Vogelgrippe & Co: Tiere als Seuchenherd

© panthermedia.net, Liane Matrisch

BSE, Vogelgrippe oder EHEC – fast jedes Jahr verursacht eine Infektionskrankheit, deren Erreger aus dem Tierreich stammt, Panik. Obwohl Zoonosen seit jeher die Menschheit begleiten.

Auch heuer macht ein solcher Keim, genauer gesagt ein Verursacher der Vogelgrippe (aviäre Influenza), von sich reden. Die hat schon vor einigen Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Neu ist nun, dass diesmal ein anderer Virustyp dahinter steckt und zwar der A (H7N9), mit dem sich – bislang zumindest – normalerweise nur Vögel infiziert haben. Geographischer Ausgangspunkt der aktuellen Vogelgrippewelle ist China, wo die Epidemie auch schon einige Todesopfer gefordert und zur vorsorglichen Beseitigung tausender Vögel geführt hat.

Übrigens: Von Vogelgrippeviren befallene Tiere müssen nicht zwangsläufig Krankheitszeichen zeigen. Wenn doch kommt es zu Apathie, Appetitlosigkeit, einem struppigen Federkleid, hohem Fieber, schwerer Atmung (offener Schnabel), Ödemen (Wasseransammlungen) an Kopf, Hals und Beinen, einer bläulichen Verfärbung der Haut und Schleimhäute, wässrig-schleimigem Durchfall und zentralnervösen Störungen (eigenartige Kopfhaltung, Koordinationsprobleme).

Zoonosen auf dem Vormarsch

Von Tieren auf Menschen (und/oder vice versa) übertragbare Krankheiten, sogenannte Zoonosen (griech.: zōon  = Lebewesen, nósos = Krankheit), gibt es mindestens seitdem Nutz- bzw. Haustierhaltung existiert. Im Zeitalter der Globalisierung gewinnen sie aber an Bedeutung, denn einerseits begünstigen internationale Tiertransporte deren Verbreitung. Andererseits kann die weltweite Reiselust dafür sorgen, dass aus einer Epidemie (gehäuftes Auftreten einer Krankheit innerhalb einer bestimmten Region) eine Pandemie (gehäuftes Auftreten der Krankheit ohne örtliche Beschränkung) wird.

Zoonosen werden durch Bakterien (z.B. EHEC), Viren (z.B. Vogelgrippe), Pilze (z.B. Hautpilz), Parasiten (z.B. Toxoplasmose) oder Prionen (engl.: Proteinaceous Infectious particle, z.B. Creutzfeld-Jakob-Krankheit infolge Rinder-BSE) hervorgerufen. Als Übertragungswege dienen – je nach Erreger – Direktkontakte mit infizierten Tieren, tierische Lebensmittel (Milch, Fleisch, Eier) oder Vektoren (Transportmittel: z.B. Zecken als Träger von FSME-Viren).

Supervirus A (H7N9)

Der aktuelle Vogelgrippevirus heißt A (H7N9) und wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Supervirus (besonders virulent oder behandlungsresistent) eingestuft. Er unterscheidet sich von anderen Virustypen z.B. in der Struktur der Bausteine seiner Hülle, etwa im Hämagglutinin (z.B. H7) oder der Neuraminidase (z.B. N9). “ A“ bedeutet, er gehört zum Grippetyp A, einer sehr wandlungsfähigen Variante. Typ-A-Grippeviren lassen sich normalerweise medikamentös (Neuraminidase-Hemmer) behandeln, wobei derzeit unklar ist, ob auch der A (H7N9) darauf anspricht.

Gefahr Vogelgrippe

Beim Menschen heißen die charakteristischen Symptome einer Vogelgrippe hohes Fieber, Husten und Lungenentzündung. Diese treten häufig aber auch bei einer „normalen“ Grippe (Influenza) auf. Ebenso sterben auch bei “üblichen“ Grippewellen jedes Jahr Menschen an der Infektion bzw. deren Folgen (z.B. Lungen-, Nierenversagen). Und: Unabhängig vom Virustyp gibt es immer auch Infizierte, die lediglich milde Beschwerden entwickeln. Was macht die Vogelgrippe also zu einer Besonderheit?

Die Unterschiede liegen im Übertragungsweg (Vogelgrippe: Tier zu Mensch, Influenza: Mensch zu Mensch) und der Verfügbarkeit eines passenden Impfstoffs: Es ist bislang kein wirksamer Impfstoff gegen A (H7N9) bekannt, während für die alljährliche winterliche Grippewelle jedes Jahr ein auf die jeweils vorherrschenden Grippeviren abgestimmter Impfstoff entwickelt wird. Außerdem zeichnet sich die Vogelgrippe in der Aggressivität des Verlaufs aus: Untersuchungen an mit H5N1 (Erreger der Vogelgrippe früherer Jahre) Infizierten zeigten eine sehr schnelle Virusvermehrung mit massiver Reaktion des Immunsystem darauf inklusive einer starken Verminderung der Zahl weißer Blutkörperchen im Blut und einer Ausschüttung von Botenstoffen (Zytokine), die die Entstehung eines akuten Atemversagens, woran viele Infizierte sterben, fördern.

Auf der sicheren Seite

Wenn gegen einen Krankheitserreger weder eine Impfung noch sicher wirksame Medikamente existieren, bleibt eigentlich nur eine – wenn auch nicht hundertprozentig sichere – Methode zur Verhinderung einer Ansteckung übrig: den Keimen möglichst aus dem Weg gehen. Im Fall der Vogelgrippe etwa keinen engen Kontakt mit lebendigem Geflügel oder verendeten Vögeln pflegen, z.B. keine chinesischen Vogelmärkte besuchen. Ist doch ein Kontakt mit einem verdächtigen Tier erfolgt, sofort einen Arzt aufsuchen. Außerdem aus von der Vogelgrippe betroffenen Gebieten keine Vögel oder Vogelfedern mitbringen. Immer nützlich ist ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, genügend Schlaf und regelmäßiger Bewegung, denn das stärkt das Immunsystem – die wichtigste Voraussetzung, Infektionen jeglicher Art gut überstehen zu können.