Leukämie (Blutkrebs, Leukose)
Zusammenfassung
Leukämie ist ein Blutkrebs, bei dem sich Abwehrzellen, die Leukozyten, unkontrolliert vermehren und nicht ausreifen.
Was ist Leukämie?
Im Knochenmark und Lymphsystem werden Abwehrzellen produziert. Die Krebszellen, oder Leukämiezellen, machen, wie jeder Leukozyt, dieselbe Entwicklung durch. Im Gegensatz zu den normalen Zellen vermehren sie sich ungehemmt weiter, ihre Funktion ist dann gestört.
Wie entsteht eine Leukämie?
Bei den meisten Patienten bleibt die Ursache unbekannt. Es gibt aber bekannte Faktoren, die das Risiko für eine Leukämie erhöhen. Dazu zählen ionisierende Strahlung (z.B. Röntgenstrahlung), chemische Stoffe (Insektizide, Herbizide), Medikamente (Zytostatika, Immunsuppressiva). Leukämie ist prinzipiell nicht vererbbar. Bei bestimmten Veränderungen der Erbanlagen ist das Risiko leicht erhöht, z.B. beim Down-Syndrom. Eine Leukämieform wird durch einen Virus verursacht – im japanischen Raum der HTLV-1 (Human T-Cell Leukemia Virus).
Die Leukämiezellen behindern die anderen Funktionen des Knochenmarks. Blutplättchen, verantwortlich für die Blutstillung, und die roten Blutkörperchen, zuständig für den Sauerstofftransport, werden verdrängt.
Was sind die ersten Anzeichen einer Leukämie?
Zu Beginn der Leukämieerkrankung sind die Anzeichen allgemein und unspezifisch, da sie auch andere Ursachen haben können. Bei den akuten Leukämien sind es Blässe, Müdigkeit, Atemnot, Nasenbluten oder Zahnfleischbluten, blaue Flecken, Fieber, Kopfschmerzen, Nachtschweiß und geschwollene Lymphknoten, Milz oder Leber.
Bei den chronischen Leukämien sind die Beschwerden schleichender. Im Alltag stören die Beschwerden nicht oder fallen erst gar nicht auf.
Wie erfolgt die Diagnose einer Leukämie?
Das Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) und die körperliche Untersuchung liefern schon die ersten Hinweise. Eine umfassende Blutuntersuchung bestätigt die Diagnose “Leukämie“.
Dabei werden sowohl die Oberflächenmerkmale der Leukämiezellen als auch die Erbsubstanz (Karyotypisierung, Translokationen) untersucht. Mit einer Knochenmarkspunktion, fast immer im Beckenkamm, kann sich der Arzt ein genaues Bild über die Art und Zusammensetzung des Knochenmarkes machen. Eine Probe der Rückenmarksflüssigkeit (Lumbalpunktion) klärt, ob nicht auch das Zentralnervensystem betroffen ist.
Mit Hilfe von Ultraschall werden die Lymphknoten, Milz, Leber, Darm und Herz abgeklärt. In der Computertomographie (CT) werden Schädel-, Brust- und Bauchraum weiter abgeklärt.
Welche Arten von Leukämien gibt es?
Grundsätzlich wird zwischen einer akuten und chronischen Form, einer myeloischen und lymphatischen Form unterschieden:
- AML – akute myeloische Leukämie: häufigste Form im Erwachsenenalter
- ALL – akute lymphatische Leukämie: typisch im Kindesalter
- CML – chronisch myeloische Leukämie: ausschließlich im Erwachsenenalter
- CLL – chronisch lymphatische Leukämie: zumeist erkranken Mensch ab dem 50. Lebensjahr
Es gibt viele weitere Untergruppen der Leukose mit unterschiedlichen Krankheitsverläufen und Behandlungen.
Wie wird eine Leukämie behandelt?
Aus den erhobenen Befunden stellt der Onkologe eine optimale Therapie zusammen:
- Chemotherapie: Das ist ein Grundbaustein in der Behandlung der Leukämie. Die Medikamente (Zytostatika) greifen die sich schnell teilenden Zellen im ganzen Körper an. Allerdings schädigen die Medikamente auch die gesunden Zellen.
- Antikörper: Sie richten sich gezielt gegen bestimmte Oberflächenmerkmale der Leukämiezellen und markieren sie so, dass das eigene Immunsystem die Tumorzellen finden und zerstören kann.
- Zytokine: aktivieren das eigene Immunsystem.
- Signalübertragungshemmer: Neue Medikamente, die geschluckt werden können und gezielt in den Leukämiezellen das Wachstum hemmen.
- Strahlenbehandlung: Mit der Radiotherapie erreicht man im Körper Regionen, die einer Chemotherapie schlechter zugänglich sind, z.B. Gehirn und Rückenmark.
- Stammzell- oder Knochenmarkstransplantation: Für viele Patienten eine Heilungschance. Mit einer vorhergehenden hoch dosierten Chemotherapie/Ganzkörperbestrahlung werden alle Leukozyten zerstört, damit gesunde transplantierte Zellen nicht wieder verdrängt werden.
- Gentherapie: CAR-T steht für „Chimeric Antigen Rezeptor“-T-Zell-Therapie“. Dabei wird dem Patienten Blut entnommen. Aus diesem Blut werden Abwehrzellen (T-Zellen) isoliert, gentechnisch mit diesem Rezeptor (ein Oberflächenprotein) ausgestattet, sodass die Tumorzellen besser angegriffen werden können. Die CAR-T-Zellen werden schließlich wieder dem Patienten infundiert. Bis Jänner 2018 wurden in Österreich neun Patienten behandelt.
Wie sind die Heilungschancen bei Leukämie?
Die Behandlung der akuten Leukämie unterscheidet sich wesentlich von der chronischen Leukämie. Wird der akute Blutkrebs nicht behandelt, führt sie innerhalb weniger Monate zum Tode, während sich die chronische Leukämie „auch in Schach“ halten lässt.
Nach der ersten Behandlung ist es wichtig, die Nachsorgetermine einzuhalten, um ein neuerliches Wiederauftreten der Erkrankung (Rezidiv) frühzeitig zu erkennen. Diese Nachsorgetermine sind zuerst in kürzeren und später in längeren Intervallen geplant.
Weitere Informationen:
https://dlh-stiftung.de/aktuelles/
Redaktion und fachliche Freigabe: Dr. Christian Benisch, Arzt für Allgemeinmedizin in Wien
Datum: 17. Dezember 2018
Kategorien: Krankheiten