Rosacea: entzündliche Hautkrankheit verunstaltet das Gesicht

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Es beginnt mit einer flüchtigen Gesichtsrötung und endet schlimmstenfalls in enormen Hautwucherungen. Das ist das Wesen einer entzündlichen Dermatose namens Rosacea. Neben Beschwerden wie Juckreiz und Schmerzen macht ihren Trägern vor allem das auffällige Erscheinungsbild zu schaffen. Die chronische Erkrankung ist zwar nicht heilbar, lässt sich jedoch gut behandeln.

Die Rosacea (Rosazea, Kupferrose, fälschlich: Acne rosazea, Altersakne, veraltet: Couperose, Gesichtsrose, Kupferrose, Kupferfinnen, Rotfinnen; lat.: rosaceus = rosenfarbig) ist eine typischerweise im Gesicht auftretende, schubweise verlaufende, chronisch entzündliche Dermatose (Hauterkrankung) ungeklärter Ursache (fehlgesteuerte, vom Immunsystem produzierte, antimikrobielle Entzündungen und die Neubildung von Gefäße fördernde Stoffe? Fehlregulierte Immunantwort auf übermäßig viel Mikroorganismen wie Haarbalgmilben? Eine Weitung der Blutgefäße verursachende Nervenentzündung aufgrund einer Überempfindlichkeit gegenüber Reizen wie Alkohol, Hitze, scharfes Essen etc.? Eine gestörte Temperaturregulierung im Gehirn?). Sie beginnt mit einem Erythem (Rötung) der Wangen, Nase, Stirnmitte und des Kinns und kann im Extremfall zu Hautwucherungen führen. Heilbar ist sie nicht, aber medikamentös, kosmetisch oder operativ besserbar.

Stadienhafte Dermatose

Symptome, Erscheinungsbild und Intensität der vor allem im mittleren Lebensalter, bevorzugt bei Frauen sowie lichtempfindlichen und hellhäutigen Menschen in Erscheinung tretenden Rosacea variieren zwar individuell. Man unterscheidet aber prinzipiell folgende Schweregrade der zum Teil familiär gehäuft vorkommenden Erkrankung:

  1. Rosacea-Diathese (Vorstadium): Durch äußere und innere Trigger (Reize) wie irritierende Chemikalien (z.B. Seifen, Pflegeprodukte auf alkoholischer Basis, aggressive Peelings, sehr fettiges Make-Up, bestimmte Medikamente wie z.B. Calciumantagonisten), Hitze, Kälte, UV-Einstrahlung (Sonnenbad, Solarium), Alkohol oder Nikotinkonsum, scharfe Speisen, heiße Getränke, hormonelle Umstellungen (z.B. Schwangerschaft) oder psychischer Stress ausgelöst kommt es bei dazu veranlagten Menschen zu plötzlichem, flüchtigem Erröten der Gesichtshaut (Flush).
  2. Rosacea erythematosa-teleangiectatica (Schweregrad I): Die in diesem Stadium auftretenden Erytheme sind anhaltender Natur. Es gesellen sich erste Teleangiektasien (Gefäßerweiterungen, ”rote Äderchen”, Couperose) in der Gesichtshaut (v.a. Nase, Wangen) hinzu. Die trocken erscheinende Haut kann leicht schuppen. Sie brennt, sticht oder juckt.
  3. Rosacea papulopustulosa (Schweregrad II): Über Tage bis Wochen bestehen bleibende, einzelne oder gruppierte, entzündlich gerötete Knötchen und Pusteln (Eiterpickel) gesellen sich hinzu, manchmal auch Lymphödeme (polsterartige Schwellungen durch Flüssigkeitseinlagerungen) im Gesicht. In manchen Fällen breitet sich die Rosacea auf die Augen, Kopfhaut, Brustregion, das Dekolleté oder den Nacken aus.
  4. Glandulär-hyperplastische Rosazea (Rosacea hypertrophica, Schweregrad III): Diese sich im Extremfall auf die Ohren, den Hals und die Brustregion ausbreitende Form der Rosacea zeichnet sich durch eine großporige, verdickte und vergröberte Haut sowie bevorzugt bei Männern höheren Alters (hormonell bedingt?) vorkommende sogenannte Phyme (z.B. am Ohr: Otophym, Kinn: Gnatophym, an der Nasenwurzel: Metophym, an den Augenlidern: Blepharophym), kosmetisch verunstaltende, knollige Bindegewebs- und Talgdrüsenwucherungen, aus. Vom allgemein bekannten Rhinophym (Knollennase, Kartoffelnase, fälschlicherweise Säufernase) gibt es drei Formen (mit fließenden Übergängen):
  • das glanduläre Rhinophym mit seinen vergrößerten Talgdrüsen, deren erweiterten Öffnungen und gesteigerter Talgproduktion, sodass die Nase sehr fettig wirkt.
  • das fibröse Rhinophym, bei dem hauptsächlich das Bindegewebe vermehrt ist.
  • das fibrioangiomatöse Rhinophym, bei dem die Bindegewebsvermehrung sowie Gefäßerweiterungen und Entzündungen im Vordergrund stehen, sodass die meist mit zahlreichen Pusteln überzogene Nase häufig kupferfarben bis dunkelrot erscheint

Zudem gibt es folgende Sonderformen der Dermatose:

Ophthalmorosacea: Dieser isoliert oder im Zusammenhang mit einer klassischen Rosacea auftretende Befall der Augen führt zu trockenen, brennenden Augen, erweiterten Äderchen am Lidrand, Bindehaut- und Lidrandentzündungen bis hin zu Entzündungen der Regenbogenhaut (Iritis) und Hornhaut (Keratitis), was in seltenen Fällen zur Erblindung führt.

Rosacea fulminans: Diese stärkste Form von Rosacea, bei der sich innerhalb von Tagen und Wochen Pusteln und Knoten im Gesicht bilden und zusätzlich die Fettproduktion der Haut auf Hochtouren läuft, betrifft ausschließlich junge Frauen, oft in oder nach einer Schwangerschaft. Sie tritt nach ihrem Verschwinden meist nicht neuerlich auf.

Rosacea conglobata: Für sie typisch sind nur im Gesicht auftretende, entzündliche und schmerzhafte Hautknoten. Entwickeln sie sich rasch, spricht man von einer Rosacea fulminans.

Lupoide (granulomatöse) Rosazea: Hier imponieren bräunlich-rote Knötchen, die auf Glasspateldruck einen Apfelgelee ähnlichen Inhalt zutage treten lassen.

Gramnegative Rosacea: Sie kommt infolge einer wochenlangen Antibiotikagabe zustande, durch die zwar bestimmte Erreger getötet werden, sich andere Keime, sogenannte gramnegative Bakterien, aber deshalb übermäßig vermehren und zu weiteren Entzündungen führen.

Steroidrosacea: Bei längerer Anwendung von Steroidhormonen kann es nach dem Absetzen der Gukokortikoide zu einer Rosacea kommen, die sich dann aber zunehmend bessert.

Morbus Morbihan: Hier steht eine bleibende, derbe Gesichtsschwellung und –rötung ungeklärten Ursprungs im Vordergrund (“ödematöse Variante“ der Rosazea).

Eine Rosacea erkennen und behandeln

Oft genügen bereits die typischen Symptome, dass der Hautarzt die Dermatose erkennt. Andernfalls entnimmt er eine Biopsie (Gewebeprobe zur mikroskopischen Untersuchung). Regelmäßige Kontroll-Untersuchungen beim Augenarzt, um rechtzeitig eine Ophthalmorosacea zu entdecken und behandeln, erscheinen ratsam.

Die Behandlung der Rosacea zielt in erster Linie darauf ab, die Entzündung der Haut einzudämmen. Etwa mit Azelainsäure, die ein übermäßiges Wachstum der Keratozyten (hornbildende Hautzellen) hemmt. Oder dem Antibiotikum Metronidazol. Beide in Form von Cremes oder Gels. Weitere Lokaltherapeutika, die zum Einsatz kommen, sind Retinoide (Vitamin-A-Säure-Derivate), Calcineurin-Inhibitoren (v.a. gegen Steroidrosacea), das Antibiotikum Clindamycin und bei Nachweis von Haarbalgmilben wohldosiert das Gift Permethrin. All diese Substanzen helfen v.a. gegen die Pusteln und Papeln, kaum aber gegen das Erythem.

Zeigt die lokale Rosacea-Behandlung keine ausreichende Wirkung, wird zusätzlich systemisch (z.B. mit Tabletten) behandelt. Und zwar vorwiegend mit Tetrazyklinen oder Makroliden. Diese Antibiotika dienen hier weniger der Bekämpfung von Bakterien als der Eindämmung der Entzündung und Dämpfung des Immunsystems. In schweren Fällen auch mit Retinoiden, die etwa bei einem gering ausgeprägten Rhinophym dessen Volumen reduzieren. Sie eignen sich jedoch nicht für Frauen im gebärfähigen Alter, da sie bei Ungeborenen schwere Schäden verursachen, weshalb eine Schwangerschaft vor Therapiebeginn ausgeschlossen sowie während und bis zwei Jahre nach Ende der Behandlung verhindert werden muss. Während viele andere (entzündliche) Hautkrankheiten mit Glukokortikoiden (z.B. Hydrocortison) behandelt werden, sind die für eine Rosacea keine Option, da es durch sie zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes kommen kann.

Dermatokosmetika mit Pflanzenstoffen, die die Gesichtsröte vermindern, können die medikamentöse Behandlung ergänzen. Gesichtsmassagen und Lymphdrainagen wirken der Entwicklung von Gesichtsschwellungen entgegen.

Alternativ oder zusätzlich finden auch Behandlungsmethoden Anwendung wie die elektrische Verödung von störenden Gefäßen oder die Lasertherapie gegen dauerhafte Rötungen, Gefäßerweiterungen und zur Abtragung von Phymen. Oder die Photodynamische Therapie, bei der nach Verabreichung eines Photosensibilisators (Substanz, die die Haut lichtempfindlicher macht) die gezielte Bestrahlung der sensibilisierten Hautareale mit Licht einer bestimmten Wellenlänge stattfindet. Sie bewirkt eine Zerstörung defekter Gewebsstrukturen. Vor allem bei Phymen dienen Verfahren wie die Dermabrasion (Abschleifung oberster Hautschichten mit einer Fräse), das Dermashaving (Hautabtragung per Skalpell), der Laser, die Elektro- (Hautabtragung per elektrischer Schlinge) oder Kryochirurgie (Kältetherapie, Hautabtragung per flüssigem Stickstoff) ihrer Entfernung.

Wichtig: Lebensstil und Hautpflege

Es gibt zwar keine spezielle Rosacea-Diät. Da die leicht irritierbare Haut aber auf den Genuss von scharfen Gewürzen, zu heißen Speisen und Getränken sowie Alkohol mit einer Gefäßerweiterung im Gesicht reagiert, die die Symptome der Dermatose verstärkt, sollte darauf verzichtet werden. Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse sorgt für eine nicht zu üppige Fett- und Zuckerzufuhr und verringert damit die Gefahr, dass sich die Poren in der Gesichtshaut verstopfen. Es empfiehlt sich zudem, sonstige für eine Rosacea typische Risikofaktoren wie eine zu hohe UV-Strahlung (bei Sonnenexposition: Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, keine Solariumbesuche), unverträgliche Waschlotionen, Seifen und Kosmetika sowie zu hohe Umgebungstemperaturen zu meiden.

Bei der Pflege einer Rosacea-Haut gilt es zu beachten, beim Waschen extreme Wassertemperaturen bzw. schnelle Temperaturwechsel, die zu einem Flush führen können, zu meiden. Ebenso ”hartes” Wasser (hoher Kalkgehalt), Pflegeprodukte mit Inhaltsstoffen wie Alkohol, Menthol, Kampfer, Adstringenzien, Duft-, Farb oder Konservierungsstoffen sowie Peelings, weil sie die Haut irritieren. Die Säuberung des Gesichts sollte mit Produkten (z.B. Syndets) mit einem hautgerechten pH-Wert im leicht sauren Bereich (< 7), das Abtrocknen per sanftem Abtupfen und nicht durch Abrubbeln, die Hautpflege mit Cremes oder Lotionen mit hohem Wassergehalt, sodass die Haut gut atmen kann, erfolgen. Da die auffälligen Hautveränderungen ihre Träger seelisch belasten, kann man sie zumindest zu kaschieren versuchen – etwa mit gut abdeckendem Camouflage Make-Up oder Selbstbräunern, die den Teint dunkler erscheinen lassen, sodass die unschönen Äderchen weniger auffallen.

 

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