FSME

Zusammenfassung
Das FSME-Virus ist der Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis, einer bestimmten Form der Gehirnhautentzündung. Das Virus wird durch Zeckenstich übertragen, selten auch durch nichtpasteurisierte Ziegenmilchprodukte.
Was ist FSME?
Die FSME ist eine Viruserkrankung, übertragen durch Zeckenstich. Ganz selten kann sie auch durch den Konsum nichtpasteurisierter Milch und Milchprodukte (von Schafen und Ziegen, sehr selten auch Kühen) übertragen werden.
FSME-Viren gehören zur Familie der Flaviviren, es gibt drei Subtypen. In Österreich wird der europäische Subtyp vom „Gemeinen Holzbock“ übertragen. FSME kann nicht von einem Menschen auf einen anderen übertragen werden.
Die Viruserkrankung FSME tritt in der warmen Jahreszeit gehäuft auf und kann eine Entzündung der Hirnhäute, des Gehirns, des Rückenmarks und der Nervenwurzeln verursachen. Impfen schützt: Die Zeckenimpfung hat eine Wirksamkeit von knapp 99 %.
Die FSME-Viren können von den infizierten Zecken unmittelbar nach dem Stich in die Blutbahn gelangen, da sie sich in den Speicheldrüsen der Zecken befinden. 2017 wurden in Österreich 123 FSME-Fälle gemeldet.
Wie erkenne ich FSME und wie verläuft es?
Auf einen Zeckenstich folgt eine Inkubationszeit von fünf bis sieben Tage. Die Viren vermehren sich und lösen in einer ersten Krankheitsphase vor allem Fieber mit Gliederschmerzen aus. FSME fühlt sich an wie Sommergrippe, nur ohne Schnupfen oder Halsweh! Danach setzt ein vier- bis fünftägiger fieberfreies Intervall ein, auf das bei drei Viertel der Betroffenen ein erneuter Fieberanstieg mit zusätzlichen neurologischen Symptomen folgt.
Dieser zweiphasige Verlauf ist sehr charakteristisch für die FSME. Es können isoliert die Hirnhäute (Meningitis), das Gehirn (Encephalitis) und das Rückenmark (Myelitis) betroffen sein, es können aber auch kombinierte Krankheitsbilder auftreten.
Bei Meningitis stehen Symptome wie Erbrechen, heftige Kopfschmerzen, hohes Fieber und Nackenschmerzen im Vordergrund. Es kann aber zu einer Hirnentzündung kommen, das Risiko daür steigt mit zunehmendem Alter der Betroffenen. Dabei kommt es zu neurologischen Beschwerden wie Lähmungen, Sprachstörungen, Gedächtnisstörungen, Probleme mit der Atmung, Bewusstseinsstörungen und/oder epileptischen Anfällen.
Eine Rückenmarksentzündung geht häufig mit einer Querschnittslähmung einher. Einer von 100 Erkrankten stirbt sogar an den Folgen einer Infektion mit FSME.
Wie erfolgt die Diagnose von FSME?
FSME wird durch spezifische serologische Tests (Blut) nachgewiesen. Zur endgültigen Diagnose der FSME ist eine Liquorpunktion ratsam (Entnahme von Rückenmarkflüssigkeit im Rahmen einer Punktion). In der Rückenmarksflüssigkeit können auch spezifische Antikörper und sogar Virusbestandteile nachgewiesen werden. Im Blut finden sich zumeist unspezifische Entzündungszeichen wie die erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen, Beschleunigung der Blutsenkungsgeschwindigkeit und/oder Erhöhung des CRP (ein Eiweißstoff, dessen Konzentration bei Entzündungen ansteigt).
Wie wird FSME behandelt?
Ist die Erkrankung ausgebrochen, gibt es keine Therapie gegen die Viren mehr. Behandelt werden können nur die Beschwerden, eventuell muss der Patient überwacht oder auf eine Intensivstation verlegt werden. 40-50 Prozent der Erkrankten sind von Spätfolgen betroffen, wie z.B. Lähmungen, Atemschwäche, Gleichgewichts-, Schluck- und Sprechstörungen. Je älter die Erkrankten sind, desto ausgeprägter sind die Beschwerden.
Eine sofortige Impfung nach einem Zeckenstich ist bei ungeimpften Personen nicht sinnvoll, da die FSME eine sehr kurze Inkubationszeit hat. Die Impfung kann nur vorbeugend verabreicht werden.
Wie kann ich FSME vorbeugen?
Mit Hilfe der FSME-Impfung, sie hat eine 99-prozentige Schutzrate.
Die Impfempfehlung lautet: Nach einer Grundimmunisierung soll die erste Auffrischung nach drei Jahren, die weiteren Auffrischungen nach fünf Jahren durchgeführt werden. Da das Immunsystem mit zunehmendem Alter kontinuierlich schwächer wird, wird Personen über 60 eine Auffrischungsimpfung alle drei Jahre empfohlen.
Die Grundimmunisierung umfasst drei Teilimpfungen: Am besten beginnt man mit der ersten noch in der kalten Jahreszeit, 1 bis 3 Monate danach erfolgt die zweite Teilimpfung. Die dritte Teilimpfung sollte 5 bis 12 Monate nach der zweiten Teilimpfung injiziert werden.
Bei Kindern wird eine Impfung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr empfohlen, in einem starken Verbreitungsgebiet der Zecken auch manchmal schon ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat. Der Kinderimpfstoff FSME-Immun Junior ist bis zum vollendeten 16. Lebensjahr, der Impfstoff Encepur für Kinder ist bis zum vollendeten 12. Lebensjahr zugelassen.
Wer ist besonders häufig von FSME betroffen?
Obwohl alle Altersgruppen betroffen sein können, treten die meisten FSME-Fälle bei Personen zwischen 50 und 70 Jahren auf, weil diese Altersgruppe die Impfung oft nicht auffrischen lässt. Aber auch Kinder unter 15 Jahren sind häufiger betroffen: Von den 123 FSME-Fällen, die 2017 in Österreich gemeldet wurden, waren 20 Betroffene unter 15 Jahren bzw. zwischen 15 und 20 Jahren (6 Prozent). Die Mehrheit der Patienten (54 Prozent) war über 50 Jahre alt. Auffallend war 2017 auch der hohe Prozentsatz an schweren Krankheitsverläufen: 43 Prozent der Erkrankten erlitt durch die Infektion Entzündungen des Gehirns, der Hirnhäute, des Rückenmarks bzw. der Nerven.
Experten führen diese Entwicklung auf Impfmüdigkeit zurück: Nur ein gutes Drittel der Österreicher ist korrekt geimpft. Bei den unter Dreijährigen sind nur 40 Prozent ausreichend geimpft. Oft haben die Kinder nur eine Teilimpfung und damit keinen „korrekten“, also vollständigen, Impfschutz.
Wann sollte man einen Arzt bei FSME-Verdacht aufsuchen?
Jedes Fieber, das in der warmen Jahreszeit in einem Zeckengebiet auftritt, könnte auf FSME hinweisen. Weitere Alarmzeichen sind starke Kopfschmerzen, Nackensteife und Lichtempfindlichkeit.
Welche Hausmittel gibt es bei FSME?
Keine, es hilft nur vorbeugend die Impfung!
Weitere Informationen:
Schaar, Ch.: Viele sind geimpft, aber nicht richtig. In: Österreichische Ärztezeitung, April 2018
http://www.aerztezeitung.at/archiv/oeaez-2018/oeaez-7-10042018/fsme-viele-sind-geimpft-aber-nicht-richtig.html
Feffer-Holik, S.: Vor Zecken ist man nirgends sicher. In: MEDIZIN populär, Mai 2018
https://www.medizinpopulaer.at/archiv/medizin-vorsorge/details/article/vor-zecken-ist-man-nirgends-sicher.html
Impfplan Österreich 2018
https://www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/3/3/1/CH1100/CMS1515753153756/impfplan_2018.pdf
Redaktion: Mag. Nathalie Auman
Fachliche Freigabe: Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch, Leiter der Abteilung Epidemiologie und Reisemedizin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, Medizinische Universität Wien
Datum: 10. Dezember 2018
Kategorien: Krankheiten