Laktoseintoleranz

Zusammenfassung
Bei der Laktoseintoleranz handelt es sich um eine Milchzuckerunterverträglichkeit. Dadurch kommt es zu Symptomen wie Blähungen, Koliken, Durchfall oder Übelkeit.
Was ist Laktose?
Laktose (Milchzucker) ist ein Zweifachzucker, der aus Glucose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker) besteht.
Das Enzym Laktase sorgt dafür, dass der Körper Milchzucker (Laktose) verwerten kann. Laktose kommt hauptsächlich in Milchprodukten, Süßspeisen, Fertigprodukten und Backwaren vor. Zirka 1,2 Millionen Österreicher – mehr Frauen als Männer – produzieren zu wenig Laktase, dies kann zu Darmbeschwerden führen.
Wie entsteht eine Laktoseintoleranz?
Laktase ist ein körpereigenes Enzym, das den mit der Nahrung aufgenommen Milchzucker im Dünndarm in Glucose und Galaktose aufspaltet. Wird keine oder zu wenig Laktase produziert, kommt es bis zu zwei Stunden nach Aufnahme von milchzuckerhaltigen Speisen zu Darmbeschwerden wie Blähungen, schmerzhafte Koliken und Übelkeit – wie stark die Beschwerden sind, hängt von der Menge an Milchzucker bzw. der persönlichen Empfindlichkeit ab.
Diese Nahrungsmittelunverträglichkeit ist nicht mit einer Allergie zu verwechseln, da das Immunsystem beim Krankheitsgeschehen nicht involviert ist. Die Lebensmittelintoleranz kann angeboren (hereditäre Laktoseintoleranz) oder – wie in den meisten Fällen – erworben sein (funktionelle Laktoseintoleranz). Bis zu ein Viertel der österreichischen Bevölkerung weist eine funktionelle Laktoseintoleranz auf, die sich meist schleichend entwickelt. Mit zunehmenden Jahren produziert der Körper weniger Laktase. Laktase-Mangel kann aber auch infolge von Erkrankungen der Darmschleimhaut – wie Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa – entstehen.
Wie erkenne ich eine Laktoseintoleranz?
Viele Betroffene tun ihre Beschwerden als „lästiges Bauchgrummeln“ oder „heftige Blähungen“ ab und leiden lange Zeit ohne Diagnose. Die Verdauungsstörung reizt die Darmschleimhaut, es wird schwieriger, Nährstoffe wie Vitamine und Mineralien aus der Nahrung aufzunehmen. Daher es ist wichtig, mit einer gezielten milchzuckerfreien Diät dafür zu sorgen, dass sich der Darm wieder erholen kann.
Wie erfolgt die Diagnose von einer Laktoseintoleranz?
Neben einem ausführlichen Arzt-Patienten-Gespräch gibt es verschiedene Wege, im Labor eine Laktoseintoleranz nachzuweisen:
- Eine diagnostische Möglichkeit bietet der Wasserstoff-Atemtest (Laktose-H2-Atemtest). Wenn Milchzucker im Dickdarm abgebaut wird, entsteht dabei Wasserstoff, der über die Lungen abgeatmet und gemessen wird.
- Bei einem Laktosetoleranz-Test wird die Reaktion auf eine Milchzuckermischung dokumentiert und mehrmals der Blutzucker gemessen. Bei einem Mangel an dem Enzym Laktase kann Laktose nicht vollständig zerlegt werden, somit kommt es bei der zweiten Blutzuckermessung nur zu einem geringen bzw. keinem Anstieg des Blutzuckers.
- Selten wird ein Gentest durchgeführt, dazu genügt ein Abstrich der Wangenschleimhaut.
Wie wird eine Laktoseintoleranz behandelt?
Zunächst wird der Arzt eine laktosefreie ein- bis zwei wöchige Diät verordnen, dabei sollten alle laktosehaltigen Lebensmittel gemieden werden. Sehr gute Alternativen bieten laktosefreie Produkte oder auch Lebensmittel mit Soja. Mit ihrer Hilfe lässt sich der Kalzium- und Vitamin-D-Bedarf ausreichend decken. Enzympräparate helfen, Laktase zu spalten, und können vor einer Mahlzeit eingenommen werden.
Generell geht es bei der Behandlung um eine Verminderung des Milchzuckeranteils in der Ernährung. So verursachen 2 bis 3 g Laktose pro Tag (das entspricht einem Glas Milch) bei der Mehrheit der Patienten keine Beschwerden.
Wie verläuft die Laktoseintoleranz?
Der Mangel an Laktase ist nicht heilbar, mit Hilfe spezieller Ernährungspläne und medikamentöser Enzymersatz lässt es sich gut mit einer Laktoseintoleranz leben. Ein erworbener Laktasemangel nach bestimmten Krankheiten kann sich manchmal wieder geben, wenn die Ursache dafür erfolgreich behandelt wurde.
Wann sollte ich einen Arzt bei Laktoseintoleranz aufsuchen?
Bei unbestimmten Darmbeschwerden, die nach dem Essen auftreten. Vielleicht ist auch eine Fruchtzucker- oder Histaminunverträglichkeit Ursache der Symptome. Denn wie Untersuchungen gezeigt haben, neigen 6 von 10 Personen mit einer Laktoseintoleranz auch zu einer Unverträglichkeit gegen Fructose (Fruchtzucker).
Für die Diagnosestellung kann es sehr hilfreich, wenn der Patient Protokoll über seine Essgewohnheiten führt.
Welche Produkte enthalten wenig Laktose?
Neben laktosefreien Milchprodukten enthalten Joghurt, Schnitt-, Hart- und Weichkäse, Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Nüsse, Kartoffeln, Reis, Nudeln, Hülsenfrüchte und Getreide kaum Laktose.
Weitere Informationen:
Wolzt M., Feffer-Holik S.: Gesund essen & trotzdem krank. Gluten-, Lactose-, Fructose-, Histamin-Intoleranz. 2. Auflage, Wien 2013
State of the art: Stress im Darm. In: Österreichische Ärztezeitung, Juni 2018
http://www.aerztezeitung.at/fileadmin/PDF/2018_Verlinkungen/Darm-Spezial.pdf
Österreichische Gesellschaft für Ernährung: „Laktoseintoleranz: Wie viele sind betroffen?“, 2013
http://www.oege.at/index.php/bildung-information/diaetetik/allergien-unvertraeglichkeiten/1810-laktoseintoleranz
Terjung B., Thienel Claudia: Ratgeber Laktoseintoleranz, Gastro-Liga, 2017
https://www.gastro-liga.de/fileadmin/download/Laktoseintoleranz_WEB_166-11-17.pdf
Redaktion: Mag. Nathalie Auman
Fachliche Freigabe: Univ.-Prof. Dr. Michael Wolzt, Facharzt für Innere Medizin,
Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie Wien
Datum: 11. Dezember 2018
Kategorien: Krankheiten