Ulcus molle & Granuloma inguinale

Ungeschützte exotische Liebesabenteuer können ein böses Nachspiel haben. Denn in den Tropen lauern Bakterien, die Geschlechtskrankheiten wie das Ulcus molle (weicher Schanker) oder Granuloma inguinale auslösen.
Neben dem Tripper (Gonorrhoe) und der Syphilis (Lues) gehören zwei in unseren Breiten selten vorkommende Infektionen, das Ulcus molle (weicher Schanker, Chancroid) und das Lymphogranuloma inguinale (Lymphogranuloma venereum, Granuloma inguinale, Granuloma venereum, Donovanosis) zu den vier klassischen Geschlechtskrankheiten (Venerea).
Sie unterliegen – hierzulande im Geschlechtskrankheitengesetz juristisch geregelt – bei Vorliegen der jeweiligen Erkrankung einer Melde- (nur die Zahl der Erkrankten) und Behandlungspflicht bzw. bei Verdacht darauf einer Untersuchungspflicht. Man spricht auch von sogenannten STDs (sexually transmitted diseases: durch Sexualkontakte übertragbare Krankheiten; auch: STI = sexually transmitted infections), zu denen allerdings mehr Infektionen (z.B. HIV, Hepatitis, Herpes, Chlamydien, Trichomonaden u.a.m.) gehören als nur die vier genannten.
Weicher Schanker: Erscheinungsbild
Hervorgerufen wird das vorwiegend in tropischen Gebieten Afrikas, Lateinamerikas und Asiens anzutreffende Ulcus molle durch stäbchenförmige Bakterien namens Hämophilus ducreyi. Die Ansteckung mit den Krankheitserregern erfolgt beim Geschlechtsverkehr, wobei Männer sich deutlich häufiger infizieren als Frauen.
Nach einer Inkubationszeit von bis zu zehn Tagen entstehen an der Eintrittsstelle der Keime (v.a. an der Vorhaut bzw. am Scheideneingang) kleine Knötchen, aus denen sich sehr schmerzhafte, unscharf begrenzte, flache Geschwüre (lat.: ulcus = Geschwür) mit weichem (lat. mollis = weich) und rotem Rand entwickeln, die konfluieren (zusammenfließen). Begleitend kommt es häufig auch zu Lymphknotenschwellungen (Bubonen) und –abszessen in der Leiste. Tritt daraus Eiter ins Gewebe über, bilden sich neue Läsionen. Infektionen mit Hämophilus ducreyi können aber auch – v.a. bei Frauen – symptomlos verlaufen.
Als Komplikationen drohen eine Verengung der Harnröhre (Urethrastriktur) oder der Vorhaut (Phimose) sowie die Bildung einer Harnröhrenfistel.
Ulcus molle: Diagnose, Therapie und Prävention
Oft führt bereits das klinische Erscheinungsbild zur Erkennung der Krankheit (Blickdiagnose). Ein Abstrich aus einem Geschwür mit anschließender mikroskopischer Untersuchung dient der Bestätigung der Diagnose. Besteht der Verdacht auf das Vorliegen eines weichen Schankers, ist es wichtig, auch den/die Sexualpartner des Infizierten daraufhin zu begutachten und behandeln.
Therapie der Wahl sind Antibiotika. Zusätzlich sollten aufgebrochene Geschwüre regelmäßig mit Wasser und Seife gereinigt und trocken gehalten werden. Im Fall einer eitrigen Lymphknotenentzündung kann es notwendig werden, Lymphknoten zu punktieren, um Eiter zu entleeren und abzusaugen.
Da das Ulcus molle beim Geschlechtsverkehr übertragen wird, ist die Verwendung von Kondomen eine recht wirksame Methode, einer Ansteckung vorzubeugen.
Granuloma inguinale: Merkmale
Auch diese Geschlechtskrankheit, die erstmals 1905 vom Tropenarzt Charles Donovan beschrieben wurde, tritt vorwiegend in tropischen oder subtropischen Gebieten – bevorzugt in Brasilien und Papua-Neuguinea – auf und auch mit ihr sind Männer öfter infiziert als Frauen.
Ursache des Granuloma inguinale ist das Bakterium Klebsiella granulomatis (auch: Donovan-Körperchen, frühere Bezeichnung: Calymmatobakterium granulomatis), das beim Geschlechtsverkehr übertragen wird. An der Eintrittsstelle des Keimes (Penis bzw. Schamlippe, Leisten- oder Analregion) bildet sich bis zu zwölf Wochen nach der Infektion zunächst ein schmerzloses derbes Knötchen, im medizinischen Jargon Primäraffekt genannt. Dieses verschwindet wieder oder zerfällt. In seiner Umgebung entstehen krankheitstypische kraterförmige (“wie ausgestanzt“) fleischfarbene Geschwüre, die kontinuierlich an Größe zunehmen und umliegendes gesundes Haut- und Bindegewebe schädigen. Bis hin zu Verstümmelungen. Zu Schmerzen kommt es meist aber erst, wenn auch noch andere Bakterien die Läsionen besiedeln (Superinfektion) und dabei z.B. Abszesse entstehen.
Wird die Krankheit nicht erkannt respektive behandelt, verläuft sie chronisch. Schlimmstenfalls können sich dann die Klebsiellen im Rahmen einer Sepsis im ganzen Organismus ausbreiten, immer mehr Gewebe zerstören und so einen lebensgefährlichen Zustand mit – je nach Organbefall unterschiedlicher Symptomatik – hervorrufen.
Granuloma venereum: Erkennung – Behandlung – Vorbeugung
Die Diagnose der Krankheit erfolgt per Nachweis der Krankheitserreger in einem Abstrich oder einer Biopsie (Gewebeprobe) unter dem Mikroskop bzw. in Zellkulturen im Labor.
Die Behandlung des Granuloma inguinale besteht in der Gabe von Antibiotika. Geschieht das frühzeitig genug, hinterlässt die Krankheit keine Narben. Lange bestehende bzw. ausgedehnte Läsionen können hingegen bleibende Schäden hinterlassen wie Vernarbungen, Depigmentierungen der Haut, Verengungen von Körperöffnungen (Harnröhre, Scheide, Enddarm) und verstümmelnde Veränderungen der Geschlechtsorgane.
Wie bei den anderen Geschlechtskrankheiten auch ist es wichtig, dass der/die Sexualpartner des Infizierten ebenfalls therapiert werden.
Ebenso wie beim Ulcus molle ist Safer Sex eine recht wirksame Methode, eine Ansteckung zu verhindern.
Weiter führender Link:
Österreichisches Geschlechtskrankheitengesetz
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Datum: 10. März 2014
Kategorien: Haut- und Geschlechtskrankheiten, Infektionen & Viren