Genitalherpes & Feigwarzen: Viren als Lustkiller

© panthermedia.net, Andy Nowack

Zwei der häufigsten Infektionen im Intimbereich werden durch Viren verursacht und beide haben die Tendenz, wiederzukehren. Das kann den Herpes genitalis und die Condylomata acuminata (Feigwarzen) zum Prüfstein erotischer Beziehungen machen.

Neben den gefürchteten HIV (Erreger von AIDS) sorgen auch HS- und HP-Viren (Verursacher von Genitalherpes bzw. Feigwarzen) dafür, dass die “schönste Nebensache der Welt“ bleibende Folgen haben kann.

Herpes genitalis: Wie kommt es zur Infektion?

Genitalherpes gehört zu den weltweit am häufigsten auftretenden STDs (sexually transmitted diseases, sexuell übertragbare Krankheiten). Auslöser sind zumeist Herpes-Simplex-Viren vom Typ 2 (HSV 2), die großteils durch den Austausch infizierter Körperflüssigkeiten (v.a. bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr) übertragen werden, seltener auch die sonst Lippenherpes (Herpes labialis, Fieberblasen) verursachenden Herpes-Simplex-Viren vom Typ 1 (HSV 1), die sich per Tröpfchen- oder Schmierinfektion verbreiten. Das Infektionsrisiko ist dabei für Frauen höher als für Männer und erreicht sein Maximum, wenn die Herpes-Bläschen bereits zu sehen sind bzw. kurz davor. Ein weiterer Übertragungsweg ist der von infizierten Müttern aufs Kind während der Schwangerschaft bzw. Geburt.

Zeichen eines Genitalherpes

Ein Herpes genitalis zeigt sich zunächst als unangenehmes Gefühl und Jucken, Kribbeln oder Brennen im Genitalbereich, am After oder Gesäß. Dann entwickeln sich schmerzhafte, flüssigkeitsgefüllte Bläschen auf geröteter Haut mit eitrigen, verkrusteten Belägen. Sie platzen auf und werden zu kleinen Geschwüren, heilen aber in der Regel innerhalb von zwei bis drei Wochen von selbst wieder ab. Begleitend zu den Hauterscheinungen kann es zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Fieber, Kopf-und Gliederschmerzen, Lymphknotenschwellungen und Wasseransammlungen im Gewebe kommen.

In der Mehrzahl der Fälle verläuft ein Genitalherpes komplikationslos. Gelegentlich aber kommt es zu aufgepfropften bakteriellen Infektionen, zu einer Beteiligung der Augen (Gefahr: Sehbeeinträchtigung bis hin zur Blindheit), einem Eczema herpeticatum (Ausbreitung des Herpes genitalis auf größere Hautareale infolge anderer bestehender Hautleiden), einer Hirnhaut-, Lungen- oder Leberentzündung.

Ein Herpes genitalis kann auch Fehlgeburten auslösen. Infizierte Neugeborene zeigen vor allem Symptome an Haut und/oder Augen bzw. Mund. Ein Teil entwickelt eine Gehirnhautentzündung, die mit Lethargie und Krämpfen, oft auch mit bleibenden Schäden einhergeht und tödlich ausgehen kann. Manchmal kommt es auch zu einer Lungen- oder Leberentzündung, überschießender Blutgerinnung oder gar zum Schock, was häufig letal (tödlich) endet.

Nach Rückbildung der Symptome einer Erstinfektion verbleiben die Herpesviren lebenslang im Organismus – und können jederzeit zu einem neuen Ausbruch (Rezidiv) der Erkrankung führen, was individuell verschieden häufig geschieht. Rezidive treten – allerdings oft in schwächerer Ausprägung als die Erstinfektion – zumeist bei geschwächtem Immunsystem auf, z.B. infolge von Infekten, Hormonschwankungen, starker UV-Einstrahlung oder Stress.

Genitalherpes erkennen und behandeln

Die typische Bläschenbildung liefert meist schon den Verdacht auf die entsprechende Diagnose. Gesichert wird diese durch einen mikroskopischen Labortest auf HSV 1 und HSV 2 in einem Abstrich aus den Bläschen. Zusätzlich kann ein Bluttest auf HSV-Antikörper die Diagnose bestätigen.

Bei leichter Ausprägung der Infektion ist keine Behandlung notwendig, denn sie heilt von allein ab. Oder es genügt das Auftragen von Zinksalbe. Schwerere Formen erfordern die Gabe sogenannter Virustatika (gegen Viren wirksame Arzneien), als Tabletten oder Salbe, bei schwerem Verlauf oder wiederholten Ausbrüchen auch als Infusion. Ziel der Behandlung ist die Eindämmung der Ausbreitung der Herpesbläschen, außerdem eine Linderung der Beschwerden und Verkürzung der Krankheitsdauer.

Feigwarzen: Ursache und Erscheinungsbild

Feigwarzen (Genital-, Feuchtwarzen, Kondylome, Condylomata acuminata, anogenitale Warzen) werden durch humane Papillom-Viren (HPV) verursacht. Und zwar vorwiegend durch die HPV-Typen 6 und 11, die als “low-risk“-Typen gelten. Im Gegensatz zu anderen HPV-Untergruppen (“high-risk“-Typen), die an der Entstehung von Gebärmutterhals-, Vulva-, Anal- und Peniskrebs beteiligt sind.

Optisch imponieren Feigwarzen als stecknadelkopf- bis mehrere Zentimeter große, flächige, rötliche, grau-bräunliche oder weißliche, meist in größerer Anzahl und dicht beieinander liegende gutartige Wucherungen. Entwickeln sie sich zu blumenkohlartigen Gewächsen (Warzenbeete), nennt man sie Condylomata gigantea oder Buschke-Löwenstein-Tumore. Unabhängig von ihrer Sichtbarkeit und Größe sind die Kondylome ansteckend. Ob sich nach Kontakt mit HPV Warzen bilden oder nicht, dürfte vom Immunsystem abhängen. Besonders gefährdet dafür sind junge Menschen (Altersgipfel: 20. bis 24. Lebensjahr).

Lokalisiert sind Condylomata acuminata bei Frauen am Damm (Region zwischen Scheide und After), Schamhügel, an den Schamlippen, der Scheide, dem Gebärmutterhals, der Harnröhre und dem Anus. Bei Männern finden sie sich an der Vorhaut, Eichel, Penisfurche (ringförmige Vertiefung hinter der Eichel), Harnröhre, am Vorhautbändchen, Schamhügel und Anus, bei beschnittenen Männern v.a. am Penisstamm. Oft rufen Feigwarzen keinerlei Beschwerden hervor. Gelegentlich ist ein Jucken, Brennen oder infolge Reibung eine leichte Blutung merkbar, bei Frauen ev. auch Ausfluss.

Kondylome nachweisen

Nicht sofort ins Auge fallende Feigwarzen lassen sich ev. mit verdünnter Essigsäure als weiße Felder sichtbar machen. Zu ihrer Auffindung genügt allerdings oft nicht die Begutachtung der äußeren Geschlechtsorgane. Dann wird eine Gebärmutter-, Blasen- oder (End-) Darmspiegelung erforderlich. Krankheitstypische Zellen (Koilozyten: veränderte Plattenepithelzellen) in einer entnommenen Gewebeprobe sprechen für eine HPV-Infektion. Auch ein direkter Virusnachweis ist möglich.

Genitalwarzen behandeln

Längst nicht alle Infektionen mit HPV führen zur Entstehung von Feigwarzen (“stumme Infektion“) und wenn doch, müssen nicht alle Feigwarzen behandelt werden, denn zum Teil heilen sie von selbst wieder ab, was aber Monate dauern kann. Deswegen suchen Warzenträger häufig schon vor der Abheilung einen Arzt auf. Lokalisation und Ausprägung der Warzen sowie persönliche Präferenzen bestimmen, welche Therapien dieser durchführt. Zur Auswahl stehen

  • örtlich aufzutragende Mittel wie z.B. eine Podophyllotoxin-Creme oder –Lösung (aus dem Wurzelstock des Maiapfels, für kleinflächigen Warzenbefall, nicht in der Vagina oder im Anus und für Kinder, Schwangere und Stillende), Trichloressig- (nur ärztlich anzuwenden) oder Salicylsäure, Imiquimod-Creme (Immunstimulation, nicht in der Vagina oder im Anus anwendbar) oder Interferon, Grüntee-Extrakt (kaum Nebenwirkungen, nicht in der Vagina oder im Anus anwendbar). Einen Versuch wert sein kann auch das Hausmittel Teebaumöl.
  • Kryotherapie: ärztliche Vereisung und damit Zerstörung der Warzen mit flüssigem Stickstoff. Allerdings weist die Methode eine recht hohe Rezidivrate auf.
  • Chirurgische Eingriffe: Entfernung der Feigwarzen mit Skalpell, Laser oder Elektrokauter (elektrisches Skalpell, das Gefäße “verkocht“, v.a. für ausgedehnte, wiederkehrende und blumenkohlartige Warzen) unter örtlicher Betäubung. Auch hier ist danach die Neigung zur neuerlichen Warzenbildung höher als bei chemischen Verfahren.

Wie für alle STDs gilt auch für Genitalherpes und Feigwarzen: Sexualpartner des Infizierten müssen auch untersucht und ggf. behandelt werden! Außerdem: Eine HPV-Infektion mit zusätzlichem Genitalherpes begünstigt die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs bzw. Vorstufen davon.

HSV- und HPV-Infektionen verhindern

Die Verwendung von Kondomen kann diese Infektionen nur teilweise abwenden, denn die Bläschen bzw. Warzen befinden sich oft auch außerhalb des vom Präservativ bedeckten Körperteils. Zur Vorbeugung von Feigwarzen nützlich ist die Impfung mit Gardasil®, einem Impfstoff gegen die Gebärmutterhalskrebs auslösenden HPV-Stämme 16 und -18, aber auch gegen die einen Großteil der Feigwarzen verursachenden HPV-6 und HPV-11.

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Patientenbroschüre: Feigwarzen! Und nun? 

 

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