Demenz

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Zusammenfassung
Demenz ist eine Erkrankung des Gehirns, bei der die Informationsübertragung zwischen den Hirnnervenzellen beeinträchtigt ist. Dadurch kommt es zum Abbau geistiger Fähigkeiten.

Was ist Demenz?

Bei Demenz handelt sich um eine Erkrankung des Gehirns, bei der die Informationsübertragung der Nervenzellen im Gehirn beeinträchtigt ist. Diese Beeinträchtigung geht mit dem Verlust der kognitiven, emotionalen, sozialen und beruflichen Fähigkeiten einher. Für Demenz gibt es mehrere Ursachen und Möglichkeiten der Behandlung.

Demenz bedeutet wörtlich so viel wie „ohne Geist“ und ist mit zunehmendem Verlust der erworbenen geistigen Fähigkeiten verbunden. Betroffen sind vor allem das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache und die Motorik, bei einigen Formen auch die Persönlichkeit. Bei manchen Arten von Demenz können mit Medikamenten die Symptome gelindert werden, manche Arten bilden sich mit Behandlung oder von selbst wieder zurück. Derzeit sind nach Schätzungen bis zu 130.000 Österreicher von Demenz betroffen, vorwiegend Menschen im höheren Lebensalter und mehr Frauen als Männer. Bis 2050 wird diese Zahl wegen der steigenden Lebenserwartung auf 280.000 ansteigen.

 

Wie entsteht Demenz?

Noch sind nicht alle Ursachen für Demenz geklärt. Die derzeit bekannten Ursachen treten oft in Kombination miteinander auf:

  • Bei 60 bis 80 Prozent der Patienten ist die Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer, Alzheimer-Demenz/AD) die Ursache. Bei Alzheimer-Demenz bilden sich an und in den Nervenzellen und an den Blutgefäßen im Gehirn Eiweißablagerungen. Des Weiteren wird der Neurotransmitter Acetylcholin, ein „Gedächtnisbotenstoff“ unzureichend hergestellt. Im Krankheitsverlauf sterben dann auch die Nervenzellen ab und es schrumpft das Gehirn. Die Folge ist ein langsam fortschreitender geistiger Abbau.
  • 15 bis 20 Prozent der Betroffenen leiden an einer vaskulären Demenz, die auf eine Durchblutungsstörung im Gehirn zurückgeht. Diese kann z.B. durch viele kleine Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst werden. Bei Betroffenen ist oft die Fähigkeit, zu planen und zu organisieren, beeinträchtigt.
  • Bei sieben bis 20 Prozent der Erkrankten verursachen Einschlüsse in den Nervenzellen im Gehirn die Demenz. Diese Art der Erkrankung wird Lewy Körperchen-Demenz oder Lewy Body-Disease (DLB) genannt. Diese Demenzart tritt zwischen dem 40. und 80. Lebensjahr auf und schreitet langsam fort. Gekennzeichnet ist DLB durch eine wechselnde Denkleistung, eine Störung der Aufmerksamkeit, visuelle Halluzinationen und Bewegungsstörungen wie bei Parkinson.
  • Bei etwa fünf Prozent der Demenzerkrankten befinden sich die Hirngewebsveränderungen vor allem im Stirn- und Schläfenlappenbereich. Dabei handelt es sich um die sogenannten frontalen Demenzen, die auch Pick-Komplex oder frontotemporale Lobärdegeneration genannt werden. Auch diese Erkrankung führt zum langsam fortschreitenden Hirnabbau, der vorwiegend mit Verhaltensänderungen und Sprachstörungen einhergeht.

 

Wie erkenne ich Demenz?

Demenz beginnt meist mit zunehmender Vergesslichkeit. Wenn im Verlauf mehrerer Monate fünf von zehn Dingen, die man sich merken oder erledigen wollte, vergessen werden, oder die Zeit, die man braucht, um Objekte wie z. B. die Brille, die Geldbörse oder den Schlüssel zu finden, zunimmt, sollte das ein Grund für einen Arztbesuch sein. Denn zu solchen Gedächtnis- und Denkleistungsstörungen können im Lauf der Zeit Sprach- und Orientierungsstörungen hinzukommen. Später finden sich Einschränkungen in der Fähigkeit, sich selbst zu versorgen, häufig auch Verhaltensstörungen und Halluzinationen.

 

Wie erfolgt die Diagnose von Demenz?

Die Diagnose erfolgt durch ein Arzt-Patient-Gespräch über die bisherigen Beschwerden, in das gegebenenfalls Angehörige mit einbezogen werden. Besteht Verdacht auf Demenz, wird eine umfassende neuropsychologische Untersuchung nötig. Als erste ärztliche Einschätzung dient die Mini-Mental-Status-Examination (MMSE). Dabei werden die Merk- und Erinnerungsfähigkeit, die zeitliche und räumliche Orientierungsfähigkeit, das Sprechen und das Sprachverständnis getestet. Hinzu kommt die Untersuchung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz sowie der Fähigkeit, zu zeichnen. Auch bestimmte Handlungen sind im Rahmen des Tests von der betroffenen Person auszuführen. Durch eine Blutuntersuchung und eine Magnetresonanztomografie des Gehirns und eine Computertomografie des Gehirns kann die Ursache für die Demenz genauer bestimmt werden.

 

Wie wird Demenz behandelt?

Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Ursache für die Demenz und  besteht meist in einer medikamentösen Therapie und – falls vorhanden – dem Kompensieren von Risikofaktoren.

  • Liegt Morbus Alzheimer als Ursache der Erkrankung vor, bieten sich Medikamente an, die den Abbau des Nervenbotenstoffs Acetylcholin hemmen und den geistigen, sozialen und emotionalen Abbau verzögern können. Noch in Entwicklung sind andere Therapien, die schädliche Protein-Ablagerungen im Gehirn verhindern sollen.
  • Ist eine Hirndurchblutungsstörung die Ursache für die Demenz, werden die Risikofaktoren kompensiert und manchmal durchblutungsfördernde Mittel gegeben.
  • Die sogenannte Lewy Körperchen-Demenz kann mit Cholinesterasehemmern (ähnlich wie die Alzheimer-Demenz) behandelt werden, die den Abbau des Acetylcholin hemmen.
  • Liegen andere krankhafte Veränderungen im Gehirn der Demenz zugrunde, müssen diese behandelt werden, um eine Besserung zu erzielen.

Begleitend zur medikamentösen Therapie werden Gedächtnistraining, Musik-, Kunst-, Tanztherapien und vieles mehr angeboten. Gegebenenfalls gilt es, Risikofaktoren, die den Krankheitsverlauf beschleunigen, ebenfalls zu behandeln. Dazu zählen u.a. Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und Diabetes.

 

Wie kann ich Demenz vorbeugen?

Der Beginn der Alzheimer-Demenz lässt sich nur hinauszögern. Dies durch viel Bewegung und Sport, das Vermeiden von Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Alkohol, Rauchen, Schwerhörigkeit, die Behandlung von Depressionen sowie durch lebenslange geistige Aktivität. Ist man einmal erkrankt, kann man dadurch auch den Verlauf verlangsamen.

 

Wie verläuft die Krankheit?

Demenz verläuft in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Bei der Alzheimer-Demenz können geistig agile Menschen die Beeinträchtigungen am Beginn der Erkrankung oft lang kompensieren. Sind die Defizite dann einmal merkbar, scheint der Verlauf rascher. Bei geistig weniger Agilen erscheint der Krankheitsfortschritt langsamer. Im späteren Verlauf sind die Betroffenen räumlich und zeitlich desorientiert und nicht mehr fähig, sich selbst zu versorgen – sie müssen betreut und gepflegt werden.

 

Wann sollte ich einen Arzt bei Verdacht auf Demenz aufsuchen?

Sobald die Vergesslichkeit das gewohnte Maß überschreitet, also über längere Zeit hinweg jeden Tag fünf von zehn Dingen vergessen werden, oder sobald die Zeit, während der man nach Dingen sucht, zunimmt.

 

Weitere Informationen:

Wenzel Müller & Peter Dal-Bianco: Alzheimer. Verein für Konsumenteninformation (VKI), Wien 2014.

 

Pohanka R.: Alzheimer – Demenz. Wien 2013

Cover400_AlzheimerDemenz zum Buch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

www.lebenmitvergessen.at

 

Redaktion: Mag. Sabine Stehrer

Fachliche Freigabe: Univ. Prof. Dr. Peter Dal-Bianco, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in Wien