Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom, Kollumkarzinom)

Zusammenfassung
Das Zervixkarzinom ist ein bösartiger Tumor des Gebärmutterhalses, der meist auf eine Infektion durch bestimmte humane Papillomviren (HPV) zurückgeht.
Was ist Gebärmutterhalskrebs?
Beim Gebärmutterhalskrebs handelt es sich um bösartige Zellveränderungen am Gebärmutterhals. Das Zervixkarzinom ist weltweit eine der häufigsten Krebserkrankungen von Frauen; besonders jene im Alter zwischen 40 und 50 Jahren sind davon betroffen, allerdings können auch Frauen unter 30 Jahren bereits daran erkranken.
Als wichtigster Risikofaktor gilt eine chronische Infektion mit HPV (Humane Papillomviren), die über Hautkontakt oder Geschlechtsverkehr übertragen werden. Nahezu 100 Prozent der Zervixkarzinome werden durch HPV-Hochrisikostämme („High-risk“-Viren) ausgelöst, insbesondere durch die Viren der Stämme 16 und 18. „Low-risk“-Viren (z.B. HPV 6 und HPV 11) sind vor allem Verursacher gutartiger Veränderungen, z.B. von Genitalwarzen (Kondylome).
Wie erkenne ich ein Zervixkarzinom?
Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich meist sehr langsam über mehrere Jahre hinweg. Während manche Frauen gar keine Symptome bemerken, treten bei anderen Blutungen oder Ausflüsse auf, z.B. zwischen den Regelblutungen, nach dem Geschlechtsverkehr, nach dem Wechsel. Die Stärke dieser Blutungen oder blutigen Ausflüsse variiert, mitunter handelt es sich nur um wenige Tropfen alle paar Tage. Bei Auftreten dieser Symptome, die auch auf andere Erkrankungen deuten können, sollte man sich jedenfalls an seinen Arzt/seine Ärztin (z.B. Facharzt für Gynäkologie) wenden.
Wie erfolgt die Diagnose von Gebärmutterhalskrebs?
Die Diagnose wird vor allem durch einen positiven PAP-Test gestellt. Ausdehnung und Tiefe des Tumors werden z.B. mittels Biopsie, radiologischen Untersuchungen, MRI und Ultraschalluntersuchungen ermittelt.
Beim PAP-Abstrich, benannt nach dem griechischen Arzt George Nicolas Papanicolaou, wird der Gebärmutterhals genau inspiziert und hinsichtlich möglicher Zellveränderungen untersucht. Oberflächliche Zellen vom Gebärmutterhalskanal werden entnommen, um festzustellen, ob und in welchem Grad Zellveränderungen stattgefunden haben. Aufgrund des Zellbildes kann man sehr früh auf Veränderungen im Bereich des Gebärmutterhalses schließen, die bedenklich sind oder sogar in Richtung Bösartigkeit gehen.
Wie es nach der Abstrichabnahme weitergeht, hängt vom jeweiligen Befund ab: Die Untersuchungsergebnisse unterteilt man in PAP 1 (unauffälliger Befund) bis PAP 5 (Zervixkarzinom).
PAP 4 ist die Vorstufe einer bösartigen Zellveränderung, bei PAP 3 handelt es sich um stärkere und/oder verdächtige Zellveränderungen,bei PAP 2 handelt es sich entzündliche oder andere gutartige Veränderungen. In immerhin rund 90 Prozent der Fälle bilden sich in diesen Fällen die Veränderungen durch die richtige Therapie wieder zurück.
Der PAP-Test kann gefährliche Veränderungen anzeigen, aber nicht die Ursache dafür. Um herauszufinden, welche Viren dafür verantwortlich sind, wird auch ein HPV-Test gemacht, also ein Test auf Humane Papillomviren.
Etwa 60.000 Frauen sind in Österreich jährlich mit einem auffälligen Krebsabstrich konfrontiert. Durch den PAP-Test lassen sich Veränderungen und die Vorstufen von bösartigen Befunden so früh erkennen, dass man damit auch in einem frühen Stadium der Erkrankung mit der Therapie beginnen kann. Je früher man mit der Therapie beginnt, umso weniger belastend ist sie für die Frau und umso besser sind die Heilungschancen.
In den meisten Fällen handelt es sich bei dem Tumor um Plattenepithelkarzinome, in 15 bis 20 Prozent treten Adenokarzinome auf, die sich im PAP-Abstrich nicht so gut erkennen lassen.
Wie wird das Zervixkarzinom behandelt?
Im Frühstadium kann Gebärmutterhalskrebs unterschiedlich therapiert werden: Am häufigsten ist die sogenannte radikale Hysterektomie, bei der Gebärmutterhals, der Aufhängeapparat, Gebärmutter und ein kleiner Teil der Scheide entfernt werden. Sind die Eierstöcke nicht von dem Tumor befallen, müssen diese nicht mit entfernt werden.
Alternativ zur Operation kann manchmal eine Strahlentherapie (Bestrahlung der Krebszellen durch hoch dosierte Röntgenstrahlen) in Kombination mit einer Chemotherapie (häufig ist die venöse Gabe von Medikamenten, die Krebszellen abtöten) angezeigt sein.
In einem sehr frühen Stadium kann auch eine Konisation (kleinere Operation, bei der ein Gewebekegel aus der Zervix entfernt wird) ausreichen.
In bestimmten Fällen, z.B. wenn sich im fortgeschrittenen Stadium bereits Krebszellen in den Lymphknoten befinden, ist im Anschluss an die Operation eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie notwendig, um das Wiederkehren des Tumors (Rezidiv) zu verhindern.
Seit kurzem ist außerdem ein neuer, vielversprechender Wirkstoff auf dem Markt: Bevacizumab wird in Kombination mit der Chemotherapie bei fortgeschrittenem Gebärmutterhalskrebs eingesetzt.
Wie kann man einem Zervixkarzinom vorbeugen?
Die primäre Vorbeugung besteht darin, Risikofaktoren (z.B. genitale Infektionen) zu vermeiden.
Seit 2006 sind außerdem verschiedene Impfstoffe gegen einige krebsauslösende HPV-Viren (z.B. HPV-Typen 6, 11, 16 und 18) zugelassen. Die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 sind weltweit für etwa 70 Prozent aller Zervixkarzinome bei der Frau verantwortlich, während die die HPV-Typen 6 und 11 vor allem Feigwarzen verursachen. Da die Impfung nur gegen bestimmte HPV-Typen schützt, wird auch geimpften Frauen weiterhin der PAP-Test empfohlen.
Im Rahmen des bestehenden Schulimpfprogramms wird in Österreich allen Mädchen und Buben in der vierten Schulstufe (ab dem 9. Geburtstag bis zum 12. Geburtstag) die HPV-Impfung kostenlos angeboten.
Seit dem Sommer 2016 gibt es einen neuen Impfstoff, der gegen die neun wichtigsten HPV-Typen schützt.
Vorsorge beim Zervixkarzinom
Je früher das Karzinom erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Diagnose: Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei Patientinnen im Stadium I (Tumor ist auf die Zervix beschränkt) bei 90 Prozent, im Stadium II (Tumor geht über die Gebärmutter hinaus) bei 65 und im Stadium III (das Karzinom breitet sich u.a. bis zur Beckenwand und dem unteren Drittel der Scheide aus) bei 35 Prozent.
Weitere Informationen
Die PAP-Untersuchung ist in Österreich ein „opportunistisches Screening“, d.h., die Frauen entscheiden sich selbst dafür, den Abstrich machen zu lassen. Derzeit lässt nur ein Drittel der Frauen jährlich diese Untersuchung durchführen, im Verlauf von drei Jahren sind es aber immerhin 80 Prozent. Sinnvollerweise sollten junge Frauen mit 19 Jahren und nicht nach dem 21. Lebensjahr damit beginnen, sich regelmäßig einmal jährlich untersuchen zu lassen. Die Untersuchung ist aussagekräftiger, wenn sie nicht während der Menstruation durchgeführt wird.
Redaktion: Mag. Alexandra Wimmer
Fachliche Freigabe: Univ.-Prof. Dr. Heinz Kölbl, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie der Medizinischen Universität Wien.
Datum: 13. Dezember 2018
Kategorien: Krankheiten