Sonnenallergie: Auslöser und was man dagegen tun kann

© panthermedia.net r Eko Bintoro

Bläschen, Juckreiz und Pusteln sind die Schreckenssymptome aller Sonnenhungrigen. Die Sonnenallergie, auch Lichtallergie oder Photoallergie, ist eine umgangssprachliche Sammelbezeichnung für verschiedenste durch UV-Licht provozierte Hautkrankheiten.

Sonnenallergiker unterscheiden sich von blassen, sonnenempfindlichen Menschen dadurch, dass bei ihnen nicht nur die Haut auf Sonneneinstrahlung reagiert, sondern auch das Immunsystem und zwar v.a. auf die UVA-Strahlen, die entweder allein oder in Kombination mit einer Substanz Hautveränderungen hervorrufen. In der Folge kommt es zu verschiedenen Krankheitsbildern.

Polymorphe Lichtdermatose

Die Ursachen der polymorphen Lichtdermatose (PLD), auf die sich in erster Linie der im Volksmund verwendete Begriff “Sonnenallergie“ bezieht und am häufigsten für Hautreaktionen auf Sonnenstrahlen verantwortlich zeichnet, sind bis dato ungeklärt. Fest steht lediglich, dass Sonnenlicht als Auslöser wirkt. Vermutlich lässt die UV-Strahlung in der Haut sogenannte Photoneoantigene (körpereigene Substanzen?, freie Radikale?) entstehen, auf die das Immunsystem reagiert. Im streng immunologischen Sinn liegt diesen abnormen Reaktionen der Haut auf Sonneneinstrahlung aber keine klassische Allergie zugrunde.

Die Hautveränderungen treten meist im Frühjahr nach der ersten Sonnenbestrahlung auf. Und das bevorzugt bei Kindern und Erwachsenen in jungem bis mittlerem Alter, wobei Menschen helleren Hauttyps und Frauen häufiger betroffen sind. Betroffene entwickeln nach Sonnenexposition v.a. an direkt dem Sonnenlicht ausgesetzten Körperstellen rote Flecke, brennende oder juckende Bläschen sowie lokale Schwellungen. Sie verschwinden nach wenigen Tagen wieder, wenn keine neuerliche Sonnenexposition erfolgt. Die Beschwerden sehen in der Regel bei jedem Mal ähnlich aus, variieren aber von Sonnenallergiker (z.B. überwiegend Bläschen) zu Sonnenallergiker (z.B. hauptsächlich Rötung), weshalb der Lichtdermatose das Attribut polymorph (griech.: polymorphia = Vielgestaltigkeit) zugeordnet wurde. Eine Sonnenallergie unterliegt einer gewissen Selbstlimitierung, denn bei häufigeren Aufenthalten im Sonnenlicht greifen zunehmend (Gewöhnungseffekt) die natürlichen Schutzmechanismen der Haut (z.B. Melanin-Produktion), was die Beschwerden abmildert.

Eine Sonderform ist die so genannte Mallorca-Akne (Acne aestivalis), bei der die Kombination aus erhöhter körpereigener Talgproduktion und/oder fettreichen Kosmetika bzw. Sonnenschutzmitteln mit durch UVA-Licht gebildeten Radikalen die Entstehung pickelartiger Entzündungsreaktionen bewirkt.

Photoallergische Kontaktdermatitis

Eine Substanz (z.B. Inhaltsstoffe von Kosmetika, Wasch- oder Reinigungsmitteln etc.), mit der die Haut Kontakt hat, dient als Photosensibilisator (Empfindlichmacher für UV-Licht). Sie verbindet sich unter UVA-Einwirkung mit körpereigenen Proteinen, die dann als Antigen wirken und ähnlich wie bei einer Kontaktallergie eine immunologische Reaktion vom Spättyp (Typ IV-Allergie) auslösen mit Symptomen wie Rötung, Brennen, Schwellung, Blasenbildung oder auch Gewebezerstörung.

Photoallergische Reaktionen

Wechselwirkungen zwischen einer chemischen Substanz, UVA und körpereigenem Gewebe führen zu Hautveränderungen. Häufig handelt es sich dabei um Medikamente wie z.B. bestimmte Antidiabetika, Blutdrucksenker, Antirheumatika, Psychopharmaka oder Antibiotika (z.B. Tetrazykline), wobei die Zeitspanne zwischen der Einnahme der Arznei, der Sonnenexposition und dem Auftreten der Hauterscheinungen stark variiert (Sofortreaktionen bis hin zu Symptomen erst nach mehreren Tagen).

Eine Sonderform ist die Wiesengräserdermatitis: Viele Gräser enthalten Furokumarine (sekundäre Pflanzenstoffe), die photosensibilisierend wirken und nach Hautkontakten charakteristische streifenförmige Hautveränderungen (“Abbildung“ der Pflanze in Form roter Streifen und Linien) sowie Hyper- oder Hypopigmentierungen (Dunkler- bzw. Hellerfärbungen) verursachen. Derselbe Mechanismus liegt der sog. Berloque-Dermatitis (fleck- und streifenförmige Hyperpigmentierungen nach dem Gebrauch von Furokumarine enthaltenden Parfums oder parfümierten Kosmetika) zugrunde. Sie kann auch bei indirekter Lichteinwirkung (im Schatten, bei Bewölkung) auftreten.

Lichturtikaria (Urticaria solaris)

Diese seltene abnorme Reaktion der Haut auf Licht mit bislang ungeklärtem Entstehungsmechanismus zeigt sich in Form von wenige Minuten nach der Lichtexposition sich bildenden juckenden Quaddeln, gelegentlich verbunden mit Allgemeinsymptomen wie Blutdruckabfall oder Übelkeit.

Seltene Lichtdermatosen

Aktinische Prurigo: Die stark juckenden, teilweise auch an von Kleidung bedeckten Stellen sich einstellenden, schwer behandelbaren (z.B. Immunsuppressiva) Hautveränderungen unbekannter Ursache treten bereits im Kindesalter auf.

Chronisch aktinische Dermatitis (CAD): Bereits nach geringer Lichteinwirkung dauerhaft bleibende rötliche, entzündete, stark juckende und sich verdickende (Vergröberung, Bildung tiefer Furchen und Schuppen) Veränderungen an sonnenexponierten Hautstellen kennzeichnen die CAD, die mit Kortison, Immunsuppressiva und PUVA behandelt wird.

Hydroa vacciniformia: Sie beginnt im Kindesalter und bessert sich meist im Erwachsenenalter. An Ohren, Gesicht, Händen und Armen entstehen Hautrötungen, später flüssigkeits- oder blutgefüllte eintrocknende Bläschen, die muldenförmige Narben hinterlassen.

Sekundäre Lichtdermatosen: Sie sind Folgen anderer Krankheiten (z.B. Lupus erythematodes,  Porphyrie).

Lichtdermatosen erkennen

Führen erkennbare oder geschilderte Symptome nicht eindeutig zur Diagnose, kann ein Lichttest (Phototest, Photoprovokation; kontrollierte UV-Bestrahlung ausgewählter Hautstellen) Klarheit bringen. Bei Lichtdermatosen kommt es nach Stunden bis Tagen zu typischen Hautveränderungen.

Was kann man tun?

Im akuten Stadium der Sonnenallergie mit brennenden Hautempfindungen verschaffen kühlende Maßnahmen (kalte Umschläge, Cool packs) eine Linderung der Symptome.

Treten trotz konsequentem und ausreichendem Sonnenschutz therapiebedürftige Hautveränderungen auf, so ist es notwendig, einen Hautarzt zu konsultieren. Er wird je nach Schweregrad der Hautläsionen lokale Cortisonpräparate (Cremes, Lotionen), zur Linderung des Juckreizes ein Antihistaminikum (Anti-Allergikum) oder – bei schwerer Ausprägung – auch Cortisontabletten für eine kurzzeitige Gabe oder auch Immunsuppressiva verschreiben. Die Prophylaxe mit Calcium-, Vitaminen (als Radikalfänger) und Omega-3-Fettsäure-Präparaten ist bei vielen Betroffenen beliebt, aber in ihrer Wirksamkeit nicht sicher belegt.

Bei schwer verlaufender Lichtdermatose oder Lichturtikaria kann eine vorbeugende Phototherapie (Licht-Abhärtung, light-hardening) mit kontrollierter UV-Bestrahlung bzw. Photochemotherapie (PUVA, Auftragen oder Einnahme von lichtsensibilisierendem Psoralen, anschließende UV-Bestrahlung) helfen.

Bei Photoallergischen Reaktionen und Photoallergischer Kontaktdermatitis sollte nach dem Auslöser gefahndet und dieser nach Möglichkeit gemieden bzw. wenn erforderlich nach einer Alternative (z.B. Medikamentenumstellung) gesucht werden.

Wie kann man vorbeugen?

Da die Hautreaktionen durch Sonnenlichtexposition zustande kommen, besteht die Therapie der Wahl in einer konsequenten Meidung von direkter Sonneneinstrahlung (v.a. Mittagssonne: 11 bis 15 Uhr). Doch Vorsicht! Auch schattige Plätze bieten keinen absoluten Schutz vor UV-Strahlen.

Wichtig ist adäquater Sonnenschutz mit Präparaten, die einen hochwirksamen UVA-Filter besitzen und statt eines chemischen besser einen physikalischen Lichtschutz (mineralische Filter, Mikropigmente wie Titandioxid oder Zinkoxid) bieten. Kinder bedürfen besonderer Schutzmaßnahmen vor Sonneneinstrahlung (konsequentes, oftmaliges Eincremen, Kopfbedeckung).

Leichte Kleidung aus Naturfasern bevorzugen. Dichtes Gewebe bzw. Stoffe mit extra UV-Schutz halten UVA-Strahlen großteils ab.

Wer zur Mallorca-Akne neigt, tut gut daran, fett- und emulgatorarme Hautpflegeprodukte, Kosmetika und Sonnenschutzmittel (z.B. Sonnenschutzgele) zu verwenden. Und beim Sonnenbaden auf Parfums und Rasierwasser zu verzichten.

Übrigens: Normales Fensterglas bietet keinen ausreichenden Schutz vor UVA-Licht, weshalb man auch in verglasten Räumen und Autos vor UVA bedingten Hautveränderungen nicht völlig sicher ist. Deshalb sollten sich sehr Empfindliche die Anbringung UV-undurchlässiger Folien überlegen.

 

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aktualisiert am 01.04.2014