alten Personen. 2017 wurden in Österreich 545 schwere Pneumokokken-Erkrankungen verzeichnet, 28 Kinder waren unter fünf Jahren. Am häufigsten betroffen waren mit 301 Personen die Altersgruppen zwischen 65 Jahren und 80plus.
Wie erkenne ich eine Pneumokokken-Infektion?
Die häufigsten Anzeichen einer Lungenentzündung bei Kindern sind plötzliches hohes Fieber, Schüttelfrost, Trinkschwäche, Schnupfen, auffallende Blässe, schneller Puls, Husten, Atemnot und stechende Brustschmerzen. Bei älteren Patienten treten diese Beschwerden seltener auf, vielmehr entwickelt sich eine Lungenentzündung nach einem Infekt der oberen Atemwege. Auch Verwirrtheit und Verschlechterung der Symptome einer Grundkrankheit können auf eine Lungenentzündung hindeuten.
Eine Hirnhautentzündung äußert sich bei Säuglingen oft durch hohes Fieber, Erbrechen und Krampfanfällen, bei älteren Kindern durch Nackensteife und Kopfschmerzen.
Eine Mittelohrentzündung verursacht bei den betroffenen Kindern Fieber und starke Ohrenschmerzen
Wie erfolgt die Diagnose einer Pneumokokkenerkrankung?
Die Erreger lassen sich im Blut, im Sputum (Auswurf) bzw. im Urin mit Hilfe spezieller Tests nachweisen. Um eine Hirnhautentzündung festzustellen, sind eine Blutprobe sowie eine Probe von Hirnwasser aus dem Rückenmarkskanal nötig. Für die Diagnose einer Lungenentzündung wird ein Röntgen durchgeführt.
Wie werden Pneumokokken behandelt?
Pneumokokkeninfektionen werden mit antibakteriellen Medikamenten, in erster Linie Penicillin, therapiert. Es wird oral eingenommen, bei schweren Infektionen werden die Antibiotika intravenös gegeben.
Wie kann ich einer Pneumokokkeninfektion vorbeugen?
Mit Hilfe einer Impfung. Die Pneumokkenimpfung wird insbesondere für
- Babys,
- Kleinkinder,
- Personen ab 51 Jahren sowie
- für chronische kranke Menschen mit geschwächtem Immunsystem bei Herz- und Lungenkrankheiten ( z. B. COPD, Asthma), Leber- bzw. Nierenerkrankungen, Hodgkin-Krankheit, einer HIV-Infektion oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
empfohlen, weil bei diesen Personengruppen der Krankheitsverlauf besonders schwer sein kann.
Je jünger sich Kinder mit Pneumokokken infizieren, desto komplizierter und damit gefährlicher verlaufen die Erkrankungen (Gefahr der Gehirnhautentzündung bzw. Blutvergiftung). Am häufigsten erkranken Babys im 2. Lebenshalbjahr. Daher sollte die Gratisimpfung für Kinder nach dem Zwei-plus-eins-Schema im 3., 5. und 12. (-14.) Lebensmonat durchgeführt werden.
Je mehr Menschen – und vor allem Kinder – geimpft sind, desto geringer ist auch die Ansteckungswahrscheinlichkeit für jene, die nicht geimpft werden können. Bei etwa 60 Prozent der Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr ist der Nasen-Rachen-Raum mit Pneumokokken besiedelt. Das heißt zwar nicht zwingend, dass sie erkranken, sie sind aber oft Krankheitsüberträger und gefährden dadurch auch Personen in ihrem Umfeld wie Großeltern oder Geschwister.
Erwachsenen (besonders Rauchern und immungeschwächten Personen) wird die Pneumokokkenimpfung ab dem 51. Lebensjahr empfohlen, wurde noch nicht gegen Pneumokokken geimpft, sollten die zwei Impfungen im Abstand von einem Jahr durchgeführt werden.
Die Impfung schützt vor den meisten Pneumokokkenstämmen und verringert die Infektionsgefahr deutlich.
Wie verläuft eine Pneumokokkeninfektion?
Die Zeit von der Ansteckung mit den Bakterien bis zum Auftreten der ersten Symptome ist sehr kurz, oft nur 24 bis 48 Stunden. Schwere Pneumokokkeninfektionen können tödlich verlaufen, bevor Antibiotika überhaupt zum Einsatz kommen.
Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Bei starkem Fieber, Husten, Schmerzen in der Brust, Kopfschmerzen, Krämpfen, Erbrechen, Ohrenschmerzen ist ein Arztbesuch angezeigt.
Weitere Informationen:
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES): Nationale Referenzzentrale für Pneumokokken. Jahresbericht 2017
https://www.ages.at/download/0/0/0e0b9ca849009f06f2294ffe59334f5f8bb4a6d8/fileadmin/AGES2015/Themen/Krankheitserreger_Dateien/Pneumokokken/nationale_referenzzentrale_fuer_pneumokokken.pdf
Impfplan Österreich 2018
https://www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/3/3/1/CH1100/CMS1515753153756/impfplan_2018.pdf
Redaktion: Mag. Nathalie Auman
Fachliche Freigabe: Dr. Heinz Stolz, Facharzt für Lungenheilkunde in Wien
Datum: 11. Dezember 2018
Kategorien: Krankheiten