Gonorrhoe: Symptome können fehlen

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Die Gonorrhoe (Tripper) zählt zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Das Fatale daran: Vor allem bei chronischem Verlauf verursacht sie häufig keine Symptome, bleibt dann deshalb unbehandelt, wird aber auf Sexualpartner übertragen. Außerdem drohen Komplikationen oder Spätfolgen.

Neben der Syphilis (Lues), dem weichen Schanker und dem Lymphogranuloma inguinale gehört die Gonorrhoe (Tripper) zu den vier klassischen Geschlechtskrankheiten (Venerea), die – hierzulande im Geschlechtskrankheitengesetz juristisch geregelt – bei Vorliegen der jeweiligen Erkrankung einer Melde- (nur die Zahl der Erkrankten) und Behandlungspflicht unterliegen bzw. bei Verdacht darauf einer Untersuchungspflicht. Man spricht auch von sogenannten STDs (sexually transmitted diseases: durch Sexualkontakte übertragbare Krankheiten; auch: STI = sexually transmitted infections), zu denen allerdings mehr Infektionen (z.B. HIV, Hepatitis, Herpes, Chlamydien, Trichomonaden u.a.m.) gehören als nur die vier genannten.

Bakterien als Übeltäter

Gonokokken (Neisseria gonorrhoeae; Entdecker: der deutsche Hautarzt Albert Neisser) heißen die Bakterien, die einen Tripper verursachen. Übertragen werden sie in der Regel durch sexuelle Kontakte. Vor allem bei ungeschütztem Verkehr mit wechselnden PartnerInnen.

Die Krankheitserreger können aber auch während des Geburtsvorganges von einer infizierten Mutter auf die Bindehaut der Augen des Kindes gelangen und dort eine Entzündung hervorrufen (Gonoblennorrhoe, Gonokokken-Konjunktivitis; früher: häufige Ursache für Erblindung). Um gefährliche Augenentzündungen von Neugeborenen (Ophthalmia neonatorum) durch Gonokokken oder auch andere Keime (z.B. Chlamydien, Staphylokokken) zu verhindern, wird daher üblicherweise eine sogenannte Crédé´sche Prophylaxe durchgeführt. Das bedeutet: Neugeborene erhalten ein paar Tropfen einer 2,5-prozentigen Polyvidon-Jod-Lösung (früher: Antibiotika bzw. Silbernitrat) beidseits in den Bindehautsack geträufelt.

Akut oder chronisch

Verschiedene Faktoren wie z.B. die Keimzahl bei der Infektion, die Aggressivität der Bakterien u.a.m. bestimmen, ob die Gonorrhoe einen akuten oder chronischen Verlauf nimmt. Ersterer ist mit Beschwerden verbunden, was – für den Infizierten günstig – meist zu einer raschen Entdeckung und Behandlung der Erkrankung führt. Ein chronischer Tripper hingegen muss keine Symptome hervorrufen und bleibt daher des Öfteren unentdeckt und unbehandelt.

Unterschied: Mann – Frau

Ob und wie eine Gonorrhoe in Erscheinung tritt, hängt u.a. vom Geschlecht ab. So besteht in der Regel das erste Symptom eines akuten Trippers bei Männern in brennenden Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie), was manche als Gefühl “wie wenn Glassplitter in der Harnröhre wären“ beschreiben. Damit verbunden ist zunächst schleimiger, später gelb-grünlich-eitriger Ausfluss (morgendliches “Bonjour-Tröpfchen“). Eine chronische Gonorrhoe macht sich in Form von Entzündungen im Urogenitaltrakt (z.B. Nebenhoden, Prostata), ev. mit nachfolgender Unfruchtbarkeit, breit.

Bei Frauen gestaltet sich die Symptomatik einer akuten Gonorrhoe oft nicht so eindeutig. Ein leichtes Brennen kommt vor oder auch etwas Ausfluss, der auch übelriechend sein kann. Diese Beschwerden werden gern fälschlicherweise anderen Ursachen zugeschrieben. Dann bleibt der Tripper unerkannt und untherapiert. Befallen die Bakterien allerdings die Bartholin-Drüsen (Schleimdrüsen am äußeren Genitale), bildet sich eine sehr schmerzhafte Entzündung derselben. Nicht selten entzündet sich auch der Gebärmutterhals (Zervizitis) oder auch die Gebärmutterschleimhaut (Endometritis). Oder die Eileiter/Eierstöcke (Salpingitis, Oophoritis, Adnexitis). Kommt es hierbei zu Verklebungen oder Verwachsungen, ist das ein möglicher Grund für Unfruchtbarkeit.

Seltenere Manifestationen

Abhängig von den Sexualpraktiken kann auch eine Entzündung der Schleimhaut im Mund-Rachen-Raum (Pharyngitis) oder Enddarm (Proktitis) auftreten. Per Schmierinfektion ist auch eine Infektion der Bindehaut der Augen möglich.

Kommt es – vorwiegend bei Frauen – zu einer Entzündung der Leberregion mit Schmerzen im rechten Oberbauch, Fieber, Übelkeit und Erbrechen, spricht man von einem Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom.

Gelegentlich breiten sich die Bakterien über die Blutbahn in den gesamten Organismus aus (Gonokokkensepsis). Das macht sich durch Fieber, Schüttelfrost und das “Dermatitis-Arthritis-Syndrom“ (disseminierte Gonokokkeninfektion, DGI) mit Hautläsionen inklusive blutgefüllten Bläschen an Fingern und Zehen und Schmerzen in verschiedenen Gelenken (Polyarthralgie) sowie Entzündungen von Sehnenscheiden und –ansätzen (v.a. Handgelenkbeuge-, Achillessehnen) bemerkbar.

Eine Gonokokkenarthritis (oft im Rahmen einer DGI) betrifft einzelne größere Gelenke (Knie-, Sprung-, Handgelenke) und führt zu Gelenkschmerzen, -überhitzung, -schwellungen, -ergüssen und Bewegungseinschränkungen bis hin zu eitrigen Gelenkentzündungen.

Manchmal kommt es im Rahmen einer Gonokokkensepsis auch zu einer Gehirnhaut- oder Herzmuskelentzündung.

Gonorrhoe erkennen und behandeln

Die Gonokokken zeigen sich – z.B. in einem Abstrich aus der Harnröhre, der Gebärmutter, dem Rachen (bei Oralverkehr) oder dem After (bei Analverkehr) – nach spezieller Färbung – im Lichtmikroskop bzw. in einer Erregerkultur. Bei positivem Nachweis eines Trippers sind auch der/die Sexualpartner des Infizierten zu untersuchen und gegebenenfalls zu behandeln.

Eine Gonorrhö tritt häufig gemeinsam mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen, v.a. mit Chlamydien, auf, weshalb auch danach gefahndet werden sollte.

Therapiert wird die Infektion mit Antibiotika wie z.B. Cephalosporinen. Ein Problem dabei ist die zunehmende Resistenz (Unempfindlichkeit) verschiedener Stämme der Krankheitserreger gegen die Medikamente. Nach Abschluss der Behandlung findet deshalb eine Erfolgskontrolle (negativer Erregernachweis) statt.

STDs vorbeugen

Der einzige so gut wie vollkommen sichere Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten wäre absolute Enthaltsamkeit. Oder Monogamie nach vorheriger Testung. Ein gangbarer Weg, aber ohne Garantie auf vollständige Ausschaltung des Infektionsrisikos, ist Safer Sex und regelmäßig durchgeführte Kontrollen auf STDs.
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Österreichisches Geschlechtskrankheitengesetz

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