Diphtherie
Zusammenfassung
Bei der (meldepflichtigen) Diphtherie handelt es sich um eine akute, hochansteckende schwere Infektionskrankheit der oberen Atemwege, die unbehandelt zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann.
Was ist Diphtherie?
Die Diphtherie ist eine durch Bakterien hervorgerufene schwere Infektionskrankheit. Die Inkubationszeit der Erkrankung beträgt zwei bis fünf Tage. Um infiziert zu werden, muss Kontakt zum Speichel, zu Wunden bzw. zum Nasensekret eines Diphterie-Patienten bestanden haben. Grundsätzlich kann man in jedem Alter erkranken. Ungeimpfte Kinder stecken sich meist zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr mit den Erregern an.
Das Bakterium Corynebacterium diphtheriae verursacht bei der Diphtherie die Beschwerden, indem es Gift freisetzt. Dadurch können lokale Infektionen (Nase, Rachen, Kehlkopfdiphtherie) bis hin zu schweren Komplikationen (Kehlkopfschwellungen, Herzversagen Atemlähmung, Herzmuskel-Nieren-Leberschäden) ausgelöst werden. Unbehandelt führt Diphtherie meist zum Tod.
Wie entsteht Diphtherie?
Ausgelöst wird die Diphtherie durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae. Diese Erreger produzieren Giftstoffe, die Schleimhäute und Haut massiv schädigen.
Wie erkenne ich Diphtherie?
Häufige Symptome der Diphtherie:
- Anfangs kommt es zu geschwollenen Mandeln und Schluckbeschwerden. Der Rachen ist gerötet, leichtes Fieber tritt auf. Die Beschwerden gleichen einer schweren Angina.
- Innerhalb weniger Tage tritt eine Verschlechterung der Beschwerden auf, es zeigen sich charakteristische bräunlich- graue eitrige Beläge im Rachen, auf den Mandeln und im Kehlkopfbereich. Süßlich fauliger Mundgeruch ist merkbar, die Schwellung im Halsbereich nimmt zu. Es bilden sich auch an den Nasenschleimhäuten und auf der Augenbindehaut bräunliche Beläge aus abgestorbener Schleimhaut und Blutbestandteilen. Bei Kindern zeigt sich in diesem Stadium der Krankheit oft eine Verengung bzw. Verlegung der Atemwege.
- Der Husten kommt anfallsartig und kann mit schwerer Atemnot verbunden sein. Können sich die Bakterien ungehindert vermehren, kommt es zu einer Schwellung des Kehlkopfs. Dies führt zu lebensbedrohlichen Erstickungsanfällen.
Wie erfolgt die Diagnose von Diphtherie?
Die Bakterien werden durch einen Abstrich im Rachen bzw. an den Mandeln nachgewiesen.
Wie wird Diphtherie behandelt?
Die Diphtherie wird mit Antibiotika behandelt, welche die Vermehrung der Bakterien verhindern. Außerdem gibt es Antitoxin. Darunter versteht man ein Gegengift, welches das von den Bakterien produzierte Gift im Körper unschädlich macht. Eine zeitgerechte Behandlung ist wichtig, da sich die Bakterien sonst ungehemmt vermehren und tödliche Komplikationen auslösen können.
Wie kann ich Diphtherie vorbeugen?
Am besten schützt die Impfung vor den Komplikationen der Erkrankung, sie verhindert allerdings nicht eine Ansteckung.
Im Rahmen der kostenlosen 6-fach-Kinderschutzimpfung (Pertussis, Tetanus, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae sowie Hepatitis) wird die Diphtherieimpfung nach dem 2+1-Schema im 3., 5. und 12. (bis 14.) Lebensmonat verabreicht.
Im Schulkindalter wird die Kombinationsimpfung Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio im 7. bis 9. Lebensjahr wiederholt.
Für Erwachsene sollte ab dem 19. Lebensjahr bis zum 60. Lebensjahr eine Auffrischungsimpfung mit Diphtherie als Kombinations-impfstoff mit Pertussis (d), Tetanus (T), und Polio (IPV) alle 10 Jahre und ab dem 60. Lebensjahr alle 5 Jahre erfolgen.
Besonders wichtig ist der Impfschutz für medizinisches Personal, Flüchtlinge, Asylwerber, Immigranten aus Gebieten mit hohem Diphtherie-Risiko und Menschen mit viel Personenkontakt.
Diphtherie ist nach wie vor in manchen Regionen vor allem im Herbst und Winter sehr verbreitet (wie z.B. Indien, Afrika, Südamerika, Indonesien, Philippinen, Haiti, Afghanistan, Albanien, einigen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion). Es sterben auch heute noch fünf bis 20 Prozent der Erkrankten. In den 1990er-Jahren gab es in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion (z. B. Lettland) einen großen Ausbruch der Diphtherie mit über 150.000 Fällen und Tausenden Toten. In den westlichen Industrieländern ist die Zahl der Erkrankungen an klassischer Diphtherie erheblich zurückgegangen. In Österreich wurde erstmals nach über 20 diphtheriefreien Jahren im Mai 2014 ein Fall von Wunddiphtherie diagnostiziert. Ein weiterer Fall von importierter Hautdiphtherie folgte im Dezember 2014. Beide Infektionen stammten aus Afrika, die Patienten wurden mit Antibiotika behandelt. Zwei Fälle von Diphtherie traten erneut im Dezember 2016 auf.
Wie verläuft die Krankheit?
Die Diphtheriebakterien schädigen Haut, Schleimhäute und auch insbesondere den Herzmuskel. Als Komplikationen können lebensgefährliche Entzündungen der Nieren, des Herzmuskels, der Leber oder auch des Nervensystems auftreten, die zu bleibenden Scheiden führen können. Wird die Infektion nicht behandelt, kommt es durch Kehlkopfschwellungen, Herzversagen oder Atemlähmung zum Tod.
Wann sollte ich einen Arzt bei Diphtherie aufsuchen?
Zu Beginn kann die Diphtherie leicht mit einer Halsentzündung verwechselt werden. Wenn sich die Beschwerden binnen zwei bis fünf Tagen deutlich verschlechtern, sollte sofort der Hausarzt, Kinderarzt oder ein Hals-Nasen-Ohrenarzt aufgesucht werden.
Welche Hausmittel gibt es bei Diphtherie?
Es gibt keine Hausmittel, Diphtherie ist zudem meldepflichtig, Patienten werden im Spital behandelt.
Weitere Informationen:
Voitl P.: Kinderkrankheiten von A bis Z. Wien 2012
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES): Diphtherie, Patientenfolder 2015
https://www.ages.at/download/0/0/9f554c74e13ce5b7f6714df07082b35dc35b017c/fileadmin/AGES2015/Themen/Krankheitserreger_Dateien/Diphtherie/Diphtherie-Folder1h_DIN-lang_BARRIEREFREI.PDF
Impfplan Österreich 2018
https://www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/3/3/1/CH1100/CMS1515753153756/impfplan_2018.pdf
Robert Koch Institut/ Diphtherie, Stand: Jänner 2018
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Diphtherie.html
Redaktion: Mag. Nathalie Auman
Fachliche Freigabe: Prim. Univ.-Lektor DDr. Peter Voitl, MBA, Ambulatorium für Kinderkardiologie in Wien. www.kinderkardiologie.at
Datum: 10. Dezember 2018
Kategorien: Krankheiten