Hamamelis: magischer Hautschutz aus dem Reich der Indianer

© Maren Winter - stock.adobe.com

Wenn andere Pflanzen noch tief im Winterschlaf schlummern, blüht die zauberhafte Hamamelis. Ihre Heilkraft sitzt jedoch nicht in ihren Blüten, sondern in der Rinde und den Blättern. Sie enthalten zusammenziehende und entzündungshemmende Substanzen. Allen voran Gerbstoffe, die vor allem Hautleiden lindern. 

Die Hamamelis, wissenschaftlich Hamamelis virginiana bzw. im Volksmund virginische Zaubernuss, amerikanische Zaubernuss, herbstblühende Zaubernuss, Hexenhasel, Hopfenhainbuche, Virginia-Zaubernuss, Wünschelrute, Zauberhasel, Zauberhaselnuss oder Zaubernuss genannt, gehört zur Pflanzenfamilie der Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae). Sie stammt aus Nordamerika, wo sie vor allem an der Ostküste wächst, wird inzwischen aber auch in Europa angepflanzt. Am besten an sonnigen oder halbschattigen Plätzen mit lockerem, gut drainiertem, aber ausreichend befeuchtetem Sandboden.

Der langsam wachsende, extrem winterharte (hält Temperaturen bis zu -35°C aus) Strauch wird bis zu fünf Meter hoch. Er trägt erst nach sechs Jahren – und zwar zwischen Dezember und Februar – das erste Mal aus zahlreichen spinnenartig gekrümmten Streifen bestehende, süß duftende, leuchtend gelbe Blüten, die wie Büschel aus dem – häufig rostroten – Blütenzentrum sprießen, sich bei Schnee und Kälte zusammenrollen und bei freundlicherem Wetter wieder öffnen.

Seine Zweige besitzen eine graubraune oder graue Rinde. Seine wechselständig angeordneten, gezähnten, gelblichen und langen Blätter entspringen kurzen Stielen. Von August bis September zerplatzen mit einem Knall die eiförmigen, holzigen, dicht behaarten, braunen Samenkapseln, um ihre beiden nun reifen, schwarzen Samen meterweit wegzuschleudern.

Die Besonderheit, dass der Strauch im gleichen Jahr vor der Blüte Früchte trägt, kommt in seinem Namen zum Ausdruck, denn Hamamelis setzt sich aus den griechischen Wörtern für gleichzeitig (hama) und Apfel/Frucht (melon) zusammen. Die Bezeichnung Zaubernuss wiederum dürfte auf das geheimnisvolle Knacken, das beim Aufspringen der reifen Fruchtkapseln zu hören ist, zurückgehen.

Eine Variante der Hamamelis, die “spätblühende Zaubernuss“, die sich in Europa als beliebter Zierstrauch etabliert hat, blüht im Frühjahr und bildet keine reifen Früchte aus.

Wie Hamamelis wirkt

Adstringierend (zusammenziehend), beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend, antiseptisch und antioxidativ wirkt laut Pflanzenheilkunde die Hamamelis. Dementsprechend lauten ihre Einsatzgebiete

  • Hautreizungen und Ekzeme (z.B. Neurodermitis, Windeldermatitis).
  • trockene, unreine (z.B. Akne) oder wunde Haut.
  • Verbrennungen (auch Sonnenbrand) und Verletzungen, weil Hamamelis leichte Blutungen stoppt, Wunden abdichtet und die Wundheilung anregt.
  • Juckreiz, Abszesse oder übermäßiges Schwitzen.
  • Kopfschuppen oder Haarausfall.
  • Nesselsucht und Schuppenflechte.
  • Herpes, Gürtelrose oder Hautpilz.
  • Schwellungen (z.B. nach Insektenstichen) und Ödeme (z.B. geschwollene Beine).
  • Zahnfleisch-, Mundschleimhaut- und Rachenentzündungen.
  • Venenentzündungen oder Krampfadern.
  • Afterjucken, Analfissuren, Analekzeme, Hämorrhoiden und Dammrisse.
  • Durchfall und Entzündungen im Verdauungstrakt.
  • Menstruations- oder Wechselbeschwerden.
  • Gebärmuttervorfall und Gebärmutterrückbildung nach Geburten.
  • Muskelschmerzen, Prellungen, Quetschungen, Verstauchungen und Blutergüsse.

Diese Heilwirkungen lassen sich auf Inhaltsstoffe, die in der im Frühling entnommenen Rinde und den im Herbst gesammelten Blättern vorkommen, zurückführen. Am bedeutsamsten unter den Wirksubstanzen der Hamamelis sind die Gerbstoffe (z.B. Hamamelitannin, Catechin), die die Pflanze vor Schadinsekten, Mikroorganismen, UV-Strahlung und Flüssigkeitsverlust schützen. Darüber hinaus enthält die Hamamelis ätherische Öle (Safrol, Ionon), die Zellteilung anregende und damit die Wundheilung beschleunigende Proanthocyanidine, Flavonoide, Kaffeesäuren, China- und Gallussäure.

Wundersame Gerbstoffe

Gerbstoffe reagieren mit körpereigenen Eiweißen der Haut oder Schleimhäute und verändern ihre Struktur, sodass sich die oberen Haut-/Schleimhautschichten zusammenziehen und weniger durchlässig werden. Vermutlich setzen sie auch die Reaktionsfähigkeit der Nervenenden in der Haut herab, sodass diese weniger auf Signale wie etwa einen Juckreiz reagieren.

Da Gerbstoffe, die selbst im Darm nicht aufgenommen werden, den Ausstrom von Wasser hemmen, wirken sie stopfend. Indem sie zusätzlich die Resorption von Wasser aus dem Stuhl reduzieren, unterbinden sie gleichzeitig die Aufnahme von Giftstoffen in die Blutbahn sowie das Eindringen und Wachstum von Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilzen).

Auch werden den Hamamelitanninen antioxidative Effekte – z.B. gegen die Hautalterung – nachgesagt. Daher sind sie in Kosmetika zu finden. Und dass sie Schwermetalle ausfällen können, weshalb sie die Alternativmedizin zur Schwermetallausleitung einsetzt.

Anwendung: hauptsächlich äußerlich

Hamamelis wird äußerlich angewendet als

  • Salben oder Cremes, die gegen viele Hautprobleme helfen. In Wundsalben wird Hamamelis häufig mit anderen Heilpflanzen wie Arnika, Kamille, Perubalsam, Eichenrinde und Ringelblume gemischt.
  • Gesichtswasser.
  • Waschungen oder Bäder mit Hamamelis-Tee: z.B. Sitzbad bei Hämorrhoiden oder Fußbad bei Entzündungen am Fuß.
  • in Hamamelis-Tee eingetauchte Umschläge.
  • Tinktur: Hamamelisblätter oder -rinde in einem Schraubdeckelglas mit Doppelkorn oder Weingeist übergießen, bis sie bedeckt sind. Das Glas verschließen, den Inhalt zwei bis sechs Wochen ziehen lassen, abseihen und in eine dunkle Flasche füllen. Die Tinktur ist – in Tropfenform – auch innerlich anwendbar.

Getrunkener Hamamelis-Tee hilft gegen Durchfall und Entzündungen im Verdauungstrakt (z.B. Gurgellösung gegen Mundschleimhautentzündung). Hierzu ein bis zwei Teelöffel Hamamelisblätter oder -rinde mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen, abseihen und in kleinen Schlucken trinken.

Außerdem dient die virginische Zaubernuss als Kosmetikum, etwa in Form des Aqua hamamelidis (Hamameliswasser). Dieses enthält das ätherische Öl der Hamamelis, aber kaum noch ihre Gerbstoffe. Es klärt die Haut und erfrischt sie nach dem Rasieren.

Neben- und Wechselwirkungen

Äußerliche Hamamelisanwendungen gelten als weitgehend unbedenklich. Es sei denn, es besteht eine Allergie (Kennzeichen: z.B. Brennen, Rötung der Haut) auf darin enthaltene Substanzen. Dann darf die Pflanze natürlich gar nicht zum Einsatz kommen. Vorsicht geboten ist auch bei Brandwunden. Denn unter der mithilfe der Gerbstoffe gebildeten Schutzschicht können sich bereits Bakterien in der Wunde befinden und sie infizieren.

Innerliche Hamamelisanwendungen können durch ihren Gehalt an Gerbstoffen die Aufnahme anderer Wirkstoffe aus dem Magen-Darm-Trakt hemmen und Nährstoffe wie z.B. Eisen binden. Sie sollten daher nicht zeitgleich mit anderen Arzneien oder einer Mahlzeit eingenommen werden. Bei Menschen mit empfindlichem Magen führen sie gern zu Magenbeschwerden oder Übelkeit. Auch ist bei der Einnahme von Hamamelis-Zubereitungen in hoher Dosierung bzw. über einen längeren Zeitraum eine Schädigung der Leber nicht auszuschließen.

 

Verwandte Ratgeber:
Ekzem (Dermatitis)
Neurodermitis: Haut und Seele unter Stress
Neurodermitis (atopisches Ekzem, atopische Dermatitis)
Neurodermitis: Hilfe für die gestresste Haut
Seborrhoisches Ekzem: Behandlung bremst störende Schuppenbildung
Trockene Haut (Xerodermie)
Schuppen (Squama, Pityriasis simplex capitis, Pityriasis oleosa)
Akne (Akne vulgaris)
Schuppenflechte (Psoriasis)
Sonnenbrand (Dermatitis solaris acuta)
Verbrennungen
Durchfall (Diarrhoe)