Chlamydien & Trichomonaden
Wer ungeschützt sexuell aktiv ist, muss damit rechnen, sich Infektionen einzuhandeln. Außer den klassischen Geschlechtskrankheiten droht bei Nichtbeachtung von Safer Sex z.B. eine Ansteckung mit Chlamydien oder Trichomonaden.
Neben den vier melde- und behandlungspflichtigen Geschlechtskrankheiten Tripper (Gonorrhoe), Syphilis (Lues, harter Schanker), Ulcus molle (weicher Schanker) und Lymphogranuloma inguinale (Lymphogranuloma venereum, Donovanosis) gehören zu den sogenannten STDs (sexually transmitted diseases: durch Sexualkontakte übertragbare Krankheiten; auch: STI = sexually transmitted infections) verschiedene durch Bakterien (z.B. Chlamydien), Viren (z.B. HIV, Hepatitis, Herpes), Pilze oder Parasiten (z.B. Trichomonaden) verursachte Erkrankungen. Zwei häufige STDs, die noch dazu oft unbemerkt ablaufen, stellen wir Ihnen hier vor.
Chlamydien: in Österreich STD Nummer eins
Verschiedene Unterarten (z.B. Chlamydia pneumoniae, Chlamydia psittaci) dieser sich in menschlichen Zellen vermehrenden Bakterien verursachen Infektionen der Augen und Atemwege. Aber auch der Harnwege und Genitalien, wo sich vor allem die Spezies Chlamydia trachomatis per ungeschütztem Geschlechtsverkehr (v.a. bei häufig wechselnden Sexualpartnern) oder – viel seltener – via Schmierinfektion verbreitet. Da manchmal Beschwerden erst Jahre nach der Ansteckung oder auch überhaupt nicht auftreten, lässt sich die Infektionsquelle oft kaum mehr ermitteln.
Ansteckungsgefährdet sind beide Geschlechter, besonders aber junge Mädchen und Frauen, denn ihr vulnerabler Muttermund ist anfälliger für Infektionen. Sie können ein Brennen und Jucken beim Urinieren bemerken sowie einen teilweise übelriechenden oder missfärbigen (gelblich-eitrigen) Ausfluss. Bei aufsteigender Infektion der inneren Geschlechtsorgane entwickeln sie eine eitrige Entzündung der Gebärmutterschleimhaut, Eileiter und Eierstöcke mit nachfolgenden starken Unterbauchschmerzen, Durchfall und zum Teil hohem Fieber.
Bei Männern sind Zeichen einer Infektion mit Chlamydien im Urogenitaltrakt Harndrang, ziehende Schmerzen, Juckreiz und Brennen beim Wasserlassen sowie ein schleimig-eitriger Ausfluss. Gelegentlich kommt es auch zu einer Epididymitis (Entzündung der Nebenhoden) oder Prostatitis (Entzündung der Vorsteherdrüse).
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen geht eine Chlamydien-Infektion aber recht häufig beschwerdefrei vonstatten.
Chlamydien schaden der Fruchtbarkeit
Unabhängig davon, ob sich Krankheitszeichen zeigen oder nicht, können Chlamydien-Infektionen ernste Folgen nach sich ziehen. Zum einen sind sie, auch wenn sie symptomlos verlaufen, ansteckend. Zum anderen entstehen – unbehandelt – Verklebungen und Vernarbungen der entzündeten Organe (z.B. der Eileiter) und damit Bedingungen, die bei beiden Geschlechtern eine Unfruchtbarkeit bzw. bei Frauen Tubargraviditäten (Eileiterschwangerschaften) begünstigen. Schwangere Frauen, die sich mit Chlamydien infizieren, riskieren einen vorzeitigen Fruchtblasensprung und eine Früh- bzw. Fehlgeburt, zudem eine Ansteckung des Babys bei der Geburt.
Bin ich infiziert?
Darüber gibt ein Chlamydien-Test Auskunft. Dazu benötigt der Arzt einen Scheiden- bzw. Harnröhren-Abstrich und eine Urinprobe, die im Labor untersucht werden. Lassen sich Antikörper nachweisen, ist eine Infektion wahrscheinlich. Dann wird das Ergebnis durch weitere Untersuchungen (z.B. Anlegen von Zellkulturen) gesichert. Da Chlamydien-Infektionen die häufigste STD darstellen, empfiehlt es sich, jährlich einen Chlamydien-Test zu machen. Ansprechpartner für Chlamydien-Infektionen sind Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Gynäkologie und Urologie.
Chlamydien-Infektionen behandeln
Antibiotika sind Therapie der Wahl. Eine Behandlung ist auch dann erforderlich, wenn eine nachgewiesene Chlamydien-Infektion keine Beschwerden verursacht, um unerwünschte Spätfolgen (z.B. Unfruchtbarkeit) und eine Übertragung auf Sexualpartner des Infizierten zu vermeiden. Letztere sollten ebenfalls auf Chlamydienbefall getestet und bei positivem Ergebnis behandelt werden. Rechtzeitig entdeckt und therapiert heilt eine Chlamydien-Infektion meist ohne bleibende Schäden aus. Nach Abschluss der Behandlung überprüft ein neuerlicher Test ihren Erfolg.
Trichomonaden: Nässe als Infektionsgefahr
Trichomonaden sind Geißeltierchen, die zu den sogenannten Protozoen (Urtierchen) gehören und sich selbstständig fortbewegen können. Die Einzeller werden bevorzugt durch Geschlechtsverkehr übertragen, gelegentlich aber auch in Nassräumen wie etwa Bädern (z.B. Sitzen auf nassen Stellen am Beckenrand etc.), denn die Parasiten brauchen zum Überleben ein feuchtes Milieu.
Das Tückische an einer Trichomoniasis: Sie kann, aber muss nicht Beschwerden verursachen. Letzteres ist vor allem bei Männern oft der Fall. Macht sich die Infektion doch bemerkbar, kommt es zu eitrigen Entzündungen der Schleimhäute an den Geschlechtsorganen und Harnwegen. Das führt bei Frauen – in wechselnder Ausprägung – zu Juckreiz, grünlich-schaumigem, übelriechendem (“wie verdorbener Fisch“) Ausfluss, häufigem Wasserlassen mit Brennen dabei, Rötungen und Schwellungen im Bereich der Scheide sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
Bei Männern siedeln sich die Krankheitserreger in der Harnröhre, unter der Vorhaut und in der Prostata an, wo sie eine Entzündung verursachen. Dann berichten sie vereinzelt über ein leichtes Brennen beim Urinieren und beim Samenerguss, einen Juckreiz im Genitalbereich, eitrigen Ausfluss oder auch eine chronische Prostataentzündung.
Ebenso wie Chlamydien führen auch Trichomonaden bei Schwangeren häufiger zu Komplikationen wie vorzeitigen Wehen, verfrühtem Blasensprung und Frühgeburten sowie der Möglichkeit einer Übertragung auf Neugeborene.
Eine Trichomoniasis erkennen
Wenn vorhanden liefert der schaumige, gelblich-grünliche Ausfluss erste Hinweise auf eine Trichomoniasis. Zudem ist bei einer ausgeprägten Infektion das äußere Genitale geschwollen und empfindlich. Die tatsächliche Diagnose fußt jedoch auf dem mikroskopischen Nachweis der birnenförmigen, beweglichen Geißeltierchen im Abstrich aus der Scheide oder Harnröhre. Im Zweifelsfall folgt zur Diagnosesicherung das Anlegen einer Laborkultur bzw. eine Spezialfärbung. Ansprechpartner für Trichomonaden-Infektionen sind Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Gynäkologie und Urologie.
Trichomonaden bekämpfen
Antibiotika machen der Infektion mit Trichomonas vaginalis (Trichomonas urogenitalis) den Garaus. Eine Behandlung der Sexualpartner ist ratsam. Andernfalls droht der sogenannte Ping-Pong-Effekt (wiederholte gegenseitige Infektion). Ein Kontroll-Abstrich nach Ende der Antibiotika-Therapie prüft, ob die Behandlung erfolgreich war. Eine Immunität nach absolvierter Infektion entsteht nicht. Das heißt: Man kann sich jederzeit erneut mit Trichomonaden anstecken. Unbehandelt verläuft eine Trichomonaden-Infektion chronisch und kann zu schweren Entzündungen der Geschlechtsorgane führen.
Schutz vor Chlamydien und Trichomonaden
Da beide Keime hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, ist die Benützung von Kondomen ein recht effektiver Schutz vor ihrer Übertragung. Zusätzlich sollte – zur Verhinderung einer Infektion mit Trichomonaden – das Sitzen auf nassen Flächen in Bädern u.ä. vermieden werden.
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Chlamydien-Test
Trichomonaden-Test
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Datum: 5. März 2014
Kategorien: Haut- und Geschlechtskrankheiten, Infektionen & Viren