Nierensteine (Harnsteine, Urolithiasis, Nierengrieß, Uretersteine, Blasensteine)

Zusammenfassung
Als Nierensteine werden Ablagerungen in den Nierengängen bzw. in den ableitenden Harnwegen bezeichnet. Sie lösen vor allem schmerzhafte Koliken aus.
Was sind Nierensteine?
Nierensteine sind Ablagerungen in Nierengängen und/oder ableitenden Harnwegen und treten häufiger bei Männern über 20 Jahren auf. Oft besteht eine genetische Disposition für das Auftreten von Nierensteinen. Das bedeutet, dass die Erkrankung in manchen Familien gehäuft vorkommt. Im Fall des Falles machen sich krampfartige Koliken oft sehr plötzlich, ohne Vorwarnung, äußerst schmerzhaft bemerkbar. Dehydrierung, also zu wenig Flüssigkeitsaufnahme im Vergleich zum Bedarf, kann neben anderen Ursachen der Auslöser von Koliken sein. In rund der Hälfte der Fälle treten Nierensteine gemeinsam mit einer Gichterkrankung auf. Eine Ansammlung mehrerer kleiner Nierensteine wird als sogenannter Nierengrieß bezeichnet.
Wie entstehen Nierensteine?
Nierensteine sind komplexe, mineralische Gebilde, die sich in den Nieren sammeln und ablagern. Solange sie klein sind, bleiben sie symptomlos und können, so sie nicht von allein abgehen, auch ein ganzes Leben keinerlei Beschwerden verursachen. Viele dieser Steine werden unbemerkt mit dem Urin ausgeschieden.
Mitunter verbleiben Steine allerdings in den Nieren und schließen sich zu größeren Gebilden (mehr als ca. 6 mm) zusammen, bevor sie in den Harnleiter wandern. Sie können dort dann stecken bleiben und eine äußerst schmerzhafte Kolik verursachen.
Wie erkenne ich Nierensteine?
Der typische Nierenstein-Patient ist ein Mann in mittlerem Alter. Es treten starke, kolikartige Schmerzen auf, die vom Rippenbogen schräg nach unten in Richtung Unterbauch, Leistenbeuge und Hoden ausstrahlen, oft begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Die Krankengeschichte weist oft bereits auf frühere Steinabgänge hin, bei häufig familiärer Veranlagung (Vererbung bzw. Disposition). Bei Patienten mit Nierensteinen kommt es binnen zehn Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % zu einem neuerlichen Auftreten der Erkrankung. Nierensteine verursachen auch chronische Rückenschmerzen oder Harnwegsinfekte. Die Nieren sind bei der Untersuchung durch den Arzt zumeist klopfempfindlich. Am Beginn einer akuten Kolik kann exzessives Trinken die Schmerzen sogar noch verstärken.
Wie erfolgt bei Nierensteinen die Diagnose?
Die Abklärung erfolgt mittels Ultraschall und Röntgen mit oder ohne Kontrastmittel (Nativröntgen). 90 % aller Steine sind Schatten gebend und können damit am Röntgenbild erkannt werden. Uratsteine jedoch bleiben im Nativröntgenbild unsichtbar, ebenso können Zystinsteine schlecht sichtbar sein. Kleinere Steine (Nierengrieß) sind im Nativröntgenbild kaum erkennbar. Eine Ultraschalluntersuchung ist als Erst- und Folgeuntersuchung immer sinnvoll, sie lässt eine möglicherweise vorliegende Hydronephrose (Wassersackniere) erkennen, die zu einer Zerstörung von Nierengewebe und einem chronischen Harnstau führt. Ultraschall ist die primäre Untersuchungsmethode bei einer vorliegenden Schwangerschaft, da sie im Gegensatz zu einer Röntgenuntersuchung ohne Strahlenbelastung erfolgt. Mittels Blutanalyse werden die sogenannten Serumkreatininwerte (Laborwert im Blut zur Nierenfunktionskontrolle) bestimmt. Nach der Erstdiagnose und der Akutbehandlung sind weitere Kontrolluntersuchungen zur Abklärung von weiteren Blutparametern notwendig.
Wie werden Nierensteine behandelt?
Liegt keine Hydronephrose vor und sind die Serumkreatininwerte unauffällig, so sind bei einem Steindurchmesser unter 5 mm nach der Akutbehandlung nur laufende Kontrollen notwendig. Der spontane Steinabgang kanndabei abgewartet werden. Eine stationäre Einweisung ist erforderlich, wenn die erwähnten Untersuchungen vor Ort nicht zur Verfügung stehen, der Stein größer als 5 mm ist, der Patient einen Harnwegsinfekt oder eine Einzelniere hat, eine Schwangerschaft besteht oder es sich um ein Rezidiv (wiederkehrende Nierenkolik) handelt. Wurde ein Harnstein diagnostiziert, der einer konservativen Behandlung zugänglich ist, die unter anderem in einer erhöhten Wasserzufuhr (6 bis 8 Glas Wasser pro Tag) und Vermeiden von Trockenfrüchten, Stachelbeeren, Brennnesseln, Spargel, Petersilie, Bohnen, Spinat, Nüsse, Rhabarber, Schokolade, Kakao und Tee etc. und einer medikamentösen Behandlung besteht, so wird der Steinabgang nach 1 bis 3 Monaten mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung und einer Nierenleeraufnahme überprüft. Der Patient soll den Harn nach dem Harnlassen immer durch ein feines Sieb (Filter) gießen, damit der dadurch gewonnene Stein analysiert werden kann. Kommt es zu keinem Steinabgang, werden die Kontrolluntersuchungen (Nativaufnahmen, Ultraschall zum Ausschluss einer Hydronephrose, Bestimmung des Serumkreatinins) so lange fortgesetzt, bis der Stein abgeht und der Patient beschwerdefrei ist. Geht der Stein nicht binnen 6 Monaten ab, ist eine Zertrümmerung mit Stoßwellen oder eine chirurgische Entfernung (mittels Knopflochoperation, Endoskopie) angezeigt. Bei erhöhten Harnsäurewerten im Serum (Blutbefund) sollte der Verdachtsdiagnose Gicht nachgegangen werden. Laufende Kontrollen und eine an Flüssigkeiten (Wasser) reiche Diät sind einzuhalten.
Wie kann ich Nierensteinen vorbeugen?
Vor allem Patienten, die eine genetische Veranlagung zur Bildung von Nierensteinen aufweisen, sollten vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung neuerlicher Steinbildungen überlegen. Es empfiehlt sich, in einem Harnsteinzentrum eine harnspezifische Stoffwechseluntersuchung vornehmen zu lassen. Dabei werden Blut und Urin genau untersucht, was Rückschlüsse auf potenzielle Auslöser von Nierensteinen ermöglicht.
Ernährungsempfehlungen werden jedoch kontrovers diskutiert. Eine generelle Umstellung auf gesunde Mischkost mit weniger tierischen Fetten und eine Kochsalzreduktion (besser unjodierte Salze verwenden) ist aber prinzipiell immer sinnvoll. Je nachdem, welche Substanzen die Nierensteine ausgebildet haben, ist eine Reduktion jener Lebensmittel, die diese Stoffe enthalten, zu überlegen. Hier gibt der Arzt die entsprechenden Ratschläge. Zudem sollte regelmäßig und ausreichend Wasser getrunken werden (zumindest 2 Liter pro Tag).
Neueren Studien zufolge können Zitrate die Bildung von Nierensteinen hemmen. Somit ist selbst zubereitete Zitronenlimonade (Saft mit Wasser ohne Zucker verdünnt) eine hilfreiche Maßnahme gegen Nierensteine.
Es besteht weiters die Möglichkeit, den Urin mit Medikamenten anzusäuern, um die Steinbildung zu hemmen.
Auch regelmäßige körperliche Bewegung hilft, dass Nierensteine leichter abgehen.
Wie verläuft ein Nierensteinleiden?
Liegen Nierensteine im Harnleiter, ist dringender Handlungsbedarf gegeben, da der anschließende Harnwegsverschluss das Eindringen von Bakterien in die Blutbahn erleichtert. Sogar eine lebensbedrohende Blutvergiftung kann dann entstehen.
Wann soll ich mit Nierensteinen zum Arzt?
Sobald akute Beschwerden vorliegen, ist der Arztbesuch dringend notwendig. Patienten, die bereits mehrfach mit Nierensteinen zu tun hatten, sollten vorbeugende medizinische Maßnahmen (siehe oben) erwägen.
Welche Hausmittel helfen bei Nierensteinen?
Cranberry- bzw. Preiselbeersaft, vor allem aber Zitronen- und Orangensaft, helfen vorbeugend gegen Nierensteine, da das in ihnen vorhandene Zitrat die Bildung von Kalziumkristallen verhindert. Nieren- und Blasentees, die vermehrte Aufnahme von Magnesium (in hoher Konzentration z.B. in Weizenkeimen, Meeresfrüchten und dunklem Blattgemüse enthalten, alternativ in Kapselform) sowie Bruchkrauttee (gegen Krämpfe) oder Löwenzahntee (gegen Schmerzen) sind weitere Hausmittel mit gewissen Erfolgsaussichten.
Weitere Informationen:
Weiser F. u.a.: Steine im Körper – Gallensteine. Diagnose, Behandlung. Wien 2007
Keil M., Becker N.: Nierensteine und Blasenerkrankungen. München 2008
Redaktion: Mag. Michael Hlatky
Fachliche Freigabe: Prim. Dr. Helmut Katschnig, Dialyse-Institut Judenburg
Datum: 15. Januar 2019
Kategorien: Krankheiten