Impfung (Schutzimpfung, Vakzination, Immunisierung)
Zusammenfassung
Eine Impfung schützt vorbeugend gegen Infektionskrankheiten, indem dem menschlichen Abwehrsystem abgetötete Erreger einer Infektion (oder Teile der Erreger) verabreicht werden, um es zu immunisieren.
Beschreibung:
Das Prinzip der aktiven Impfung besteht darin, dass abgetötete – also entschärfte – Erreger oder deren Teile dem menschlichen Abwehrsystem gleichsam als „immunologischer Sparringpartner“ angeboten werden. Das Immunsystem lernt dabei, diese Erreger zu erkennen und speichert dieses Wissen. Kommt der geimpfte Mensch nun erneut mit diesem Erreger in Kontakt, erinnert sich das Abwehrsystem an diese erlernte Fähigkeit und eliminiert den Keim von Beginn an. Es kommt zu keiner Infektion oder zu keiner Erkrankung. Vom Konzept her eine Präventivmaßnahme wie sie biologischer und naturnäher nicht sein kann.
Wogegen helfen Impfungen?
Der Schwerpunkt der Impfungen liegt vor allem auf den viralen Infektionen, aber auch gegen einige gefährliche Bakterien wie Heamophilus influenzae kann geimpft werden. Mit der Impfung gegen diesen Keim ist es etwa gelungen, eine der gefährlichsten bakteriellen Infektionen bei Kindern in den ersten fünf Lebensjahren weitgehend auszurotten.
Impfungen gehören, was ihre Effektivität betrifft, zur absoluten Spitzenklasse der Medizin. Sie sind im Bereich der Virusinfektionen die einzige Möglichkeit einer präventiven Behandlung, da es für diese Art der Infektion zu 99 % keine ursächlichen Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Folgende Impfungen sind sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter relevant:
- Diphtherie
- FSME (Frühsommermeningoencephalitis)
- Gürtelrose
- Haemophilus
- Hepatitis A
- Hepatitis B
- Humanes Papillomavirus
- Influenza („echte“ Grippe)
- Keuchhusten (Pertussis)
- Kinderlähmung (Polio)
- Masern
- Meningokokken
- Mumps
- Pneumokokken (bakterielle Lungenentzündung)
- Rotaviren
- Röteln
- Tetanus
- Tollwut
- Tuberkulose
- Varicellen (Feuchtblattern)
Was ist eine Impfung?
Um den menschlichen Organismus gegenüber fremden Mikroorganismen unempfindlich zu machen, stehen zwei grundsätzliche Möglichkeiten zu Verfügung:
- aktive Immunisierung und
- passive Immunisierung.
Die aktive Immunisierung bedeutet, dass der Organismus eine aktive Leistung zustande bringen muss. Es erfolgt eine Infektion im Kleinstformat: Es bilden sich „Antikörper“ gegen den jeweiligen Erreger. Diese aktive Leistung bedeutet, dass der Organismus für den Aufbau eines belastbaren Schutzes Zeit braucht, in der Regel einige Wochen. Er bildet dabei ein Erinnerungsvermögen aus, das bei einem späteren Kontakt mit demselben Krankheitserreger sofort die Bildung von Abwehrstoffen ermöglicht.
Die passive Immunisierung bedeutet, dass sich hier der Organismus passiv verhält: Es werden ihm die gegen die jeweilige Erkrankung nötigen Abwehrstoffe zugeführt. Allerdings hat die passive Immunisierung zwei Schwächen: Sie wirkt nur ganz kurz (wenige Wochen), und bei vielen Erkrankungen existieren einfach keine Präparate mit Abwehrstoffen bzw. ist deren Wirkung unzureichend. Als Stärke der passiven Immunisierung sei aber angeführt, dass ihre Wirkung sofort einsetzt.
Um gegen manche Krankheitserreger vorzugehen, benutzt man die beiden angeführten Methoden simultan: die aktive/passive Simultanimpfung. Das ist allerdings nur in wenigen Fällen tatsächlich möglich. Beispiele für die Simultanimmunisierung sind die Tetanusprophylaxe nach Verletzungen oder die Tollwutprophylaxe nach Tierbissen.
Die Medizin unterscheidet Lebend- und Totimpfstoffe.
Lebendimpfstoffe enthalten einen lebenden und vermehrungsfähigen Keim, der vorher aber seiner krankmachenden Charakteristika bzw. Qualitäten beraubt wurde. Es bleiben daher nur jene Eigenschaften erhalten, die zur Auslösung einer schützenden Immunantwort nötig sind.
Bei manchen Lebendimpfstoffen wird der ursprüngliche Krankheitserreger auch gentechnologisch verändert und verliert dadurch seine krankmachenden Eigenschaften. Lebendimpfstoffe haben den Vorteil, dass die ausgelöste Immunantwort der natürlichen Infektabwehr sehr ähnlich ist, dieser Schutz lange anhält und besonders „hochwertig“ ist. Sie haben den Nachteil, dass bei Personen mit Störungen des Immunsystems die Balance zwischen Impfstoff und Organismus gestört sein kann und „vergrabene“ krankmachende Eigenschaften wieder zum Vorschein kommen, was dann zu vermehrten Nebenwirkungen führt.
In Totimpfstoffen sind entweder ganze, abgetötete Erreger oder Teile von diesen, jedenfalls ist aber nur nicht vermehrungsfähiges Material mehr vorhanden. Daher kann eine Impfung keinen Krankheitsausbruch herbeiführen. Zumeist muss man bei Totimpfstoffen einen „Verstärker“ zusetzen.
Dieser „Verstärker“ ist eine Substanz, welche die geringe Menge antigenen Materials dem Immunsystem optimal präsentiert, sodass unser Immunsystem „auf Trab“ gebracht und die Menge an antigenem Material (Erregerbestandteile) möglichst klein gehalten wird.
Eine dafür häufig verwendete Substanz ist Aluminiumhydroxid, man bezeichnet diese Substanz im Zusammenhang mit Impfstoffen als „Adsorbat“. Dieses Aluminiumhydroxid hat den kleinen Nachteil, dass es grundsätzlich unangenehme Reizungen des Unterhautgewebes hervorrufen kann: Vor allem, wenn sehr häufig geimpft wird, kann es zu allergischen Erscheinungen (Rötung, Schwellung) an der Impfstelle kommen. Andere behauptete Wirkungen von Aluminiumhydroxid treten aufgrund der verschwindend geringen Konzentration in Impfpräparaten nicht auf.
Dennoch wird Aluminiumhydroxid von gewissenlosen Geschäftemachern seit Jahren ein unfassbares Bedrohungspotential zugeordnet, das in keinem Verhältnis zum wissenschaftlichen Erkenntnisstand oder der verwendeten Konzentration steht. Das Geschäft mit der Angst blüht und stützt sich auf die Willfährigkeit naturwissenschaftlich unwissender Menschen.
Kann es bei Impfungen zu gefährlichen Nebenwirkungen kommen?
Es existiert in der Medizin keine wirksame Maßnahme, bei der es keine Nebenwirkung geben kann. Was wirkt, kann grundsätzlich auch unerwünschte Wirkungen haben, sonst wäre es wirkungslos. Entscheidend sind die Faktoren Intensität der Reaktion und Häufigkeit. Und hier schneiden die Impfungen im Vergleich zu den meisten Medikamenten hervorragend ab.
Die Tabelle ermöglicht eine grobe Orientierung und definiert einzelne Begriffe definieren (in Anlehnung an U. Quast, Impfreaktionen):
Reaktionen | Häufigkeit | Beispiele |
Impfreaktion(= harmlose Beschwerden) | im geringen %-Bereich | Reaktion an der Stichstelle nach Tetanusimpfung, z.B. Rötung |
Impfkrankheit(= abgeschwächte Infektionskrankheit) | seltener als 1 % | Impfmasern |
Impfkomplikation | im Promillebereich | Lymphknotenabszesse nach Tuberkulose-Schutzimpfung |
Impfkomplikation mit bleibendem Schaden | Bereich von etwa 1 zu 1.000.000 | Impfpoliomyelitis nach Kinderlähmungsschluckimpfung (in Österreich nicht mehr erhältlich) |
Bei Verdacht einer Impfkomplikation sollte man mit seinem Arzt Kontakt aufnehmen. Dabei geht es um folgende Themen:
- „Passen“ die Symptome überhaupt zur verabreichten Impfung?
- Lässt sich der zeitliche Bezug zur fraglichen Komplikation überhaupt herstellen?
- Kommen andere Ursachen für die auftretenden Beschwerden in Frage?
In der weit überwiegenden Zahl der vermeintlichen Nebenwirkungen kann kein Bezug zu Impfungen hergestellt werden, sondern es handelt sich um zeitliche Zufälligkeiten.
Sind Impfungen sicher?
Es gibt in der Medizin keine Maßnahme, die einer derart fortgesetzt engmaschigen Kontrolle unterliegt wie die Impfungen. Geprüft wird laufend und extrem nachhaltig. Es werden grundsätzliche alle Chargen (Liefereinheiten) von Impfungen durch das BASG (Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, www.basg.gv.at ) getestet.
In Österreich besteht laut den Bestimmungen des Arzneimittelgesetzes eine Meldepflicht für Nebenwirkungen von Impfstoffen u.a. für Ärzte/Ärztinnen, Hebammen, Apotheker/Apothekerinnen und Gewerbetreibende, die gemäß der Gewerbeordnung 1994 zur Herstellung von Arzneimitteln oder zum Großhandel mit Arzneimitteln berechtigt sind. Selbst die kleinste Nebenwirkung wird von der Behörde erfasst und auswertet. Dabei besteht eine Zusammenarbeit mit den EU-Institutionen (Europäische Kommission, EMEA, Behörden anderer EU-Mitglieder, WHO und Staaten, die eine Kooperation mit der Europäischen Union etabliert haben).
Weitere Informationen:
Voitl P.: Kinderkrankheiten von A bis Z. Wien 2012
Österreichischer Impfplan:
https://www.sozialministerium.at/cms/site/attachments/3/3/1/CH4062/CMS1515753153756/impfplan_2018.pdf
Redaktion: Dr. Wolfgang Schuhmayer
Fachliche Freigabe: Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch, Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin /Hygiene und Mikrobiologie, 1090 Wien
Datum: 17. Dezember 2018
Kategorien: Krankheiten