Dialyse (Blutwäsche, Hämodialyse, Peritonealdialyse, Bauchfelldialyse, künstliche Niere)
Zusammenfassung
Bei Nierenversagen wird mit der Dialyse das Blut als Ersatzverfahren künstlich gereinigt, um das Überleben des Patienten zu gewährleisten.
Was ist eine Dialyse-Behandlung?
Eine Dialyse gibt Patienten nach einem totalen Ausfall der Nierenfunktion die Möglichkeit des Weiterlebens, wenn auch mit einigen Einschränkungen bzw. als Überbrückung bis zu einer Nierentransplantation.
Über eine Membran werden Blut/Plasma und eine spezielle Dialyselösung ausgetauscht, um so eine Blutreinigung zu bewirken, die normalerweise über die Nieren erfolgt.
Warum ist eine Dialyse-Behandlung notwendig?
Nierenerkrankungen sind oft ein schleichender, über Jahre und Jahrzehnte voranschreitender schmerzloser Krankheitsprozess. Der Ausfall der Nierenfunktion bedeutet biologisch das Ende des Lebens. Rund 2/3 aller Nierenleiden im Endstadium haben ihre Ursache in nur drei Zivilisationskrankheiten:
- Diabetes mellitus vom Typ 2 (Typ-2-Diabetes, „Altersdiabetes“ nicht insulinabhängiger Diabetes),
- Bluthochdruck oder
- Gefäßverkalkung (Atherosklerose) im höheren Alter.
Auch die Überdosierung von Schmerzmitteln kann zu chronischen Nierenschäden führen. In Österreich sind derzeit rund 8.500 Personen in ständiger Dialysebehandlung bzw. während der Dialyse warten auf eine Nierentransplantation. Das Durchschnittsalter der Dialysepatienten steigt durch die steigende Lebenserwartung laufend an und liegt derzeit schon bei fast 70 Jahren. Es gibt in Österreich 74 Zentren für Dialyse und 4 Transplantationszentren.
Wie erkenne ich die Notwendigkeit einer Dialyse-Behandlung?
Ein fortschreitendes chronisches Nierenleiden verläuft in den Anfangsstadien zumeist stumm, sodass sich erst bei einem Ausfall der Nierenfunktion von rund 2/3 der normalen Kapazität der Organe die ersten Zeichen einer Nierenschädigung bemerkbar machen. Die Erstsymptome einer Nierenschädigung sind oft uncharakteristisch und beginnen langsam. Diese sind ein vermehrtes Wasserlassen, eine Blutdruckerhöhung und vermehrte Wassereinlagerung im Gewebe (Ödeme). Häufig wird über Müdigkeit und Juckreiz geklagt. Die Haut verfärbt sich graugelblich. Blutarmut stellt sich ein.
Wie erfolgt die Diagnose für eine Dialyse-Behandlung?
Die Abklärung erfolgt durch einen Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunktfach Nephrologie über eine Bestimmung verschiedener Blutparameter. Dabei werden im Blut Harnstoff, Kreatinin, Harnsäure, die Elektrolyte Natrium, Kalium und Kalzium, das Serumphosphat und verschiedene Entzündungsparameter bestimmt. Nach eine speziellen Formel wird dann die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate (GFR) berechnet und daraus das vorliegende Stadium der Niereninsuffizienz (Nierenfunktionsstörung) ermittelt. Diese Skala reicht vom Stadium 1 (Schädigung mit normaler oder erhöhter Filtrationsrate) bis zum Stadium 5, dem Nierenversagen (siehe dort) und der Notwendigkeit der Dialyse.
Wie funktioniert eine Dialyse-Behandlung?
Die Behandlung der terminalen (endgültigen) Niereninsuffizienz mittels Dialyse erfolgt ambulant in Dialysezentren bzw. kann auch als Heimdialyse (zumeist Bauchfelldialyse) in Eigenverantwortung des Patienten geschehen. Die Hämodialyse reinigt das Blut außerhalb des Körpers über eine halb durchlässige (semipermeable) Membran von Schlackenstoffen und überschüssiger Flüssigkeit. 12- bis 20-mal wird bei der Hämodialyse das Blut in einer Dialysesitzung außerhalb des Körpers umgewälzt und gereinigt. Die Behandlungsdauer pro Dialysesitzung ist unterschiedlich lange und hängt von der Höhe der Schlackenstoffwerte im Blut und von der noch vorhandenen Restharnmenge ab. Sie kann zwischen 3 und 6 Stunden (3- bis 4-mal wöchentlich) betragen. In den meisten Fällen schreitet die Nierenfunktionseinschränkung aber weiter fort, sodass die Dialysezeit pro Sitzung verlängert werden muss.
Bei der Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) fungiert das Peritoneum (das Bauchfell ist die dünne Haut, welche die Organe des Bauchraums auskleidet) als körpereigene Austauschmembran. Die Behandlung muss täglich durchgeführt werden. Die Patienten führen die Behandlung selbständig und eigenverantwortlich über einen in den Bauchraum eingelegten Katheter durch und sind damit ortsmäßig unabhängiger. Für eine solche Heimbehandlung sind jedoch nur wenige Patienten geeignet, bzw. dazu bereit und/oder gewillt. 3- bis 5-mal pro Tag erfolgt ein Wechsel von 1 ½ bis 2 Litern Dialyselösung, die nach einer Verweildauer von mehreren Stunden im Bauchraum wieder über den Katheter abgelassen wird. Damit werden die Schlackenstoffe aus dem Körper entfernt. Bei beiden Behandlungsformen muss der Patient zusätzlich laufend Medikamente einnehmen und bestimmte Einschränkungen bei der Ernährung und vor allem beim Trinken akzeptieren.
Um von der Dialyse unabhängig zu werden, erfolgt eine Nierentransplantation, wobei dabei ein Spenderorgan eines anderen Menschen die Funktion der eigenen Niere übernimmt. Längere Wartezeiten auf eine geeignete Spenderniere werden mittels Dialyse überbrückt. Verliert das Spenderorgan wieder seine Filterfunktion, wird erneut auf Dialyse umgestellt. Hämodialysepatienten haben die Möglichkeit, auch während einer Urlaubsreise bei speziellen Kliniken die Blutwäsche durchführen zu lassen. Peritonealdialysepatienten führen im Urlaub ihre Behandlung selbstständig durch.
Wie hoch ist die Lebenserwartung für Dialyse-Patienten?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Je nach Schwere der Erkrankung und dem Beginn einer adäquaten Therapie ist im optimalen Fall eine kaum geringere Lebenserwartung gegenüber gesunden Menschen anzusetzen. Es ist daher wesentlich, möglichst rasch mit einer Therapie zu beginnen und die ärztlichen Anweisungen konsequent einzuhalten.
Wie kann ich einer Dialyse vorbeugen?
Chronisches Nierenversagen ist überwiegend die Folge von Alters- und Zivilisationskrankheiten, die oft mit einer gesünderen Lebensführung hinausgeschoben oder sogar vermieden werden können. Laufende Kontrolle des Blutdruckes, deutliche Reduktion des Körpergewichtes, exakte Behandlung des Diabetes (Blutzuckerspiegel einstellen) und ein bewusster Umgang mit Schmerzmitteln und anderen Medikamenten verhindern bzw. verzögern das Auftreten einer behandlungsbedürftigen Niereninsuffizienz.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Sobald zumindest eines der oben genannten Erstsymptome vorliegt, ist eine ärztliche Abklärung anzuraten. Je früher ein Nierenversagen erkannt wird, umso besser ist die langfristige Prognose.
Weitere Informationen:
Katschnig H., Katschnig B.: Den Jahren Leben geben. Wien
Redaktion: Mag. Michael Hlatky
Fachliche Freigabe: Prim. Dr. Helmut Katschnig, Dialyse-Institut Judenburg, Mödling
Datum: 16. Januar 2019
Kategorien: Krankheiten