Myokarditis: Welche Symptome weisen auf eine Herzmuskelentzündung hin?

Plötzliche Herztode nach einem banalen Infekt sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Das zeigt: Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) verläuft zwar häufig symptomarm. Mit ihr ist aber nicht zu spaßen.
Eine Herzmuskelentzündung ist meistens die Folge einer Infektion mit Viren, die Erkältungskrankheiten verursachen, allen voran Coxsackie-, Influenza- und Zytomegalie-Viren. Sie lösen Abwehrreaktionen des Immunsystems aus, bei denen der Herzmuskel zu Schaden kommt.
Seltener verursachen Bakterien (z.B. Diphtherie, Borreliose), Protozoen, Parasiten, Pilze, Drogen (z.B. Kokain) oder Medikamente (z.B. Immunsuppressiva), gelegentlich auch andere Erkrankungen (z.B. Rheumatische Arthritis) eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) oder zusätzlich des Herzbeutels (Perimyokarditis). Unabhängig vom Auslöser handelt es sich bei der Myokarditis um eine ernste Erkrankung, die eine bleibende Herzschwäche und andere unangenehme Folgen hinterlassen kann.
Oft nur schwer zu erkennen
Häufig verläuft die Herzmuskelentzündung beschwerdefrei oder mit unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen wie Schwäche, Müdigkeit, Gliederschmerzen und Kurzatmigkeit. Es kann aber auch zu Herzrhythmusstörungen (z.B. Herzstolpern, Herzrasen) oder Herzschmerzen kommen.
Da hauptsächlich Erkältungsviren Herzmuskelentzündungen hervorrufen, kommt bei der ärztlichen Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) der Frage nach einem vorangegangenen Atemwegsinfekt besondere Bedeutung zu, um an die Möglichkeit einer Myokarditis zu denken. An körperlichen Auffälligkeiten ist häufig ein schneller Puls zu finden. Liegt eine Perimyokarditis vor, kann der Arzt bei der Auskultation (Abhören mit dem Stethoskop) u.U. ein knatterndes Geräusch (Perikardreiben) hören.
Im Blut kommt es zu einer Erhöhung von Entzündungsparametern (z.B. beschleunigte Blutsenkung, vermehrte Anzahl weißer Blutkörperchen), oft auch zum Auftreten von Substanzen (z.B. Kreatinkinase), die aus dem geschädigten Herzmuskel stammen. Eine Blutprobe kann auch dem Nachweis krankheitsauslösender Keime oder Autoantikörper dienen.
Im Elektrokardiogramm (EKG, Aufzeichnung der Herzaktionen) findet der Arzt bei einer Myokarditis ebenso Hinweise auf eine Entzündung. Mit Hilfe der Echokardiografie (Herzultraschall) erkennt er Folgen der Myokarditis wie eine Vergrößerung der Herzhöhlen, einen Perikarderguss (Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel) oder eine eingeschränkte Pumpfunktion des Herzens.
Bei schwerem Verlauf und unklarer Ursache wird zwecks Diagnose gelegentlich auch eine Herzkatheterisierung im Krankenhaus mit Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe) aus dem Herzmuskel notwendig.
Unliebsame Andenken
Eine Myokarditis kann folgenlos ausheilen. Oder chronisch werden und – z.B. durch Narbenbildung im Herzmuskel – unterschiedliche Störungen hinterlassen wie eine reduzierte Pumpfunktion des Herzens (Herzschwäche), eine sogenannte dilatative Kardiomyopathie (Herzwandverdünnung mit Herzerweiterung) oder Herzrhythmusstörungen. Selten führt eine Herzmuskelentzündung innerhalb kurzer Zeit (Tage bis Wochen) zu einem tödlichen Herzversagen.
Therapie umfasst Ursache und Folgen
Gerade für die häufigste Form der Herzmuskelentzündung, die virale Myokarditis, gibt es bislang noch keine ursächliche Behandlung. Für sie gilt jedoch – wie für alle anderen Myokarditiden auch – dass innerhalb der ersten Wochen Bettruhe eingehalten und danach solange eine körperliche Schonung erfolgen sollte, bis sich möglichst sämtliche Beschwerden, eine Verminderung der Pumpfunktion und EKG-Veränderungen normalisiert haben.
Eine bakterielle Myokarditis wird mit Antibiotika, eine rheumatisch bedingte mit Kortison therapiert.
Auch die Begleiterscheinungen einer Herzmuskelentzündung wie Herzrhythmusstörungen oder eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) erfordern eine adäquate Behandlung, etwa mit entsprechenden Antiarrhythmika bzw. Diuretika (harntreibende Mittel) u.a.m. Beim Herzbeutelerguss schafft eine Punktion mit Absaugung der Flüssigkeit Erleichterung.
Schlimmstenfalls ist das Herz durch die Entzündung so massiv geschädigt, dass ein Aufenthalt auf einer Intensivstation oder sogar eine Herztransplantation nötig wird.
Einer Myokarditis vorbeugen
Auch wenn sich Virusinfekte kaum vermeiden lassen, kann man doch einigermaßen vorsorgen, dass die Keime nicht auf den Herzmuskel übergreifen. Indem man beispielsweise eine Grippe ordentlich auskuriert und sich nicht krank in die Arbeit schleppt oder körperliche Anstrengungen unternimmt, während man an einem Infekt leidet. Bestimmte Infektionen (z.B. Diphtherie), die den Herzmuskel befallen können, sind durch eine Impfung vermeidbar.
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Datum: 9. August 2013
Kategorien: Herz, Kreislauf, Blutgefäße