Allergie

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Zusammenfassung
Allergien sind Reaktionen des Immunsystems auf Stoffe, die als „Allergene“ (eine Allergie auslösende Stoffe) von außen auf den Körper treffen.

Was sind Allergien?

Allergien sind Reaktionen des Immunsystems auf Stoffe, die als „Allergene“ (eine Allergie auslösende Stoffe) von außen auf den Körper treffen. Man kann auch von einer überschießenden Abwehr-Reaktion auf bestimmte, normalerweise harmlose Stoffe sprechen. Jenen Stoff, gegen den der Körper reagiert, bezeichnet man als Allergen. Beim sogenannten Erstkontakt „merkt“ sich das Abwehrsystem dieses Allergen und reagiert im Zweitkontakt mit entsprechenden entzündlichen Symptomen. Die Bandbreite dieser Reaktion ist sehr weit. Sie kann von harmlosen Rötungen bis hin zum akut lebensbedrohlichen allergischen Schock reichen.

 

Welche Arten von Allergien gibt es?

  • Heuschnupfen (Allergische Rhinitis): Das ist die häufigste Allergieform. Überträgt man die Zahlen deutscher Studien, dann sind rund 1,2 Mio. Österreicher von dieser Erkrankung betroffen. Die Symptome sind gut bekannt: die Augen brennen, die Nase rinnt, verbunden mit Jucken und Niesreiz. Im ungünstigsten Fall kann es zur Entwicklung eines Asthma bronchiale kommen (siehe dort). Wie der Name bereits sagt, sind verschiedene Pflanzenpollen häufig Auslöser des Heuschnupfens. Entsprechend tritt diese Form saisonal bedingt gleichzeitig mit der jeweiligen Pflanzenblüte auf. Bekannte Auslöser sind Birke, Hasel, Gräser und Getreide, Beifuß, Ragweed und andere. Im Falle der Birken sind die von der Pflanze gebildeten  Allergene umso aggressiver, je umweltbelasteter der Standort der Bäume ist. Steht der Baum neben einer stark befahrenen Straße, produziert er aggressivere Allergene als eine Birke im Wald.
  • Allergie im Wohnbereich: Diese Formen der Erkrankung treten ganzjährig auf, verantwortlich sind Auslöser im Wohnbereich, vor allem Staubmilben. Gleich häufig ist auch eine Reaktion auf Haustiere, vor allem Katzen und Hunde, aber auch Kleintiere und Pferde. Auch Schimmelpilze kommen in Frage.
  • Asthma: Unter Asthma versteht man eine chronische Erkrankung der Luftwege, der häufig eine langjährige Allergie vorausgeht. Das ist mit 10 bis 15 % die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Buben sind doppelt so oft betroffen wie Mädchen, wobei sich dieser Unterschied mit zunehmendem Alter wieder ausgleicht. Die Zahl der Betroffenen ist steigend. Übermäßige Hygiene, häufige Virusinfektionen, aber auch zunehmende Luftverschmutzung werden als Ursachen diskutiert. In rund 40 % der Fälle „wächst sich die Erkrankung aus“ – verschwindet also mit dem Älterwerden des Kindes. Das betrifft vor allem mildere Ausprägungsformen. Unbehandelt muss man von einem chronischen Verlauf ausgehen. Ungefähr 40–50 % der Kinder mit einer allergischen Rhinitis machen den sogenannten „Etagenwechsel“ zum Asthma bronchiale durch. Es mehren sich die Studien, die darauf hinweisen, dass eine übertriebene Hygiene ein wichtiger Wegbereiter für Asthma ist. Man glaubt, dass dadurch wichtige Trainingseffekte für das Immunsystem wegfallen.
  • Unterschieden werden muss hier die echte Allergie von der Nahrungsmittelunverträglichkeit. Erstere ist bei Erwachsenen relativ selten, bei 25 % der Kinder mit Neurodermitis/Atopischem Ekzem ist sie aber häufig. Glücklicherweise entwachsen ihr 80 bis 90 % der Betroffenen etwa im Alter von 3 Jahren. Im Erwachsenenalter beträgt die Inzidenz 1 bis 2 %. Kinder mit einem allergischen Elternteil haben etwa das doppelte Risiko, an einer Nahrungsmittelallergie zu leiden. Sind beide Elternteile Allergiker, erhöht sich das Risiko um das 4- bis 6-fache. Das Grundprinzip der Nahrungsmittelallergie unterscheidet sich nicht von anderen Allergien. Bei einer Nahrungsmittelallergie betrachtet der Körper einen oder mehrere Inhaltsstoffe der Nahrung als schädlich. Beginnt der Körper, die Nahrungsbestandteile zu bekämpfen und gegen sie Antikörper zu bilden, können allergische Beschwerden auftreten. Medizinisch gesehen, werden sogenannte Antikörper der Klasse E (IgE) gebildet, die Entzündungszellen im Körper besetzen und „scharf machen“. Diesen Prozess nennt man Sensibilisierung. Bei neuerlichem Allergenkontakt können explosionsartig Entzündungsstoffe ausgeschüttet werden, die für die allergischen Symptome verantwortlich sind.
    Zwischen der Sensibilisierung und dem Auftreten erster Symptome können Monate bis Jahre vergehen. Wesentlich ist, dass ein Erstkontakt erforderlich ist, um die Allergie gegen eine bestimmte Auslösesubstanz gleichsam einzurichten, ab dem Zweitkontakt kommt es dann zu den akuten Symptomen. In der Diagnose kommen verschiedene Haut-Tests zum Einsatz, die allerdings häufig ungenaue Ergebnisse liefern. Vor allem „falsch positive“ Tests kommen vor. Mit unangenehmen Folgen. Bei Kindern sollten in jedem Fall unnötige Diäten vermieden werden, da sie im Wachstum sind und eine möglichst ausgewogene und breite Ernährung brauchen. Darum sollten Diäten besonders bei Kindern nur nach klinisch relevanten Testergebnissen durchgeführt werden. Damit vermeidet man, dass Kindern Allergien zugeordnet werden, die sie – vor allem im Bereich der Nahrungsmittelallergie (siehe dort) – gar nicht haben.
  • Neurodermitis: eine häufig in der Kindheit auftretende Überempfindlichkeit der Haut, die sich in den meisten Fällen mit dem Heranwachsen des Kindes wieder gibt.
  • Sonderformen sind:
    • Bienen-/Wespengift-Allergie: ist eine potentiell gefährliche Allergie-Variante, bei der die Einleitung lebensrettender Sofortmaßnahmen notwendig sein kann. Im Unterschied zu allen anderen Allergieformen sind alle Altersgruppen gleichmäßig betroffen. Der einzig bekannte Risikofaktor ist die Zahl der vorangegangenen Insektenstiche. Betroffene führen häufig einen sogenannten „Notfalls-Kit“ mit sich, um die Zeit bis zu einer ärztlichen Intervention zu überbrücken. Es kommen aber auch allergische Reaktionen vom verzögerten Typ vor, bei denen keine Lebensgefahr besteht
    • Polymorphe Lichtdermatose, auch bekannt als „Sonnenlichtallergie“: Dies ist eigentlich keine Allergie, sondern eine durch sichtbares Licht ausgelöste Autoimmunerkrankung der Haut. Es treten juckende Bläschen an den exponierten Stellen auf.
    • Unerwünschte Arzneimittelwirkung (umgangssprachlich „Medikamentenallergie“): ihre häufigsten Auslöser sind Antibiotika, Schmerzmittel, Beruhigungsmittel sowie Mittel gegen Krampfanfälle. Häufig wir Penicillin dafür verantwortlich gemacht – Tatsächlich steckt nur hinter einer von 10 Hautreaktionen auf Penicillin tatsächlich eine echte Allergie.

 

Was ist ein allergischer Schock?

Der allergische Schock (auch anaphylaktischer Schock) ist zwar kein häufiges, aber ein sehr bedrohliches Ereignis, das eine sofortige medizinische Notfallintervention notwendig macht. Bereits bei Verdacht darauf ist keine Zeit zu verlieren – es besteht akute Lebensgefahr. Die Symptome sind Kreislaufzusammenbruch, dramatische Attacken von Atemnot, Schwellungen im Bereich der oberen Luftwege, starke Hautrötung, Übelkeit oder Erbrechen und Lungenödem. Im unbehandelten Endstadium kommt es durch eine Minderdurchblutung lebenswichtiger Organe zum Multiorgan-Versagen.

 

Was ist eine Allergie?

Die Allergie ist eine überschießende Reaktion auf Stoffe, die normalerweise vertragen werden. Das Immunsystem betrachtet diese Stoffe fälschlich als „Eindringlinge“ und antwortet mit einer Abwehrreaktion. Je nach Ursache richtet sich dann die Ausprägung der Symptome.

 

Wie entsteht eine Allergie?

Das Grundprinzip besteht darin, dass das Abwehrsystem beim ersten Kontakt mit der Fremdsubstanz diese als Eindringling identifiziert, sich beim nächsten Kontakt daran erinnert und erst dann reagiert. Das heißt, beim Erstkontakt mit einer Substanz kann  es zu gar keiner allergischen Reaktion kommen. Grundsätzlich gibt es verschiedene Entstehungsmechanismen, die von der allergischen Sofortreaktion bis zur Reaktion vom verzögerten Typ reichen. Im Gegenzug gilt: welche Reaktion auch immer auftritt – falls jemand mit der Substanz noch nie in Kontakt war, handelt es sich auch nicht um eine Allergie.

 

Wie erkenne ich eine Allergie?

Je nach Form an den Symptomen im Bereich der oberen Luftwege, des Darms, des Kreislaufs oder der Haut.

 

Wie erfolgt die Diagnose der Allergie?

Vielfach sind die Symptome bereits wegweisend, sodass die fachkundige Anamnese die wichtigste diagnostische Methode darstellt. Ergänzend dazu können Haut- und Bluttests durchgeführt werden. In speziellen Fällen sind Lungenfunktionsüberprüfungen bzw. im Falle von Nahrungsmittelallergien und unerwünschten Arzneimittelwirkungen auch Provokationstests unter stationären Bedingungen notwendig.

 

Wie wird eine Allergie behandelt?

Die wichtigste Maßnahme ist die Allergenmeidung – auch Allergenkarenz. Hilfreich im Bereich der allergischen Rhinitis ist dabei der Pollenwarndienst.

 

Wie kann ich einer Allergie vorbeugen?

Als Primärprävention gilt das ausschließliche Stillen eines Neugeborenen bis zum 4. bzw. 6. Monat. Die sekundäre Prävention besteht im Vermeiden der auslösenden Substanz(en).

 

Wie verläuft eine Allergie?

Unbehandelte Allergien der Atemwege können bei 40 bis 50 % der Betroffenen zum Asthma führen. Allergien der Haut können schwere Hautdefekte zur Folge haben. Unbeachtete Nahrungsmittelallergien führen zu  Gewichtsabnahme und Minderwuchs bei Kindern mit den entsprechenden Entwicklungsstörungen.

 

Wann sollte ich einen Arzt bei einer Allergie aufsuchen?

Sobald der Verdacht einer Allergie auftaucht, ist ein Arztbesuch angezeigt.

 

Welche Hausmittel gibt es bei Allergien?

So gut wie keine. Sie können bestenfalls in der Pflegephase einer Neurodermitis als Teeumschläge zur Anwendung kommen. Generell Vorsicht mit „Hausmitteln“, denn etwa die sehr beliebte Kamille gehört zu jener Pflanzengruppe, die am häufigsten Probleme macht – man spricht dann von einer so genannten Korbblüterallergie.

 

Weitere Informationen:

www.initiative-insektengift.at

www.pollenwarndienst.at

Die Gratis-„Pollen App“ bietet aktuelle Werte für ganz Österreich und Deutschland sowie nützliche Informationen rund ums Thema Pollenallergie für unterwegs für Android- oder iOS-Geräte.

 

 

Redaktion: Dr. Wolfgang A. Schuhmayer

Fachliche Freigabe: Prim. Univ.-Prof. Dr. Werner Aberer, Universitätsklinikum Graz, und Prim. Univ.-Doz. Dr. Stefan Wöhrl, Floridsdorfer Allergiezentrum (FAZ), Wien