Dyshidrotisches Ekzem: Bläschen als Wegweiser
Ausgerechnet an den Händen entsteht gern eine Hautkrankheit, die in der Fachsprache dyshidrotisches Ekzem heißt und den Alltag ganz schön schwierig werden lassen kann. Ihr markantestes Kennzeichen sind Bläschen.
Aus stark juckenden Knötchen sich entwickelnde „sagokornartige“, prall mit klarer bis gelblicher Flüssigkeit gefüllte Bläschen an der meist geröteten Haut der Fingerseitenflächen, Handteller und/oder Zehen und Fußsohlen sind das typische Merkmal einer Hauterkrankung, die dyshidrotisches Ekzem (Dyshidrosis, Dyshidrose, dyshidrosiformes Ekzem, vesikulobullöses Ekzem) genannt wird und weit verbreitet ist. Nach deren Abheilung kommt es zum Austrocknen der Hautstellen mit Schuppung, schmerzhaften Rissen und Furchenbildung.
Die Bläschen können konfluieren (“zusammenfließen“), was als Pompholyx (an den Händen: Cheiropompholyx, an den Füßen: Podopompholyx) bezeichnet wird. Oder – v.a. wenn sie aufplatzen und nässen – den Nährboden für Infektionen bzw. Superinfektionen (aufgepfropfte Zweitinfektionen) mit Bakterien oder Pilzen bilden. Begleitend zeigen sich u.U. eine Lymphangitis (Entzündung der Lymphbahnen) und schmerzhafte Schwellungen regionaler Lymphkoten.
Die Krankheit kann sich auf einen einmaligen ein- bis mehrwöchig dauernden Schub beschränken, doch durchaus auch rezidivieren (wiederkehren) und sich über Monate bis Jahre hinziehen.
Vielfältige Auslöser
Wie der Name (griech.: hidrós = Schweiß) vermuten lässt, spielt eine Störung der Schweißsekretion (Hyperhidrose = vermehrtes Schwitzen) bei der Entstehung der Dyshidrose eine Rolle, auch wenn die genaue Ursache der Krankheit bis dato unerforscht bleibt. Es gibt aber eine Reihe verschiedener Faktoren, die als Auslöser für das oft belastende und langwierige Hautleiden in Frage kommen. Ein dyshidrotisches Ekzem kann auftreten
- im Rahmen einer Atopie (Neigung zu Überempfindlichkeitsreaktionen) wie z.B. bei der Neurodermitis
- im Zuge einer Kontaktallergie: Zu den Allergenen (Allergieauslöser), die ein dyshidrotisches Ekzem heraufbeschwören können, zählen etwa Schwermetallsalze (z.B. Chrom oder Nickel).
- begleitend zu einer Mykose (Pilzinfektion)
- in Verbindung mit einem Arzneimittelexanthem
- durch langzeitige Einwirkung bestimmter hautschädigender äußerer Einflüsse wie etwa viel Feuchtigkeit (häufiges Händewaschen, Putzen, Hantieren mit auslaugenden Reinigungsmitteln)
- in sehr belastenden Stresssituationen
Das Ekzem kann nicht nur kosmetisch stören, sondern beeinträchtigt oft in vielerlei Hinsicht den Alltag. In einigen Fällen führt es sogar zur Unfähigkeit, den bisherigen Beruf weiter auszuüben.
Eine Dyshidrose erkennen
Erscheinungsbild und Lokalisation der Erkrankung führen einen erfahrenen Hautarzt bereits auf die richtige Spur. Zwecks Ursachenforschung wichtig zu ermitteln ist, ob ein Zusammenhang mit einer bestimmten Tätigkeit besteht oder die Hauterscheinungen unabhängig von äußeren Einflüssen auftreten. So bessert sich etwa ein berufsbedingtes dyshidrotisches Ekzem in arbeitsfreien (Wochenende, Urlaub) Zeiten.
Eine Eingrenzung potenzieller Auslöser kann sich schwierig gestalten, da z.B. allergische Reaktionen auf eine Substanz erst Stunden bis Tage nach Kontakt mit ihr auftreten können. Daher sind zur Sicherung der Diagnose und zum Ausschluss einer Kontaktallergie bzw. Veranlagung zu Allergien (atopische Diathese) Allergietests notwendig. Zum Ausschluss eines Pilzbefalls auch eine mykologische Untersuchung.
Ein dyshidrotisches Ekzem behandeln
Die Behandlung des dyshidrotischen Ekzems richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Handelt es sich dabei um eine Kontaktallergie, ist das sie auslösende Allergen lebenslang zu meiden. Entweder durch Ersetzen der Substanz (z.B. nickelfreier Edelmetallschmuck statt Modeschmuck bei Nickelallergie) oder Verhinderung von direkter Berührung mit ihr (z.B. Tragen von Schutzhandschuhen beim Kontakt).
Ist eine Pilzinfektion der Haut (Tinea) im Gange, sind Antimykotika (Pilzmittel) die Therapie der Wahl.
Bei einer atopischen Diathese lässt sich die Krankheitsursache nicht ausschalten, aber die Symptome können gelindert werden.
Ein anlagebedingtes dyshidrotisches Ekzem verläuft – von außen nicht beeinflussbar – individuell unterschiedlich, entweder schubweise oder chronisch, wobei es aber auch zu einer Spontanheilung kommen kann.
In jedem Fall ist es wichtig zu versuchen, mit möglichst nebenwirkungsarmer Therapie den bestmöglichen und alltagstauglichen Hautzustand zu erreichen. Zum Einsatz kommen je nach den Erfordernissen kalte Kompressen, kortisonhaltige Präparate, Immunsuppressiva, UV-Bestrahlungen, eine PUVA (lokale Photochemotherapie mit Psoralen und UV-A-Bestrahlung), bei starkem Schwitzen eine Leitungswasser-Iontophorese (Schwachstromtherapie), bei einer Keimbesiedelung des Ekzems auch Antibiotika oder Antiseptika.
Außerdem sind hautschädigende Einflüsse weitgehend von der empfindlichen und anfälligen Haut fernzuhalten und eine konsequente Hautpflege mit geeigneten Präparaten zu betreiben. Darüber hinaus empfiehlt es sich
- Stress und Aufregungen zu vermeiden
- Wasserkontakte einzuschränken, z.B. auf nur kurzes Duschen oder Baden (max. 15 Minuten)
- milde, nicht-alkalische Seifen, Duschgels, Badezusätze etc. zu verwenden
- keine hautreizenden Substanzen (z.B. Alkohol enthaltende Kosmetika) zu gebrauchen
- beim Abtrocknen die Haut mit einem weichen Handtuch abzutupfen, aber nicht abzureiben
- nach dem Baden oder Duschen die Haut einzucremen
- alles, was die Durchblutung und damit den Juckreiz steigert wie etwa Hitze, heiße Speisen oder Getränke zu vermeiden
- zur Linderung des Juckreizes einen kalten Waschlappen aufzulegen oder auf die juckende Stelle leichten Druck auszuüben
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Datum: 20. Januar 2015
Kategorien: Haut- und Geschlechtskrankheiten