Mittelohrentzündung

© Fotolia - bilderzwerg

Zusammenfassung
Bei der akuten Mittelohrentzündung entzündet sich die Schleimhaut des Mittelohrs durch eingedrungene Viren oder Bakterien. Die Ursache ist meistens eine Belüftungsstörung des Mittelohres.

Was ist eine Mittelohrentzündung?

Bei der akuten Mittelohrentzündung entzündet sich die Schleimhaut des Mittelohrs durch eingedrungene Viren oder Bakterien. Die Ursache ist meistens eine Belüftungsstörung des Mittelohres durch die Schließung der Tube (der Belüftungsgang zwischen Mittelohr und Rachen). Es gibt auch chronische Verlaufsformen (siehe unten).

 

Wie entsteht eine akute Mittelohrentzündung?

Viren oder Bakterien dringen über die Tube (Eustachische Röhre) ins Mittelohr vor, etwa im Zuge eines einfachen Schnupfens.  Dann funktioniert das Ohr als eine Brutkammer für Bakterien, was zu schmerzhaften Entzündungen führt. Bei Kindern wird die Belüftungsstörung des Mittelohres durch die vergrößerten Rachenmandeln (Adenoidvegetationen) verursacht.

 

Wie erkenne ich eine akute Mittelohrentzündung?

Heftige Ohrenschmerzen, Druckgefühl im Ohr, meistens auch Fieber sind die häufigsten Anzeichen einer Mittelohrentzündung. Betroffen sind vor allem kleinere Kinder, aber eine akute Mittelohrentzündung kann auch im Erwachsenenalter vorkommen.

 

Was sind die Komplikationen?

Starke, akute Entzündungen können auf den Warzenfortsatz übergreifen. Dann entwickelt sich eine Rötung und Schwellung des Knochens hinter dem Ohr mit Fieber und Schmerzen. In diesem Fall ist eine Operation dringend notwendig.

 

Wie erfolgt die Diagnose einer akuten Mittelohrentzündung?

Der Arzt (Hausarzt oder HNO-Arzt) untersucht Gehörgang und Trommelfell mit einem Otoskop. Die Rötung des Trommelfells oder auch eitriges Sekret bestätigen die Diagnose.

 

Was ist eine chronische Mittelohrentzündung?

In der Kindheit ist die seröse Variante häufig (Paukenerguss). Diese verläuft zumeist symptomarm, es fällt lediglich auf, dass das Kind schlecht hört.

Bei Erwachsenen mit chronischer Mittelohrentzündung bildet sich meistens eine chronische Trommelfellperforation. Es gibt auch eine im Prinzip gefährlichere Variante, das Cholesteatom (Perlgeschwulst), wenn verhornende Hautschichten ins Mittelohr einwachsen. Dann kann diese Perle den Knochen, den Gesichtsnerv und das Innenohr zerstören.

Die Ursachen sind nicht eindeutig geklärt, eine individuelle Neigung spielt wahrscheinlich eine Rolle. Es dürften aber häufige akute Mittelohrentzündungen und Probleme in der Eustachischen Röhre damit zu tun haben.

Die chronischen Mittelohrentzündungen heilen meistens nicht von selbst aus und müssen operativ behandelt werden. Vor allem die Operation des Perlgeschwulstes kann sehr dringend sein.

 

Was ist eine Gehörgangsentzündung (Badeotitis)?

Mit der chronischen Mittelohrentzündung leicht verwechselt wird die Badeotitis, die, wie der Name bereits signalisiert, vor allem Badeurlaube schmerzhaft beeinträchtigen kann. Auch hier kommt es zu heftigen Ohrenschmerzen, betroffen ist aber der äußere Gehörgang. Auslöser sind häufige Schwimmbadbesuche und vor allem das Tauchen, wenn sich dadurch Bakterien, Viren oder Pilze am Gehörgang anlagern und Entzündungen verursachen, die durch kleine Verletzungen am Gehörgang, wie etwa durch das Verwenden von Ohrenstäbchen, erleichtert werden.

Betroffen sind auch hier in erster Linie Kinder, aber auch Erwachsene können darunter leiden. Ein Arztbesuch ist zur Diagnose- und Therapiesicherheit angezeigt und um Komplikationen zu vermeiden. Ohrentropfen oder getränkte Mullstreifen sowie bei Bedarf Schmerzmittel helfen in kürzester Zeit. Je nach Verursacher kommen entzündungshemmende (meistens ausreichend) oder antibiotische Wirkstoffe zum Einsatz.

 

Wie wird eine akute Mittelohrentzündung behandelt?

Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Krankheit und der Beantwortung der Frage, ob Viren oder Bakterien Verursacher sind. Sind es Viren, ist die Gabe von abschwellenden Nasensprays/-tropfen und von Schmerzmitteln zumeist ausreichend. Tritt nach zwei bis drei Tagen aber keine Besserung ein, ist ein neuerlicher Arztbesuch angezeigt.

Die Antibiotikagabe ist nur bei bakteriell verursachten Mittelohrentzündungen, bei zusätzlichen Komplikationen wie einem Trommelfellriss oder langwierigerem Verlauf sinnvoll, da sie gegen Viren nicht hilfreich ist und eventuell einer späteren Antibiotikaresistenz Vorschub leistet. Die Therapieentscheidung soll hier aber der Arzt treffen.

 

Wie kann ich einer Mittelohrentzündung vorbeugen?

Laut einer neueren Studie erleiden Kinder, die als Säuglinge zumindest drei Monate gestillt wurden, seltener eine Mittelohrentzündung. Jedenfalls sind Kinder, die häufigem Zigarettenrauch ausgesetzt sind, anfälliger für Mittelohrentzündungen.

 

Wann sollte ich bei einer Mittelohrentzündung einen Arzt aufsuchen?

Die meisten Mittelohrentzündungen verlaufen ohne Komplikationen. Dennoch sollte immer eine ärztliche Kontrolle erfolgen, um Komplikationen rechtzeitig erkennen zu können bzw. um die richtige Therapie einzuleiten (Antibiotikagabe ja oder nein). Wiederholte Mittelohrentzündungen können in ein chronisches Stadium übergehen.

 

Welche Hausmittel helfen gegen Mittelohrentzündungen?

Außer Nasentropfen (zum Verbessern der Belüftung des Mittelohres) und Schmerzmittel sind keine Maßnahmen sinnvoll. Obwohl viele Patienten Ohrbestrahlungen mit einer Rotlichtlampe als angenehm empfinden, ist dieses Mittel kontraproduktiv, da lokale Wärme die Entzündung fördert und damit eine stärkere eitrige Einschmelzung (Trommelfellriss) verursacht werden kann.

Ein Arztbesuch ist immer angezeigt.

 

Weitere Informationen:

Voitl P.: Kinderkrankheiten von A bis Z. Wien 2012

Cover400_KinderkrankheitenAbisZ zum Buch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Redaktion: Mag. Hagen Schaub

Fachliche Freigabe: PD Dr. Béla Büki, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und 1. Oberarzt an der HNO-Abteilung der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems