Cholera: wenn Durchfall lebensgefährlich wird

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Durchfall auf oder nach Fernreisen muss nicht harmlos sein. Manchmal steckt dahinter eine Infektion genannt Cholera, die zu einem lebensbedrohlichen Wasser- und Mineralstoffverlust führen kann. Rasch erkannt und richtig behandelt ist die Gefahr aber bald gebannt.

In weiten Teilen Afrikas, Südostasiens (insbesondere Indien und Bangladesch) und Lateinamerikas grassiert v.a. in armen Bevölkerungsschichten eine bakterielle Infektion namens Cholera (Cholera epidemica), die man in Ländern mit guten hygienischen Bedingungen wie Österreich nur selten antrifft. Und wenn, dann in der Regel mitgebracht von Reisenden aus mit den Keimen verseuchten Gebieten (Cholera asiatica, Cholera indica, Cholera orientalis). Dabei handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Darms, ausgelöst durch Bakterien (Vibrionen), von denen es mehrere Bio- und Serotypen gibt. Sie produzieren ein Toxin (Zellgift), das schwere wässrige Durchfälle verursacht, die einen raschen Flüssigkeitsersatz erfordern. Andernfalls droht eine lebensgefährliche Austrocknung.

Grundlage: schlechte sanitäre Bedingungen

Die Übertragung der Cholera-Bakterien, für die der Mensch vermutlich als alleiniges Reservoir dient, erfolgt fäkal-oral, d.h. durch mit Kot verunreinigtes Wasser oder während der Lagerung oder Zubereitung mit den Keimen in Kontakt gekommene Nahrungsmittel wie roher oder ungenügend erhitzter Fisch, Meeresfrüchte (z.B. Muscheln: können auch Hepatitis A-Viren enthalten), Gemüse oder Obst.

Auch die Pflege von an Cholera Erkrankten bzw. der unsachgemäße, d.h. ungeschützte Umgang (Einmalhandschuhe, Händehygiene)  mit ihren Ausscheidungen können als Übertragungsweg der Erkrankung dienen.

Leitsymptom Durchfall

Nicht jeder Kontakt mit Cholera-Bakterien (Vibrio cholerae) führt zwingend zu Krankheitserscheinungen, doch können auch symptomlose Infizierte die Erreger mit dem Stuhl ausscheiden und so für die Verbreitung der Krankheit sorgen. Ob es nach Kontakt mit den Erregern tatsächlich zum Krankheitsausbruch kommt, hängt von der Menge an aufgenommenen Bakterien, die großteils von der Magensäure zerstört werden, ab. Vibrionen, die die Magenpassage unbeschadet überstehen, vermehren sich im Dünndarm, heften sich an bestimmte Rezeptoren (Kontaktstellen) der Darmschleimhautzellen und produzieren das Choleratoxin. Dieses hemmt den Elektrolythaushalt regelnde Vorgänge, sodass Natrium, Kalium und Chlorid und damit Wasser aus den Zellen ins Darminnere strömt.

Kommt es nach einer Inkubationszeit (Zeitspanne von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome) von wenigen Stunden bis maximal zehn Tagen (abhängig von der Menge an Krankheitserregern) zu Beschwerden, sind diese bei mildem Verlauf der Cholera kaum von einem “normalen Reisedurchfall“ zu unterscheiden. Doch es gibt auch eine schwere Verlaufsform der Infektion (Cholera gravis) mit massiven “reiswasserähnlichen“ (farbloser, leicht trüb aussehender Stuhl mit Schleimflocken) Durchfällen (Choleradiarrhoe), die fischartig riechen können und mit denen dem Organismus bis zu einem halben Liter Flüssigkeit und Mineralsalze pro Stunde verloren gehen (Dehydratation). Oft verschärft durch zu Beginn der Erkrankung auftretendes heftiges Erbrechen und begleitet von Bauchschmerzen und Übelkeit.

Wird der extreme Wasser- und Elektrolytverlust (bis zu 20 Liter pro Tag) nicht adäquat ersetzt, entsteht eine Exsikkose (Austrocknung) mit trockener Haut und Schleimhäuten, eingesunkenen Augäpfeln, Wadenkrämpfen, heiserer Stimme, beschleunigtem Puls, Blutdruckabfall, Benommenheit, enormem Durstgefühl, geringer Harnausscheidung und Untertemperatur bis hin zum Kollaps (Cholera algida), Schock, Nierenversagen (postcholerische Urämie), Koma und – unbehandelt in bis zu 50 Prozent der Fälle – schließlich zum Tod. Ebenso lebensbedrohlich kann die durch den Flüssigkeitsverlust bedingte Gewichtsabnahme wirken. Zudem kann das Gift der Vibrionen selbst innerhalb von Stunden zum Tod führen. Die Eindickung des Blutes birgt ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Thrombosen und Embolien. Etwa die Hälfte aller Schwangeren mit Cholera erleiden eine Fehlgeburt.

Selten kommt es zu einer Cholera sicca (dry cholera, Cholera siderans, Cholera fulminans, Cholera suppressa) ohne Brechdurchfall, bei der aufgrund eines rapiden Blutdruckabfalls und damit Kreislaufschocks bereits innerhalb von zwei bis drei Stunden nach Einsetzen der Symptome der Tod eintritt.
Allerdings ist das Risiko für Reisende, an schwerer Cholera zu erkranken, relativ gering (1:500.000), wobei v.a. Unterernährte und Kinder als gefährdet gelten. Wird die meldepflichtige Krankheit schnell genug behandelt, sterben weniger als ein Prozent an ihr. Auch nach überstandener Cholera können Infizierte jedoch noch Wochen bis Monate später die Bazillen mit dem Stuhl ausscheiden und somit zu einer ständigen Infektionsquelle werden.

Cholera erkennen und behandeln

Erregen Symptome den Verdacht auf Cholera, schafft die mikroskopische Untersuchung eines Abstrichs aus dem Stuhl oder auch aus Erbrochenem Klarheit.

Bei der Behandlung der Krankheit spielt der ehebaldige Ersatz des Wasser- und Mineralstoffverlusts (Rehydratation) eine entscheidende Rolle. Mithilfe sogenannter in der Apotheke erhältlicher, in kleine Säckchen abgefüllter oraler Rehydratationslösungen (ORS, Oral Rehydratation Salts), die Salze (z.B. Natriumcitrat, Natriumchlorid, Kaliumchlorid) und die Aufnahme von Natriumionen in die Dünndarmzellen fördernde Glukose (Zucker) enthalten, in Wasser aufgelöst und in großen Mengen getrunken werden. Oder durch eine Zufuhr stark gesalzener und gleichzeitig zuckerhältiger Getränke oder – in schweren Fällen – durch eine Verabreichung von Infusionslösungen.

Antibiotika vermindern die Bakterienzahl und verkürzen die Ausscheidungsdauer der Vibrionen, beeinflussen jedoch nicht die Wirkung des Toxins. Die Darmtätigkeit hemmende Mittel, (z.B. Loperamid) sollten jedoch nicht eigenmächtig eingenommen werden, da sonst die Krankheitserreger länger im Darm verweilen.

Cholera vermeiden

Die beste Methode, Cholera-Infektionen zu vermeiden ist die Einhaltung einer adäquaten Lebensmittelhygiene. In Ländern mit mangelhaften Hygieneeinrichtungen wie z.B. Kläranlagen, Trinkwasseraufbereitung, strikter Überwachung bei Lebensmittelherstellung und –vertrieb und Einhaltung von Kühlmaßnahmen ein schwieriges Unterfangen. Als Tourist empfiehlt sich daher bei Aufenthalten in gefährdeten Gebieten

  • kein unbehandeltes Wasser zu trinken oder zum Zähneputzen zu verwenden
  • auf Eiswürfel, Salate und sonstiges Ungekochtes wie z.B. Eiscreme zu verzichten
  • Obst und Gemüse nur geschält oder gekocht zu verzehren
  • Fisch und Fleisch nur gut durchgegart oder gebraten zu verspeisen
  • nicht in öffentlichen Schwimmbädern, Flüssen oder Lagunen zu baden
  • auf entsprechende Händehygiene zu achten

Nun existiert zwar auch eine Choleraimpfung, die aber nicht in jedem Fall einen Krankheitsausbruch (Schutzrate: ca. 90%) verhindern kann. Sie wird v.a. Personen empfohlen, die sich längere Zeit in gefährdeten Gebieten aufhalten, wie z.B. Entwicklungshelfer sowie Reisenden, die sich unter sehr einfachen Bedingungen und schwer einschätzbarer Hygienesituation in den Verbreitungsgebieten der Infektion bewegen. Die Grundimmunisierung mittels zweimaliger (Abstand: ein bis sechs Wochen) Schluckimpfung gewährt einen Impfschutz gegen Cholera für rund sechs Monate bis höchstens zwei Jahre (danach: Auffrischungsimpfung) und gleichzeitig eine gewisse Immunität für etwa drei bis sechs Monate gegen Enterotoxin produzierende E.coli-Bakterien (ETEC), den wichtigsten Erregern des Reisedurchfalls.

 

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