Neurodermitis (atopische Dermatitis, atopisches Ekzem)

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Zusammenfassung
Neurodermitis ist eine entzündliche Hautkrankheit, die chronisch besteht oder in Schüben auftritt und zu Juckreiz bis hin zu Ekzemen führt.

Was ist Neurodermitis?

Neurodermitis ist eine entzündliche Hautkrankheit, die chronisch besteht oder schubweise zu Hautbeschwerden in begrenzten Hautarealen, aber auch überall am Körper führen kann. Die Neigung zur Krankheit wird vererbt, Auslöser sind verschiedene Faktoren. Mit der Behandlung lässt sich die Krankheit lindern, heilbar ist sie nicht. Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche: 20 Prozent der Österreicher bis zu 18 Jahren leiden irgendwann in diesen Jahren an Neurodermitis in unterschiedlich schwerer Form, unter den über 18-Jährigen sind es ein bis drei Prozent.

 

Wie entsteht Neurodermitis?

Die Ursache für die Erkrankung ist nicht bekannt. Man weiß lediglich, dass die Gene offenbar eine große Rolle spielen: Kinder, deren Vater oder Mutter Neurodermitiker ist, haben ein erhöhtes Risiko, zu erkranken. Sind beide Elternteile Neurodermitiker, wird das Kind sogar mit 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls erkranken. Auslöser für die Krankheit ist eine Überreaktion des Immunsystems: Bei den Betroffenen entstehen Hautbeschwerden, auch wenn sie nur mit an sich völlig harmlosen Substanzen in Kontakt kommen. Dazu zählen z.B. Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, bestimmte Materialien in Kleidungsstücken und Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln. Zudem können auch noch andere Irritationen die Beschwerden auslösen, wie Schwankungen im Hormonhaushalt und psychische Belastungen.

 

Wie erkenne ich Neurodermitis?

Neurodermitis äußert sich je nach dem Alter der Betroffenen unterschiedlich.

  • Bei Babys entstehen gelbliche bis braune Krusten an Gesicht, Hals, Armen und Beinen, die dem sogenannten Milchschorf ähneln.
  • Kleinkinder bekommen Rötungen im Gesicht, am Hals, im Nacken, an den Schultern, in den Ellenbeugen und Kniekehlen, manchmal auch an den Hand- und Fußrücken. Die Rötungen jucken oft stark, und durch das Kratzen entstehen weitere Hautreizungen bis hin zu Ekzemen und Infektionen.
  • Im Schulalter sind die Neurodermitis-Beschwerden meist nicht mehr so stark ausgeprägt, doch gesellen sich oft eine Pollenallergie oder eine Asthmaerkrankung zur Hautkrankheit dazu.
  • Bei Erwachsenen ist die Haut oft nur trocken und gerötet, manchmal besteht auch ein Juckreiz. Wird ihm nachgegeben, bilden sich Ekzeme, und es kann zu Infektionen kommen.

Bei den Betroffenen zeigen sich zusätzlich meist folgende Symptome: Schüttere Augenbrauen, doppelte Unterlidfalten, eingerissene Mundwinkel und eingerissene Ohrläppchen.

 

Wie erfolgt die Diagnose von Neurodermitis?

Für die Diagnose lässt sich der Arzt beschreiben, wann die Hautbeschwerden das erste Mal aufgetreten sind, wie und an welchen Körperstellen sie sich entwickelt haben. Anschließend begutachtet er die Haut.

 

Wie wird Neurodermitis behandelt?

Für die Behandlung von Neurodermitis gibt es mehrere Maßnahmen.

  • Wichtig ist eine entsprechende Hautpflege mit medizinischen Cremen und Salben, die gegen trockene Haut und Juckreiz helfen. Bleibt der Juckreiz aus, geraten Betroffene nicht so leicht in den krankheitstypischen Teufelskreis, der vom Jucken über das Aufkratzen bis hin zur Bildung von Ekzemen und Infektionen führt.
  • Außerdem können Medikamente genommen werden, die das Immunsystem hemmen und verhindern, dass es zu Überreaktionen in Form der Neurodermitis-typischen Hautreizungen kommt.
  • Den Juckreiz hemmen wiederum sogenannte Antihistaminika, Mittel, die die Produktion des körpereigenen Histamin blockieren – das ist die Substanz, die den Juckreiz auslöst.
  • Ist es bereits zu Infektionen gekommen, müssen diese je nach Art des Erregers mit Antibiotika, Antimykotika, Desinfektionsmitteln oder Virustatika behandelt werden.
  • Mittelschwere bis schwere Ekzeme werden mit kortisonhaltigen Salben behandelt.
  • Ist eine Allergie der Auslöser, helfen Behandlungen, die das Immunsystem gegenüber der allergieauslösenden Substanz desensibilisieren bzw. das Vermeiden des Kontakts mit dem Allergen.
  • Ist Stress der Auslöser, helfen das Erlernen eines Stressmanagements und Entspannungstechniken.
  • Bei Schüben können medizinische UVA- oder UVB-Bestrahlungen, Softlaser-Bestrahlungen und Akupunktur-Serien die Beschwerden lindern.
  • Bei schweren Schüben helfen Infusionen mit juckreizstillenden Mitteln und Ganzkörperwickel mit entzündungshemmenden Cremen.
  • Bei schwerer Neurodermitis in bestimmten Fällen ebenfalls hilfreich: eine Antikörpertherapie mit Injektionen, die den Juckreiz und die Entzündungen lindern.

 

Wie kann ich Neurodermitis vorbeugen?

Dem Ausbruch von Neurodermitis vorbeugen kann nur die Mutter, wenn sie das Kind vier bis sechs Monate lang stillt, denn durch das Stillen wird das Immunsystem des Kinds gestärkt. Da sich die Fehlsteuerung des Immunsystems nach der sogenannten Hygiene-Hypothese durch übertriebene Hygiene im Baby- und Kleinkindalter verstärkt, wirkt sich vermutlich auch deren Vermeidung positiv aus.

 

Wie verläuft die Krankheit?

Die typischen Neurodermitis-Hautbeschwerden zeigen sich oft nur in begrenzten Hautarealen, sie können aber auch den gesamten Körper befallen. Oft gesellen sich zur Erkrankung noch eine Pollenallergie, andere Allergien oder Unverträglichkeiten. Bis zur Pubertät oder dem jungen Erwachsenenalter klingt die Krankheit meist von selbst so weit ab, dass Betroffene weitgehend beschwerdefrei sind – und oft nur noch trockene Haut haben.

 

Wann sollte ich einen Arzt bei Neurodermitis aufsuchen?

Sobald es zu neurodermitistypischen Hautveränderungen gekommen ist, denn je früher die Behandlung erfolgt, desto größer ist der Therapieerfolg.

 

Welche Hausmittel gibt es bei Neurodermitis?

Urlaube am Meer mit Sonnenbestrahlung und Meersalz auf der Haut lindern die Beschwerden.

 

Weitere Informationen:

Stöger A.: Hauterkrankungen von A bis Z. Wien 2012

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Redaktion: Mag. Sabine Stehrer

Fachliche Freigabe: Dr. Andreas Schindl, PhD, Dermatologe in Wien