Aufmerksamkeitsdefizits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Zusammenfassung
ADHS ist durch drei klassische Symptomkomplexe charakterisiert: Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität und impulsives Verhalten.
Was ist ADHS?
Kinder, die unter ADHS leiden, sind in ihrer Aufmerksamkeit gestört, sie sind unkonzentriert, leicht ablenkbar und überaktiv. Sie können auch sehr impulsiv reagieren. In Stresssituationen reagieren die Kinder oft überzogen, ihre Selbstkontrolle ist sehr mangelhaft ausgeprägt – wie bei Zappelphilipp im Buch „Struwwelpeter“. ADHS-Kinder sind auf der anderen Seite sehr neugierig und vielseitig interessiert.
Wie viele Kinder sind von ADHS betroffen?
Bis zu 5 Prozent der Schulanfänger leiden unter ADHS. Experten schätzen, dass pro Klasse ein Kind davon betroffen ist. Buben sind weit häufiger betroffen als Mädchen. ADHS kann bereits im Vorschulalter auftreten. Auffällig wird es jedoch häufig erst in der Schule, wenn es zu Gruppenaktivitäten kommt bzw. die Einhaltung gewisser Strukturen eingefordert wird.
Welche Symptome zeigen Kinder mit ADHS?
Kinder mit ADHS sind
- unruhig, überdurchschnittlich hyperaktiv,
- unaufmerksam, leicht ablenkbar, ungeduldig, sie können sich nicht über einen längeren Zeitraum auf etwas konzentrieren,
- impulsiv, grob, sie handeln unüberlegt, wirken dann rücksichtslos und häufig gereizt,
- depressiv, ängstlich, trotzig, selbstunsicher, werden zu Außenseitern.
- Manchmal kommt es zu Begleitstörungen, wie zum Beispiel Tics oder Zwangsstörungen.
Diese Symptome müssen besonders deutlich ausgeprägt sein und von der normalen Entwicklung eines Kindes abweichen. Außerdem müssen die Auffälligkeiten länger als sechs Monate lang auftreten. Da einzelne Symptome – zumindest zeitweise oder in abgeschwächter Form – auch bei gesunden Kindern beobachtet werden, sollten sie nur von einem Arzt diagnostiziert und abgeklärt werden, der auf diese Krankheit spezialisiert ist.
Was sind die Ursachen von ADHS?
Bei der Entstehung und Entwicklung von ADHS treffen zumeist biologische, psychische und soziale Faktoren zusammen: erbliche Vorbelastung (ein Elternteil kann ebenfalls von ADHS betroffen sein), eine Stoffwechselstörung im Gehirn (Mangel an Botenstoffen Dopamin und Noradrenalin), aber auch anhaltende Belastungen in Familie oder Schule werden als ursächlich gesehen. Für die Diagnose ist wichtig, Krankheiten mit ähnlichen Symptomen auszuschließen, wie zum Beispiel Teilleistungs- oder Intelligenzstörungen oder Autismus. Fragebögen für Eltern und Lehrer, welche die Aufmerksamkeit, Impulsivität und Konzentration der Kinder beurteilen, sowie psychologische Einzeltestungen des Kindes und optimalerweise eine multidisziplinäre Beobachtung während des Aufenthaltes auf einer dafür spezialisierten Klinik sind für diese schwierig zu stellende Diagnose wichtig.
Wie wird ADHS behandelt?
Welche der geschilderten Symptome auch immer vorherrschend sind, es hat sich gezeigt, dass eine möglichst ganzheitliche Vorgangsweise am effektivsten ist. Dabei werden von einem multidisziplinären Team verschiedene Behandlungsmöglichkeiten angeboten und miteinander kombiniert, wie zum Beispiel medikamentöse Therapien, ergo- und psychotherapeutische oder pädagogische Maßnahmen. Jedenfalls sollte die Therapie an das jeweilige Kind individuell angepasst werden. Die Einbeziehung beider Elternteile hat sich als hilfreich erwiesen, ebenso der Austausch mit Lehrern oder Erziehern. Die Anwendung psychotherapeutischer Methoden beim hyperaktiven Kind verfolgt den Zweck zu lernen, das impulsive Verhalten besser kontrollieren zu können oder aufmerksamer zu sein, aber auch die daraus entstehenden Belastungen für das Kind abzufangen. Die Medikamente mit den Wirkstoffen Methylphenidat oder Atomoxetin wiederum greifen in den Hirnstoffwechsel ein, sie verringern die Impulsivität und fördern die Aufmerksamkeit. Alternative Methoden wie Entspannungstechniken, spezielle Diäten mit Mikronährstoffen oder die Anwendung von Homöopathie werden in Expertenkreisen rege diskutiert.
Wie ist die Prognose von ADHS?
Die Probleme bessern sich meistens in der Pubertät, doch der Übergang ins Erwachsenenalter erfordert eine besondere Beachtung und Hilfsstellung. In puncto Ausbildung und Berufswahl sollten ADHS-Patienten speziell beraten werden. Die Hälfte der Betroffenen ist auch im Erwachsenenalter noch in irgendeiner Form von ADHS beeinträchtigt, hat zum Beispiel Konzentrationsprobleme.
Redaktion: Mag. Wolfgang Bauer
Fachliche Freigabe:
Dr. Bernd Müller
Kinderarzt mit Schwerpunkt Kinder-/Jugendpsychosomatik am Krankenhaus Schwarzach im Pongau
Datum: 31. Juli 2013
Kategorien: Krankheiten