Krampfadern (Varikose, Varizen)

Zusammenfassung
Krampfadern sind eine Erweiterung und Schlängelung oberflächlich an den Beinen gelegener Venen. Die Ärzte sprechen hier von Varizen bzw. von Varikose.
Was sind Krampfadern?
Bei Krampfadern handelt es sich um eine Erweiterung und Schlängelung der oberflächlichen Venen der Beine. Die Krankheit wird Varikose genannt und tritt familiär bedingt sowie mit zunehmendem Alter gehäuft auf.
Man unterscheidet zwei Formen von Krampfadern:
Von primären oder idiopathischen Varizen spricht man, wenn als Ursache eine genetische Disposition, eine angeborene Schwäche der Venenwand, angenommen wird. Dies erklärt die familiäre Häufung dieser Erkrankung. Bis zu einem Drittel aller Erwachsenen leiden an einer Varikose eines Venenhauptstammes (Vena saphena magna oder Vena saphena parva), bei mindestens zwei Drittel liegen krankhafte Erweiterungen von Venenseitenästen, sogenannte Besenreiser, vor.
Von einer sekundären Varikose spricht man dann, wenn bei einem Verschluss der tiefen Beinvenen, den Leitvenen, das Blut über sogenannte Perforansvenen, man versteht darunter Verbindungsvenen zwischen den oberflächlichen und den tiefen Beinvenen, nur mehr über die oberflächlichen Venen abfließen kann. Die Ursache ist meistens eine Thrombose (siehe dort) der Leitvenen oder seltener eine Kompression der tiefen Beinvenen durch Zysten oder Tumore. Durch den Umgehungskreislauf über die oberflächlichen Venen kommt es ebenfalls zur Ausweitung der Vene und damit in der Folge zu einer sekundären Varikose.
Wie entstehen Varizen?
Normalerweise wird das Blut in den Beinvenen durch die sogenannte Muskelpumpe der Wadenmuskulatur in Richtung zum Herzen gepumpt. Venenklappen verhindern dabei den Blutrückfluss und unterteilen durch das Öffnen und Schließen die Blutsäule in viele kleine Segmente. Bei gleichzeitigem Vorliegen einer Venenwandschwäche sowie durch langes Stehen oder Sitzen, kommt es zu einer Erweiterung zuerst der oberflächlichen Beinvenen und zu einer Venenklappeninsuffizienz. Durch die zunehmende Blutfülle und den dadurch stärkeren Druck in den Beinvenen sowie durch die undichten Venenklappen kommt es zu einem Rückstau des Blutes, der Schwerkraft entsprechend, in Richtung der Füße.
Ursache und Auslöser einer Varikose ist aber auch zunehmendes Alter oder beim weiblichen Geschlecht oft eine Schwangerschaft. Frauen sind dreimal häufiger von Varizen betroffen als Männer.
Wie erkenne ich verdächtige Anzeichen einer Varikose?
Während eine Varikose anfänglich durch die erweiterten und geschlängelten Varizen oft nur zu einer kosmetischen Beeinträchtigung führt, treten mit fortschreitender Krankheitsdauer der Varikose Beschwerden und Komplikationen auf:
- Anfänglich kommt es durch die Blutfülle zu einem Spannungsgefühl und „schweren“ Beinen.
- Häufig findet man eine zunehmende Schwellungsneigung mit Auftreten von Flüssigkeitsansammlung besonders um die Knöchelgegend, sogenannte Ödeme.
- In der weiteren Folge entsteht – meistens an der Unterschenkelinnenseite über dem Innenknöchel – eine chronische Entzündung und Schwächung (Induration) der Haut und des Unterhautgewebes (Dermatosklerose), häufig verbunden mit einer bräunlichen Pigmentierung (Verfärbung).
- Die chronische Entzündung sowie oft begleitende Venenentzündung (sogenannte Thrombophlebitis) führt letztendlich zu irreparablen Schäden und zum offenen Bein, dem Ulcus cruris venosum (venöses Ulcus, Geschwür).
Wie erfolgt die Diagnose von Varizen?
Unverzichtbar ist eine genaue klinische Untersuchung des Patienten, gefolgt von einer nicht invasiven Ultraschalluntersuchung (farbkodierte Duplexsonographie), die schmerzlos ist. Wichtigste Voraussetzung für eine chirurgische Sanierung einer Varikose ist die Durchgängigkeit der tiefen Leitvenen. Bei unklaren Befunden oder speziellen Fragestellungen, müssen weitere Untersuchungen wie Phlebographie (sogenanntes Venenröntgen), Photo- oder Venenverschlussplethysmographie, Phlebodynamometrie oder Lichtreflexionsrheographie durchgeführt werden.
Wie werden Krampfadern behandelt?
Am meisten verbreitet ist die Entfernung von Varizen durch Operation mit Stripping des varikösen Hauptstammes in Verbindung mit einer Crossektomie, wobei der Hauptstamm an der Einmündung in die tiefe Leitvene in der Leiste oder in der Kniekehle unterbunden wird (Crossektomie) und der variköse Hauptstamm mittels einer Sonde unter der Haut gezogen (Stripping) und entfernt wird. Zusätzlich werden ausgeweitete Seitenäste, sogenannte Seitenastvarizen, über winzige Hautschnitte entfernt und gegebenenfalls insuffiziente Perforansvenen unterbunden.
In den letzten Jahren werden zunehmend alternative, ebenfalls minimal-invasive Verfahren angeboten, bei denen variköse Venenhauptstämme durch Lasersonden oder Radiofrequenzsonden verödet werden. Allen diesen Verfahren gemeinsam ist, dass die durch Hitze verschweißte Vene im Gewebe verbleibt und das Stripping und damit größere Blutergüsse (Hämatomie siehe dort) vermieden werden sollen.
Auch das Schaumveröden und Sklerosieren von varikösen Venen ist in den vergangenen Jahren wieder modern geworden. Jedoch sollten mit diesem Verfahren nur variköse Seitenäste und Besenreiser behandelt werden, da das Schaumveröden von Venenhauptstämmen unsicher und das Risiko von Nebenwirkungen größer ist.
An Behandlungszentren für Varizen werden meistens mehrere der aufgezählten Behandlungsmethoden angeboten, da sie sich im Idealfall gegenseitig ergänzen und nicht jede Methode für jeden Patienten geeignet ist.
Welche Alternativen gibt es zur Operation mit chirurgischer Entfernung der Krampfadern?
Alternative Behandlungsmethoden wie das Tragen von Kompressionsstrümpfen, manche Medikamente (Extrakte von rotem Weinlaub oder Rosskastanien), Kneippen und andere Therapieformen kommen zur Linderung von Venenbeschwerden oder nach der Operation zur Anwendung, können jedoch eine Varikose nicht ursächlich beseitigen.
Wie kann man Krampfadern vorbeugen?
Eine eigentliche Vorbeugung ist bei einer genetischen Veranlagung nicht möglich. Günstig wirken sich ausreichende Bewegung sowie regelmäßiges Hochlagern der Beine aus. Bewegungsloses Stehen oder Sitzen sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Das Tragen von Stützstrümpfen oder Kompressionsstrümpfen in Risikosituationen (bei längeren Flugreisen) ist hilfreich und kann Venenbeschwerden lindern.
Wann sollte ich mit Krampfadern zum Arzt?
Um größere Probleme zu vermeiden, ist ein frühzeitiger Arztbesuch zu empfehlen.
Welche Hausmittel helfen gegen Krampfadern?
Hausmittel können Krampfadern nicht heilen, sehr wohl aber Linderung verschaffen. Das beginnt mit dem Hochlagern der Beine, zudem helfen Salben aus Rosskastanien- und Weinlaubextrakt. Regelmäßige, gleichmäßige Bewegung wie Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren ist günstig, auch Wechselduschen und Kaltwasseranwendungen verschaffen bei Krampfadern Erleichterung.
Weitere Informationen
Weiser F.A. u.a.: Schöne und gesunde Beine. Erfolgreich gegen Krampfadern, Besenreiser, Thrombosen, Cellulite & Co. 2. Auflage, Wien 2010
Redaktion: Mag. Michael Hlatky
Fachliche Freigabe: Univ.-Prof. Dr. Kurt Tiesenhausen, Universitätsklinik Graz, Gefäßchirurgie
Datum: 15. Januar 2019
Kategorien: Krankheiten