Gelenkersatz

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Zusammenfassung
Das Fortschreiten schwerer Gelenkerkrankungen wie Arthritis oder Arthrose kann dazu führen, dass betroffene Gelenke oder Teile des Gelenks gegen künstliche ausgetauscht werden müssen.

Beschreibung:

Krankheitsbedingte Abnutzungen vor allem an Knie-, Hüft-, Schulter- und Sprunggelenken, die durch die verschiedenen Arthritis- und Arthroseformen verursacht werden, können im Laufe der Zeit derart schmerzhafte Gelenkbeschwerden bewirken, dass der Ersatz durch ein künstliches Gelenk notwendig wird.

 

Was ist ein Gelenkersatz?

Gelenkersatz-Operationen gehören heute zu den häufigsten geplanten Operationen in Österreich. Rund 16.000 Personen erhalten jährlich eine künstliche Hüfte (Hüftendoprothese), 12.000 ein neues Kniegelenk (Knieendoprothese). Dazu kommen noch Schultergelenkersatz- und in jüngster Zeit verstärkt Sprunggelenk-Operationen. Hüftprothesen werden aus Metall (Titan) und Keramikmaterialien hergestellt, wobei es beim Knie und bei der Hüfte sowohl Teil- als auch Vollprothesen gibt.

 

Was führt zu einem Gelenkersatz?

Vor allem zwei Gruppen von Erkrankungen verursachen massive Gelenkbeschwerden/-zerstörungen:

  • entzündliche Erkrankungen an den Gelenken (Arthritis), umgangssprachlich als Rheuma bezeichnet,
  • degenerative Veränderungen an den Gelenken (Arthrose), verursacht durch z.B. Verschleiß, Fehlstellungen der Gelenke (etwa O- oder X-Beine), Lebensalter, Übergewicht, Unfall- und Sportverletzungen.

 

Wie erfolgt die Diagnose für einen Gelenkersatz?

Auch wenn Gelenkersatz-Operationen als Routineoperationen viel von ihrem Schrecken verloren haben, ist ein solcher Eingriff noch immer eine große orthopädisch-chirurgische Operation, die eine genaue Auf- und Abklärung sowie Abwägung aller Für und Wider, sowohl von Seiten des Orthopäden/Chirurgen als auch von Seiten des Patienten, erfordert. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT-Röntgen und MR (Magnetresonanz) unterstützen dabei die genaue Untersuchung der betroffenen Gelenke.

Ursache von Arthrosen (Gelenkabnutzungen) sind vor allem altersbedingte Abnutzungserscheinungen, Sport- und Unfallverletzungen sowie angeborene bzw. erworbene Fehlstellungen der Gelenke. Da die Gelenke nicht durchblutet werden, erfolgt ihre „Schmierung“ durch die Bewegung, wodurch bei Schmerzen ein Teufelskreis nach unten entsteht, nach dem Motto: Schmerzen – Schonhaltung – weitere Schmerzen – Immobilität und weitere Abnutzung der Gelenke.

 

Wie wird ein Gelenkersatz durchgeführt?

Gelenkersatz ist und bleibt in der Regel immer die letzte medizinische Maßnahme, wenn alle anderen therapeutischen Maßnahmen (Physiotherapie, Massagen, Unterwassertherapie, Bewegungstherapie, Stromtherapie etc.) sowie medikamentösen Behandlungen keine oder nicht mehr die gewünschten Wirkungen bei Schmerzen in den Gelenken erzielen. Vor allem, wenn die Schmerzen auch unter Einnahme von Medikamenten nur mehr unzureichend behandelt werden können oder die Bewegungseinschränkung am betroffenen Gelenk zu negativen Auswirkungen auf andere Strukturen (z.B. die Wirbelsäule) führt, muss die Entscheidung für einen Gelenkersatz getroffen werden. Verstärkt werden minimal-invasive Operationstechniken (Hüfte) eingesetzt, bei denen die Narbe kleiner ist, was die Wundheilung begünstigt.

Jeder Gelenkersatz wird vom Operateur und seinem Team genau geplant und die entsprechenden Endoprothesen werden nach Maß individuell angefertigt. Die Letztentscheidung über die zu wählende Operationsmethode trifft immer der operierende Arzt. An die geplante Operation (Vorlaufzeiten und Wartelisten sind zu beachten) in einem spezialisierten Krankenhaus durch einen Orthopäden/Chirurgen, schließt sich nach der Wundheilung eine mehrwöchige Rehabilitation in einem Reha-Zentrum mit orthopädischem Schwerpunkt an. Ziel der Reha ist es, eine möglichst schmerzfreie Mobilität mit dem künstlichen Gelenk zu erzielen und den Patienten wieder für den Alltag mobil zu machen: mittels Gangschule, Physiotherapie, Ergotherapie, Wassergymnastik, Hitze- und Kältebehandlungen und den Einsatz von Strom und Ultraschall. Hinzu kommt die genaue Aufklärung des Patienten durch entsprechende Vorträge. In regelmäßigen Abständen erfolgt eine Nachkontrolle der künstlichen Gelenke zumeist durch den operierenden Arzt, um Auslockerungen des Gelenkersatzes frühzeitig erkennen zu können, zuerst in dreimonatigen Intervallen, später halbjährlich bzw. jährlich.

Die Lebensdauer moderner künstlicher Gelenke beträgt – je nach Belastung, Lebensalter und Qualität der Endoprothesen – zwischen 10 und 15 Jahren, wobei ein Austausch nur der Gleitpaarung oder von einzelnen Komponenten der künstlichen Gelenke mehrfach möglich ist. Regelmäßiges Training zur Kraftausdauer oder auch Kuren (Möglichkeiten einer Inanspruchnahme bestehen im Abstand von 3 Jahren), die von den Pensionsversicherungsanstalten über Antrag genehmigt werden, sind angezeigt.

 

Wie kann ich einem Gelenkersatz vorbeugen?

Vorbeugende Maßnahmen sind regelmäßige Bewegung durch die Gelenke schonende Sportarten wie Nordic Walking, Radfahren, Wandern, Schwimmen, Gymnastik zur Erhaltung der Beweglichkeit, Koordination und Kraftausdauer bzw. Vermeidung und Reduktion von Übergewicht.

 

Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?

Jeder dauerhafte bzw. wiederkehrende Gelenkschmerz sollte ärztlich abgeklärt werden. Ein Gelenkersatz kann so unter Umständen für viele Jahre oder sogar prinzipiell vermieden werden.

 

Weitere Informationen:

http://rehakompass.goeg.at

Engelke K., Hlatky M., Stoiber M.: Gelenkersatz. Geschenkte Mobilität. Wien 2010

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Dorotka A.: Gesunde Gelenke. Wien 2010

Cover400_GesundeGelenke2 zum Buch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Engelke K., Hlatky M.: Gesund zu Fuß. Wien 2014

zum Buch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Redaktion: Mag. Michael Hlatky

Fachliche Freigabe: Prim. Univ.-Doz. Dr. Klaus Engelke, orthopädisches Klinikum Theresienhof, Frohnleiten