HIV

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Zusammenfassung
HIV-Infektion bedeutet, dass jemand mit dem HI (= human immunodeficiency)-Virus infiziert ist. Von AIDS (= acquired immune deficiency syndrome) spricht man, wenn zumindest eine von einer Reihe von HIV-bedingten Erkrankungen zum Ausbruch gekommen ist.

Beschreibung:

Von HIV-Infektion spricht man, wenn jemand mit dem HI (= human immunodeficiency)-Virus infiziert ist. Eine damit assoziierte Erkrankung kann, muss aber nicht gleichzeitig bestehen.

Von AIDS (= acquired immune deficiency syndrome) spricht man, wenn zumindest eine von einer Reihe ganz bestimmter Erkrankungen aufgrund der HIV-bedingten Immunschwäche zum Ausbruch gekommen ist.

 

Was ist HIV bzw. AIDS?

Ende 2015 lebten weltweit 36,7 Millionen Menschen mit dem menschlichen Immunschwäche-Virus HIV (Human Immunodeficiency Virus). Das sind 17 % mehr als 9 Jahre davor. Die Zahl der Neuinfizierten sinkt weltweit, dennoch infizierten sich im Jahr 2010 weltweit etwa 2,7 Millionen Menschen neu mit HIV. In Österreich beträgt die Zahl der Neudiagnosen pro Jahr 400 Personen, 80 HIV-Infizierte erkranken an AIDS.

Ein Großteil der neu diagnostizierten Infektionen (rund 45 Prozent) wird bei Migrantinnen/Migranten  oder bei Personen mit Sexualkontakten zu Personen aus Hochprävalenzländern festgestellt (Quelle: www.gesundheit.gv.at).

HIV ist ein Virus, das bestimmte Zellen des Immunsystems befällt – die wichtigsten sind die sogenannten T-Helferzellen. Die Folge einer HIV-Infektion ist u.a. das kontinuierliche Sinken der Zahl dieser Immunzellen. Dadurch wird das Immunsystem über Jahre hinweg immer schwächer, bis der Körper selbst mit üblicherweise leicht zu beherrschenden Infektionen (opportunistische Infektionen) nicht mehr fertig werden kann.

Die T-Helferzellen oder auch CD4 positive-Lymphozyten sind eine Untergruppe der T-Lymphozyten, die zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gehören. Der Begriff T-Zellen („T“ im Sinne von Thymus) leitet sich aufgrund ihrer Bildung her, da diese Blutzellen im Laufe ihrer Reifung im Frühkindesalter unter dem Einfluss des Thymus (ein lymphatisches Organ innerhalb des Brustkorbes) stehen. CD4 positive-Lymphozyten sind unter anderem maßgeblich an der Abwehr von Infektionen beteiligt.

Kommt es zu einer Infektion der CD4-Zellen mit dem HI-Virus, muss das zunächst gar keine merkbaren Folgen haben. Die Betroffenen sind Virusträger und natürlich auch potentielle Überträger, HIV kann über Körperflüssigkeiten (Blut, Sperma, Vaginalsekret oder Muttermilch) und unverletzte Schleimhaut (z.B. Mund-, Anal- oder Vaginalschleimhaut) – nicht aber über die gesunde Haut – übertragen werden. Beispielsweise durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, den Gebrauch verunreinigter Spritzen (v.a. Drogenkonsumenten) oder die Verabreichung von Blut oder Blutprodukten. Das heißt, dass Händeschütteln oder dergleichen tägliche Kontakte mit Virusträgern entgegen der langläufigen Volksmeinung in der Regel kein Risiko darstellen.

Kommt die Infektion mit dem HI-Virus doch zum Ausbruch, dann liegt dem bereits ein entsprechendes Versagen des Abwehrsystems zugrunde, da die wichtigen CD4-Zellen ihrer natürlichen Funktion nicht mehr nachkommen können. Damit können plötzlich selbst einfachste Infektionen, die einem Gesunden nichts anhaben würden, zum Problem werden.

 

Wie erkenne ich eine HIV-Infektion?

Es können wenige Wochen nach der Infektion unspezifische grippeähnliche Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen oder Ausschlag auftreten, die üblicherweise nach einigen Wochen wieder abklingen.

Darauf folgt über Monate oder sogar Jahre eine völlig beschwerdefreie Phase. Früher oder später können unerklärlicher Gewichtsverlust, Durchfall von mehr als einmonatiger Dauer oder über längere Zeit angeschwollene Lymphknoten auf eine HIV-Infektion hinweisen. Bei starker Schädigung des Immunsystems kommt es zu oben erwähnten opportunistischen Infektionen oder auch zu ganz bestimmten bösartigen Krebserkrankungen. Man spricht ab diesem Zeitpunkt von AIDS. Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen können schwere, tödliche Verläufe zeigen.

Das Vollbild von AIDS wird in Europa aber aufgrund der sehr guten Therapiemöglichkeiten der HIV-Infektion in den letzten 15 Jahren kaum mehr gesehen und wenn, dann fast ausschließlich bei viel zu später HIV-Diagnose oder bei Personen, die AIDS verleugnen und dementsprechend in der HIV-Therapie nur eine Gefahr und keinen Sinn sehen.

 

Wie erfolgt die Diagnose bei HIV?

Eine HIV-Infektion lässt sich anhand einer Blutuntersuchung (HIV-Antigen/Antikörpertest) grundsätzlich problemlos nachweisen. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass nach einer Infektion es mindestens zwei Wochen in Anspruch nimmt, bis einerseits HIV selbst und andererseits Antikörper gegen HIV in ausreichender Menge im Blut vorliegen, um mit diesen Tests nachweisbar zu sein. Bei hochgradigem Verdacht auf eine Infektion kann man auch molekularbiologische Tests einsetzen. Diese können eine Infektion noch ein paar Tage früher aufdecken.

Ist ein Test positiv, muss das Ergebnis mit einem weiteren Test aus einer zweiten unabhängigen Blutprobe bestätigt werden.

Wenn 12 Wochen nach einem Ansteckungsrisiko der HIV-Test negativ ist, kann eine HIV-Infektion praktisch ausgeschlossen werden.

 

Was tun bei HIV?

Zwar ist die HIV-Infektion nicht heilbar, aber es stehen heute verschiedene hoch wirksame und sehr gut verträgliche Medikamente als Einzelpräparate oder Präparatkombinationen zur Verfügung, die einerseits den Ausbruch der Erkrankung verhindern, andererseits eine bereits eingetretene Immunschwäche auch bis zu einem gewissen Grad beheben können. Die Erkrankung hat in Ländern wie Österreich sehr viel vom einstigen Schrecken verloren, und Spätformen von AIDS werden bei uns so gut wie gar nicht mehr gesehen.

 

Wie kann ich HIV vorbeugen?

Grundsätzlich muss zu kondom-geschütztem Geschlechtsverkehr geraten werden. Die Pille schützt nur vor einer ungewollten Schwangerschaft, nicht aber gegen eine HIV-Infektion oder andere Geschlechtserkrankungen. Das wird vielfach übersehen. Dieser Schutz kann in allen Bereichen der sexuellen Praxis grundsätzlich nur dann entfallen, wenn sichergestellt ist, dass der Partner oder die Partnerin nicht infiziert ist.

Eine besondere Gruppe stellen HIV-serodiskordante (ein Partner HIV-positiv, der andere HIV-negativ) stabile Partnerschaften ohne Außenkontakte dar. Im Falle einer erfolgreichen HIV-Behandlung (die sogenannten HI-Viruslast ist unter der Nachweisgrenze, d.h. weniger als 20 Virusäquivalente/ml Blut) über mehr als 6 Monate, einer regelmäßigen Einnahme der HIV-Therapie und keiner anderen Geschlechtserkrankung bei beiden Partnern ist das Risiko, HIV über ungeschützten Geschlechtsverkehr weiterzugeben, als sehr gering einzustufen. Die Studienevidenz hierfür ist zumindest für heterosexuelle Paare bereits beachtlich. Die Schutzwirkung einer erfolgreichen HIV-Therapie dürfte zumindest in der Größenordnung des Kondomgebrauchs liegen.

 

Wie verläuft HIV?

Der Verlauf der Infektion hängt wesentlich von der Früherkennung ab. Frühe Diagnose und erfolgreiche Behandlung erreichen heute für Betroffene eine weitgehend symptomfreie Situation und eine Lebenserwartung, die mit jener der Allgemeinbevölkerung vergleichbar ist. Die schweren Spätverläufe gehören in unseren Breiten der Vergangenheit an.

 

Wann sollte ich einen Arzt bei HIV/AIDS aufsuchen?

HIV ist eine chronische Erkrankung und im Interesse der Betroffenen, aber im Weiteren auch für die Allgemeinheit, soll eine regelmäßige ärztliche Betreuung so früh wie möglich gewährleistet sein.

 

Weitere Informationen:

www.aidshilfe.at

 

Redaktion: Dr. Wolfgang A. Schuhmayer

Fachliche Freigabe: Ass.-Prof. Dr. Armin Rieger, Universitätsklinik für Dermatologie, AKH Wien