Tetanus: gefährliche Wundinfektion

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Erde, Staub, Schmutz, menschliche und tierische Ausscheidungen – überall da wimmelt es nur so vor Clostridien, deren Gift ein schweres Nervenleiden namens Tetanus (Wundstarrkrampf) verursachen kann. Über Wunden gelangen die Sporen dieser Bakterien in den Organismus und produzieren dort ein Toxin, das Krämpfe und potenziell tödliche Lähmungserscheinungen auslöst. Dem lässt sich vorbeugen, etwa durch Impfen.

Tetanus (griech.: tetanos = Krampf) entsteht infolge einer Wundinfektion mit Clostridium tetani. Das Bakterium bildet Tetanustoxin. Ein Gift, das spastische Lähmungen von Muskeln verursacht, die tödlich verlaufen können. Dagegen hilft nur vorbeugen – mittels Impfung, Schutzkleidung und fachgerechter Wundhygiene.

Strapazierfähiger Krankheitsauslöser

Clostridium tetani, ein grampositives, begeißeltes, anaerobes (in sauerstoffarmer Umgebung lebendes), stäbchenförmiges Bakterium, kommt so gut wie überall in der Umwelt vor, ist sogar ein natürlicher Bestandteil so mancher Haut- und Darmflora und findet sich in besonders hoher Konzentration im Boden und in tierischen Ausscheidungen. Es erweist sich als äußerst widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse wie Hitze, Austrocknung und sogar einige Desinfektionsmittel. Weil es sporenbildend (Sporen: von einer mehrschichtigen Kapsel umhüllte Dauerformen eines Keims, die auch bei ungünstigen Bedingungen lange überleben) ist. In seiner Sporenform kann der Tetanus-Erreger auch in Anwesenheit von Sauerstoff (aerob) existieren, sich jedoch nicht vermehren.

Eintrittspforte für diese Sporenform sind meist verschmutzte sogenannte Bagatellverletzungen, wie sie etwa bei Gartenarbeiten insbesondere durch Fremdkörper (z.B. Holzsplitter, Dornen) entstehen. Vor allem in Wunden mit ausgefransten Rändern oder Wundtaschen findet der Keim ideale Lebensbedingungen (Sauerstoffmangel), um in die vermehrungsfähige Form überzugehen, sich zu teilen und die beiden Giftstoffe Tetanolysin und Tetanospasmin (Tetanustoxin) freizusetzen, wovon letzteres den eigentlichen “Wundstarrkrampf“ auslöst, während das Tetanolysin hämolytisch (Auflösung roter Blutkörperchen) und kardiotoxisch (herzschädigend) wirkt.

Wie sich Tetanus bemerkbar macht

Nach einer Inkubationszeit (Zeitspanne von der Infektion bis zum Auftreten erster Krankheitssymptome) von wenigen Tage bis zu mehreren Wochen (umso größer die Erregermenge, umso höher die Giftmenge, umso kürzer die Inkubationszeit und umso schlechter die Prognose) kommt es zunächst zu wenig spezifischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel, Reizbarkeit, Abgeschlagenheit, Schweißausbrüchen, Muskelschmerzen und gesteigerten Eigenreflexen.

Da das Tetanustoxin über den Blutkreislauf und die Nervenbahnen bis ins zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) gelangt, beeinträchtigt es dort die Freisetzung bestimmter Neurotransmitter und damit die Aktivität bestimmter Nervenzellen, die für die Entspannung der Muskeln zuständig sind, sodass es zu schmerzhaften Muskelverkrampfungen bzw. spastischen Lähmungen mit tonisch-klonischen Krämpfen kommt, außerdem zu Schluckbeschwerden, einer allgemeinen Krampfneigung, zu Kreislaufproblemen und schließlich zum Atemstillstand, weshalb die Erkrankung trotz moderner Intensivmedizin in bis zu 30 Prozent aller Fälle tödlich endet.

Die ein bis zwei Minuten dauernden Krämpfe können in Minutenabständen auftreten und werden häufig bereits durch geringste mechanische (z.B. Berührungen), optische (z.B. Lichteinfall) oder akustische (z.B. leise Geräusche) Reize ausgelöst. Sie kurbeln den Stoffwechsel dermaßen an, dass es zu hohem Fieber kommt und können so heftig ausfallen, dass sogar Wirbelkörper brechen oder Dornfortsätze der Wirbel abreißen. Krämpfe der Kehlkopf- und Rippenmuskulatur drosseln zudem die Atmung, solche des Zwerchfells können sogar zum Ersticken führen.

Klassische Tetanussymptome sind

  • ein Trismus (“Kieferklemme“): starke Verkrampfung der Kiefermuskulatur
  • ein Risus sardonicus (“Teufelsgrinsen“): grinsender Gesichtsausdruck infolge der verkrampften Gesichts- und Zungenmuskulatur
  • ein vom Kopf und Nacken ausgehender Rigor (Muskelstarre) der langen Rücken- und Bauchmuskeln
  • eine Verkrampfung der Muskeln der Extremitäten, Rippen, des Kehlkopfs und schließlich des Zwerchfells

Übrigens: Das Fehlen der klassischen Symptome schließt eine Tetanus-Infektion nicht unbedingt aus, denn es gibt auch einen sogenannten atypischen Wundstarrkrampf, bei dem andere neurologische Symptome im Vordergrund stehen.

Je nach den Umständen, wie eine Tetanusinfektion zustande kommt oder an welchen Körperteilen sie sich bevorzugt zeigt, unterscheiden Mediziner folgende Formen von Tetanus:

  • Generalisierter Tetanus: Bei dieser in Mitteleuropa häufigsten Form ist die gesamte Muskulatur von der Krankheit betroffen.
  • Neonataler Tetanus: Diese weltweit verbreitetste Tetanus-Form tritt ausschließlich bei Neugeborenen auf und zwar fast nur in Ländern mit mangelhafter medizinischer Versorgung (z.B. infolge unsteriler Abnabelung).
  • Lokaler Tetanus: Hier beschränkt sich der Wundstarrkrampf auf eine bestimmte Körperregion, was nur selten vorkommt.
  • Zephaler Tetanus: Diese Sonderform des lokalen Tetanus zeigt sich typischerweise nach einer Verletzung am Kopf, Gesicht oder Nacken.
  • Puerperaler Tetanus: Er ist die Folge einer Gebärmutter-Infektion nach Geburten oder Fehlgeburten (lat. puerperium = Wochenbett).
  • Postoperativer Tetanus: Er ist die Konsequenz einer Infektion einer Operationswunde mit Clostridium tetani.

Erkennung & Behandlung

Im Normalfall lässt das charakteristische klinische Erscheinungsbild den Arzt die Krankheit erkennen. Zur Bestätigung der Diagnose kann das Labor im Blut des Erkrankten Tetanustoxin nachweisen. Da es gegen den Krankheitsauslöser, das Toxin, kein direktes Gegenmittel gibt, beschränken sich die therapeutischen Maßnahmen notgedrungen darauf, die vorhandenen Symptome zu lindern. Indem

  • eine gründliche chirurgische Wundsanierung durchgeführt wird, mit Excision (Ausschneiden) des Wundgebietes und offener Wundbehandlung, sodass Sauerstoff in die Wunde gelangt, was die Bakterien an ihrer Vermehrung hindert.
  • eine Gabe von Tetanus-Immunglobulin, d.h. Antikörpern gegen das Tetanustoxin (“passive Immunisierung“), die das noch nicht ins zentrale Nervensystem gelangte Toxin neutralisiert, erfolgt.
  • eine aktive Immunisierung (Impfung) veranlasst wird, um die Bildung eigener Antikörper in Gang zu setzen
  • hochdosierte Antibiotika zur Bekämpfung der Clostridien und Muskelrelaxanzien zur Muskelentspannung sowie Beruhigungsmittel verabreicht werden.

All das geschieht unter intensivmedizinischer Überwachung und Lagerung des Erkrankten in einem möglichst reizarmen, d.h. abgedunkelten und schallgeschützten Raum.

Impfen schützt

Da es keine zuverlässig wirksame ursächliche Behandlung von Tetanus gibt, konzentriert man sich besser auf die Vermeidung der Infektion, was mit Hygienemaßnahmen und Schutzkleidung (z.B. Handschuhe bei Gartenarbeit) nur unvollständig gelingt, denn Verletzungen lassen sich nicht in jedem Fall vermeiden. Zum Glück gibt es aber die Tetanus-Impfung, die als Immunisierung mit hoher Schutzrate und geringem Nebenwirkungsrisiko gilt. Die Impfstoffe bestehen aus gereinigtem und entgiftetem Tetanus-Toxin in standardisierter Menge. Die Grundimmunisierung umfasst drei Impfungen idealerweise bereits im Babyalter. Es folgen Auffrischungsimpfungen im Schulalter und dann alle zehn Jahre, für Personen über 60 alle fünf Jahre, um einen vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.

Zieht man sich eine Verletzung zu, richtet sich das Impfvorgehen nach dem vorhandenen Impfschutz: Erfolgte eine vollständige Grundimmunisierung und ist die letzte Impfung kürzer als zehn bzw. bei über 60-Jährigen fünf Jahre her, ist keinerlei Immunisierung erforderlich. Bei zu langem Impfintervall wird vorsichtshalber zu einer aktiven Tetanus-Impfung geraten. Ist der Impfstatus unbekannt oder umfasst weniger als drei Teilimpfungen, empfiehlt sich eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe mittels aktiver (= Impfung) und passiver (Antikörpergabe) Immunisierung.

Übrigens: Ein überstandener Wundstarrkrampf hinterlässt keine verlässliche Immunität. Soll heißen: an Tetanus kann man ein weiteres Mal erkranken, wenn man ihn einmal durchgemacht hat.

 

Weiterführender Link:
Tetanus & Tetanusimpfung

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