Feuermal entfernen rettet die Schönheit

Ein “Storchenbiss“ ist nur eine – noch dazu von selbst verschwindende – Form der gutartigen Gefäßneubildung, die viele Babys aufweisen. Doch es gibt auch störende Feuermale, die behandelt gehören, will man nicht unter der kosmetischen Verunstaltung leiden.
Ein Feuermal (Naevus flammeus, Portweinfleck) hat viel mit einem Blutschwamm (Hämangiom) gemeinsam: Beide sind meist angeborene, gutartige und in der Regel harmlose Veränderungen der kleinen Hautblutgefäße bislang nicht vollständig geklärter Ursache. Beide können überall am Körper auftreten, tun dies aber bevorzugt im Gesicht und am Hals. Und beide stellen hauptsächlich ein kosmetisches Problem dar. Im Gegensatz zum Hämangiom zeigt ein Feuermal aber kein eigenständiges Wachstum, sondern breitet sich proportional mit zunehmender Körpergröße aus. Bleiben die erweiterten, zu Wucherungen neigenden Kapillaren bestehen, nimmt ihre Farbintensität mit steigendem Alter von hellrot über dunkelrot bis hin zu blaurot zu. Auf die betroffenen Hautstellen ausgeübter Druck lässt die Verfärbung abblassen.
Symmetrie als prognostisches Merkmal
Besitzt ein Naevus flammeus eine symmetrische Form, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um eine Reifungsverzögerung der die Blutgefäße versorgenden Nerven handelt, die selbstständig innerhalb der ersten Lebensjahre wieder verschwindet. Ein solcher Naevus befindet sich in der Regel an sogenannten embryonalen Verschlussstellen wie den Oberlidern, Nasenflügeln oder im Kreuzbeinbereich (kann ein Hinweis auf eine Rückenmarksfehlbildung sein), aber auch in der Stirnmitte (“Lachsfleck“) oder im Nacken (“Storchenbiss“, Unna-Politzer-Nackennaevus, Naevus flammeus simplex) und intensiviert seine Farbe bei verstärkter Durchblutung wie z.B. bei Aufregung oder beim Schreien.
Ist ein Feuermal asymmetrisch und tritt an Körperstellen abseits der Mittellinie auf, bleibt es ohne Behandlung lebenslang bestehen und kann Gewebeverdickungen sowie weitere Gefäßerweiterungen entwickeln. Auch dunkelrote bis schwärzliche, die Haut vorwölbende Knoten können sich bilden, platzen und bluten. Dabei kann es sich um sogenannte eruptive Angiome (Kurzschlussverbindungen zwischen kleinen Arterien und Venen) handeln, die, da sie ein pulsierendes Gefäß enthalten, heftig bluten. Ein asymmetrischer Naevus flammeus kann eine Größe von einigen Millimetern bis hin zu einer ganzen Körperregion annehmen.
In einigen Fällen sind asymmetrische Feuermale ein Symptom seltener Krankheiten wie etwa vom
Sturge-Weber Syndrom (SWS, Sturge-Weber-Krabbe-Syndrom, enzephalotrigeminale Angiomatose, Neuroangiomatosis encephalofacialis, Angiomatosis encephalooculocutanea, Brushfield-Wyatt-Syndrom), für das ein im Versorgungsgebiet des fünften Hirnnerven (Nervus trigeminus) auftretendes Feuermal typisch ist. Meist kombiniert mit Hämangiomen der Hirnhäute auf derselben Seite, die oft mit epileptischen Anfällen, Lähmungserscheinungen oder auch einer geistigen Retardierung einhergeht. Wächst an der Aderhaut eines Auges ein Hämangiom, kann es zu einer Hemianopsie (halbseitiger Gesichtsfeldausfall) sowie zu einem Anstieg des Augeninnendrucks (Glaukom, grüner Star) kommen.
Klippel-Trénaunay-(Weber)-Syndrom (Angio-osteohypertrophisches Syndrom, angiektatischer Riesenwuchs): Charakteristischerweise entwickeln sich Fehlbildungen der Gefäße wie Lymphangiome, zahlreiche große Feuermale, manchmal auch arteriovenöse Fisteln in den Extremitäten, eine Hypoplasie (Unterentwicklung) oder Aplasie (Nichtausbildung) der tiefen Beinvenen und Varizen (Krampfadern) sowie ein – mehrheitlich einseitiger – Riesenwuchs mit Weichteilhypertrophie und Gangschwierigkeiten infolge des Längenunterschiedes der Beine, seltener ein Minderwuchs.
Proteus-Syndrom: Typisch ist ein massiver regionaler und deshalb disproportionierter Großwuchs, (d.h. es sind nur einzelne Körperteile vergrößert), der meist erst im Alter von sechs bis 18 Monaten beginnt, wobei das verstärkte Knochen- und Weichteilwachstum meist mit der Pubertät zum Stillstand kommt. Die Merkmale sind sehr individuell ausgeprägt und kombiniert sowie vielgestaltig (polymorph, “protean“) ausgeformt. Es zeigen sich vaskuläre Malformationen (Gefäßfehlbildungen), epidermale Nävi (Muttermale), manchmal auch “cerebriforme“ (Gehirnwindungen ähnliche) Bindegewebsnävi (Bindegewebsverdickungen mit tiefen Furchen) und in der Regel gutartige Tumore vor allem der Eierstöcke, Hoden und Schilddrüse.
Feuermale erkennen
Das typische Erscheinungsbild lässt in der Regel ein Feuermal bereits per Blickdiagnose erkennen. Um es von einer Einblutung zu unterscheiden, genügt ein mit einem Glasspatel ausgeübter Druck auf die veränderte Hautstelle, die dann im Falle eines Feuermals hautfarben wird.
Um ev. mit einem Feuermal in Zusammenhang stehende Fehlbildungen nicht zu übersehen, können weiter führende Untersuchungen notwendig werden, z.B. eine Magnetresonanztomographie zum Ausschluss von Hämangiomen innerhalb der Hirnhäute, ein EEG (Messung der Hirnströme) zum Nachweis einer Epilepsie, Tonometrien (Augendruckmessungen) zur Kontrolle, ob ein Glaukom vorliegt oder Ultraschalluntersuchungen von Extremitäten mit einem Naevus flammeus zur Überprüfung, ob auch tiefere Gefäße erweitert sind und einen gesteigerten Blutfluss aufweisen.
Feuermale behandeln
Feuermale sind per se zwar gutartige Veränderungen, die aus rein medizinischer Sicht meist keine Therapie erfordern. Da sie aber abhängig von ihrer Lokalisation (Gesicht!) eine starke psychische Belastung darstellen können und zudem Komplikationen wie Gewebsverdickungen und fortschreitende Gefäßerweiterungen drohen, ist dennoch oft eine Behandlung ratsam.
Sie kann kosmetischer Natur sein, d.h. mittels Camouflage Make-up wird das Feuermal – zeitaufwändig und fachgerecht – abgedeckt. Oder grundlegend, indem in mehreren Sitzungen per Blitzlampen-gepumptem gepulstem Farbstofflaser (FPDL= pumped pulsed dye laser) die Gefäße des Feuermals durch Erhitzen zum Zerreißen gebracht werden (Photothermolyse). Gelegentlich kann die Laserbehandlung eine Narbenbildung oder eine – meist vorübergehende – Dünklerfärbung der behandelten Hautstelle nach sich ziehen. Ein Feuermal kann sich nach seiner Entfernung nach einiger Zeit leider auch wieder neu bilden.
Weiter führende Links:
Sturge-Weber-Syndrom
Proteus-Syndrom
Klippel-Trénaunay-Syndrom
Verwandter Ratgeber:
Hämangiom: wuchernde Blutgefäße als Schönheitsmakel
Datum: 16. Januar 2015
Kategorien: Haut- und Geschlechtskrankheiten, Herz, Kreislauf, Blutgefäße