Seborrhoisches Ekzem: Behandlung bremst störende Schuppenbildung

Schuppen sind häufig Ausdruck einer Hauterkrankung, die kaum nennenswerte Komplikationen verursacht. Dennoch ist der Leidensdruck bei vom seborrhoischen Ekzem befallenen Menschen oft groß, denn die Dermatitis stellt ein deutlich sichtbares kosmetisches Problem dar.
Scharf begrenzte, symmetrische und gerötete Herde mit fettig glänzenden, gelblichen Schuppen, die konfluieren (“zusammenfließen“) können, kennzeichnen eine chronisch verlaufende Hauterkrankung mit akuten Schüben, die bevorzugt an Stellen mit vielen Talgdrüsen auftritt und deshalb seborrhoische (lat.: sebum = Talg, griech.: ῥοή = Fluss) Dermatitis (seborrhoisches Ekzem, Morbus Unna) heißt. Sie befällt v.a. die vordere (über dem Brustbein) und hintere (entlang der Brust- und Lendenwirbelsäule) Schweißrinne, das Areal um den Bauchnabel, den Genitalbereich, die Nasolabialfalten (Mimik-Furchen, die von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln verlaufen), Bart- Augenbrauen-, Lid- und Ohrenregion, den Haaransatz und vor allem die Kopfhaut, wo das Ekzem auch juckt.
Die Dermatitis kommt und verschwindet – normalerweise ohne Narbenbildung – wieder, ist manchmal schwächer, dann wieder stärker ausgeprägt. Sie kann auch mit einer Entzündung der Augenlider (Blepharitis) oder des äußeren Gehörgangs (Otitis externa) einhergehen. Selten entwickeln sich Infektionen auf der entzündeten und irritierten Haut, die auch stellenweise bluten kann.
Vom Ekzem (nicht zu verwechseln mit dem Milchschorf!) befallene Säuglinge weisen in der Scheitelgegend eine fest haftende, gelb-bräunliche Schuppenkruste (Kopfgneis, Gneis, Kopfgrind, Grind, seborrhoische Säuglingsdermatitis, seborrhoische Dermatitis des Säuglingsalters, infantiles seborrhoisches Ekzem, Dermatitis seborrhoides infantum) mit Selbstheilungstendenz auf. Beschwerden bleiben meist aus. Es sei denn, es kommt zu Folgeinfektionen mit Bakterien oder Pilzen. Dann kann Juckreiz auftreten. Wärme kann den Gneis verschlimmern, weshalb sich die Babys gegen eine Kopfbedeckung wehren. Manchmal beschränkt sich die seborrhoische Dermatitis nicht auf die Kopfhaut, sondern breitet sich auf das Gesicht, die Leistengegend, die Achselfalten oder den Windelbereich aus. Sehr selten rötet und schuppt sich der ganze Körper (Erythrodermie; Erythrodermia desquamativa Leiner) unter Fieber, Erbrechen und Durchfall.
Pilze als Auslöser?
Was genau ein seborrhoisches Ekzem verursacht, ist bislang noch nicht restlos geklärt. Als möglicher Auslöser gilt eine Überbesiedelung mit Malassezia furfur (Pityrosporum ovale, Pityrosporum orbiculare), einem Hefepilz, der physiologischerweise auf der Haut vorkommt und auf dessen Überhandnehmen der Organismus mit Entzündungsreaktionen antwortet. Auch eine Überproduktion von Talg (Seborrhoe), Veränderungen der Zusammensetzung des Talgs oder der Talgdrüsenfunktion sowie ein Überschuss an männlichen Hormonen könnten eine Rolle spielen.
Als die Krankheit begünstigende Faktoren fungieren vermutlich
- ein geschwächtes Immunsystem (z.B. HIV, Einnahme von Immunsuppressiva)
- hormonelle Einflüsse: Da Androgene (männliche Hormone wie z.B. Testosteron) die Talgproduktion steuern, haben Männer wohl häufiger ein seborrhoisches Ekzem als Frauen.
- eine genetische Veranlagung
- klimatische Bedingungen: Im Winter leiden Betroffene mehr unter Schuppenbildung als im Sommer. Auch der Feuchtigkeitsgehalt der Luft beeinflusst den Krankheitsverlauf, auf den Meeresklima und Sonnenlicht positive Effekte ausüben.
- Stress und Schlafmangel
- Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie z.B. Morbus Parkinson
- (umstritten) Ernährungsgewohnheiten oder Fettstoffwechselstörungen
Das Ekzem kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten, zeigt sich aber vor allem bei Säuglingen, wo es in der Regel spontan abheilt sowie bei Männern nach der Pubertät und Frauen nach den Wechseljahren. Es neigt bei vielen Erwachsenen – vermutlich erblich bedingt – zu Rezidiven (Wiederauftreten). Im Allgemeinen sind Menschen mit fettigen Haaren und/oder fettiger Haut eher gefährdet, eine seborrhoische Dermatitis zu entwickeln.
Blickdiagnose genügt
Art und Lokalisation des Ausschlags weisen dem Hautarzt oft bereits den Weg zur richtigen Diagnose. Im Zweifelsfall (Schuppenflechte?, Kleienpilzflechte?) schafft die mikroskopische Untersuchung einer unter örtlicher Betäubung entnommenen Biopsie (Gewebeprobe) Klarheit.
Behandlungsoptionen
Die beiden wesentlichen medikamentösen Therapiesäulen in der Akutphase des Hautleidens bilden Antimykotika (Pilzmittel), z.B. in Form von Shampoos oder Cremes, und Keratolytika (Förderer der Hautabschilferung, z.B. Salicylsäure, Harnstoff). Ist eine starke Entzündung vorhanden, kommen zu ihrer Eindämmung Kortikosteroide zum Einsatz. Auch Teerpräparate wirken antiinflammatorisch (entzündungshemmend) und bremsen darüber hinaus das Hautzellwachstum und damit die Schuppenbildung. Falls nötig hemmen Retinoide (Vitamin-A-Präparate) die Talgproduktion. Bei hartnäckigen Ekzemen hilft eine Phototherapie mit UV-B-Bestrahlung, bei bakterieller Superinfektion eine Antibiotikagabe.
Flankiert von passenden Hygienemaßnahmen (z.B. Hautpflege mit milden, nicht öligen Substanzen), die den Talg reduzieren und der Einwirkung von das Pilzwachstum hemmendem UV-Licht (z.B. Spaziergänge bei Sonnenschein) sowie bei Männern regelmäßiger Rasur bringen die Arzneien das Ekzem meist wieder zum Verschwinden.
Zwischen den akuten Schüben ist eine sogenannte Erhaltungstherapie ratsam. Ihr Ziel ist es, den nächsten Ekzemschub so lange wie möglich hinauszuzögern. Mit Hilfe einer gezielten Hautpflege, unter Verwendung von Produkten, mit hautgerechtem pH-Wert und keratolytischen Inhaltsstoffen. Demselben Ziel dienen Entspannungsmethoden (z.B. progressive Muskelrelaxation, autogenes Training), die Stress abfangen, der sich negativ auf den Hautzustand auswirken kann.
Kopfgneis bei Säuglingen ist in der Regel nicht behandlungsbedürftig. Bis zu seinem automatischen Verschwinden können ihn Hausmittel wie z.B. Bäder mit Weizenkleie lindern. Abendliches Einreiben mit Oliven- oder Babyöl hilft, nach dem Kopfwaschen mit einem milden Babyshampoo am darauffolgenden Morgen die nun aufgeweichte (ohne Aufweichung Gefahr der Narbenbildung!) Schuppenschicht mit einer weichen Bürste oder einem Schwamm zu entfernen. Kommt es daraufhin zu Rötung oder Juckreiz, können Umschläge mit körperwarmem Tee diesen Symptomen entgegenwirken.
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Link zu unserem Lexikon:
Seborrhoische Dermatitis
Datum: 22. Januar 2015
Kategorien: Haut- und Geschlechtskrankheiten