Veilchen: Freund der Atemwege

Im Frühling blinzelt aus so mancher Wiese ein blauviolettes Blümchen, dessen Heilkräfte einst sehr geschätzt wurden. Heute beschränkt sich die pflanzenheilkundliche Verwendung des Veilchens im Wesentlichen auf Husten und andere Atemwegsleiden.
Auf schattigen Wiesen, an Waldrändern, Hecken und Zäunen blüht im Frühling ein angenehm duftendes blauviolettes Blümchen mit zwei nach oben und drei nach unten gerichteten Blütenblättern, langstieligen, herzförmigen, am Rand gekerbten Blättern und einem sich ausbreitenden Wurzelstock. Die Botanik bezeichnet es als Viola odorata (wohlriechendes Veilchen). Der Volksmund nennt es blaues Veilchen, Blauröschen, Heckenveigerl, Heckenveilchen, Jungfrauenblüte, Marienstengel, Märzveigerl, Märzviole, Märzwohlgeruchsblume, März-Veilchen, Oeschen, Osterveigerl, Osterveilchen, Schwalbenblume, Vallalaa, Vegeli, Veicherl, Veigerl, Vieli, Viola oder (blaue) Viole.
Es gehört zu den Veilchengewächsen (Violaceae) – ebenso wie das Sumpf-Veilchen (Viola palustris), das Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana), das Hain-Veilchen (Viola riviniana), das geruchlose Hunds-Veilchen (Viola canina) und das wilde Stiefmütterchen.
In der Antike noch Pan, dem Gott des Lebens und der Natur, geweiht und bis ins Mittelalter hinein als Heilkraut gegen allerlei Beschwerden sehr geschätzt, hat das Veilchen im Laufe der Jahrhunderte stark an heilkundlicher Wertschätzung eingebüßt.
Veilchen: vom Allrounder zum Hustenmittel
In der Volksheilkunde wurden dem Veilchen die Eigenschaften abschwellend, antibakteriell, beruhigend, blutreinigend, durchblutungsfördernd, entzündungshemmend, erweichend, harntreibend, krampf- und schleimlösend, schmerzlindernd, schweißtreibend und leicht abführend zugeschrieben. Deshalb fand es Einsatz bei verschiedensten Krankheiten wie Bronchitis, Husten (auch: Reiz- und Keuchhusten), Atembeschwerden, Katarrhe der oberen Luftwege, Heiserkeit, Fieber, Grippe, Ohrenschmerzen, Magenkatarrh, Augenerkrankungen, Rheumatismus, Gicht, Mundschleimhaut-, Hals-, Blasen- und Nierenentzündungen, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Epilepsie, Nervosität, Angstzustände, Hautleiden (z.B. Ekzeme, Pickel, Schuppen) Verrenkungen, Quetschungen u.a.m.
Heute wird das Veilchen in der Pflanzenheilkunde hauptsächlich bei Beschwerden der Atemwege wie z.B. Husten und Bronchitis eingesetzt. In der evidenzbasierten Schulmedizin werden der Pflanze kaum Heilwirkungen zugestanden.
Veilchen in der Homöopathie
In homöopathischen Zubereitungen dient das Veilchen der Behandlung von Ohrenschmerzen, Augenleiden (Schmerzen, Schwachsichtigkeit, Myopie, Chorioiditis, Flimmerskotom, Liderkrankungen), Hysterie, Herzklopfen, Angstgefühlen, rheumatischen Schmerzen der kleinen Gelenke, Keuchhusten, Bettnässen, Wurmbefall, Hautleiden (Exantheme, Ekzeme), Anämien, Mundschleimhautentzündungen, Quetschungen, Verrenkungen und Verhärtungen.
Anwendungsformen des Veigerls
An Inhaltsstoffen bietet die Pflanze Saponine, Bitterstoffe, Alkaloide (Violin, Odoratin), Cyamin (blauer Farbstoff), Eugenol, Flavonoide, Glykoside, Salizylsäure, Salicylsäure, Schleimstoffe, ätherische Öle, Bitterstoffe, Gummi, Proteine, Vitamin C, Zucker und Apfelsäure.
Für die Zubereitungen Verwendung finden sowohl die Blüten, als auch die Blätter und der Wurzelstock des Veilchens. Veilchenwurzeln wirken in geringen Mengen blutreinigend und hustenlösend, in höherer Dosierung aber als Brechmittel, weshalb sie nur in kleinen Mengen zur Anwendung kommen sollten. In getrockneter Form dienen sie unter Zahnungsschmerzen leidenden Kindern zum Draufbeißen.
Aus Veilchen wird Veilchensaft, Veilchenwasser, Veilchen-Cocktail, Veilchenzucker, Veilchensaft, Veilchenbonbons, Veilchenöl, Veilchenhonig, Veilchenessig und Veilchenblütenessenz, vor allem aber – aus den Blüten –Veilchensirup und – aus den Blüten, Blättern oder auch Wurzeln – Veilchentee hergestellt.
Veilchen-Tee
Er wirkt sowohl innerlich als auch äußerlich. Getrunken hilft er – weil schleimlösend – gegen Husten und Bronchitis und – da auch schweißtreibend – gegen fieberhafte Infekte. Außerdem infolge eines leicht abführenden Effektes bei Verstopfung sowie aufgrund beruhigender und entspannender Eigenschaften bei Schlafstörungen und Nervosität. Als Bad oder Kompresse genutzt bekämpft der Tee Hautentzündungen, Rheuma und Gicht.
Für seine Herstellung übergießt man einen Teelöffel Veilchenblätter oder eine Mischung aus Veilchenblättern und Veilchenblüten mit 200 ml kochendem Wasser lässt den Tee eine Viertelstunde in einem verschlossenen Gefäß ziehen. Wird Veilchenwurzel zur Teezubereitung verwendet, begrenzt sich die Menge auf maximal einen halben Teelöffel. Andernfalls kann es zum Erbrechen kommen.
Veilchen-Sirup
Der Sirup ist ein probates Mittel gegen Husten und Heiserkeit bei Kindern. Er entsteht durch Einkochen einer Handvoll frischer Veilchenblüten in 300 ml Wasser unter Zugabe von 300 Gramm Zucker. Einen Tag lang ziehen lassen, dann die Blüten abseihen und die verbleibende Flüssigkeit rund eine Stunde lang im Wasserbad eindicken lassen. Den Sirup in eine Flasche füllen, diese gut verschließen und im Kühlschrank aufbewahren. Oder nach dem Abseihen nochmals mit frischen Blüten aufkochen, erneut einen Tag ziehen lassen, abseihen und Honig zufügen.
Bei Heiserkeit ein Stück Süßholz in Veilchensirup tränken und dem Kind zum Saugen geben.
Begehrter Duft
Während das Veilchen in der Heilkunde längst an Bedeutung verloren hat, bleibt sein lieblicher Duft weiterhin gefragt. Etwa in der Parfumindustrie. Da die Pflanze aber nur eine geringe Menge an Ölen enthält, die noch dazu in einem aufwendigen und damit sehr teuren Verfahren gewonnen werden müssen, wird der Veilchenduft in Parfums zumeist synthetisch hergestellt.
Veilchen in der Küche
Auch wenn es in einem Volkslied heißt: „Sei wie das Veilchen im Moose, sittsam bescheiden und rein und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein.“ – diesem Ruf der Bescheidenheit braucht das Veilchen nicht gerecht zu werden, handelt es sich um solche süßen Köstlichkeiten wie kandierte Veilchen, Veilchensorbet oder Veilchenmarmelade. Da darf es gerne auch mal die “erste Geige“ (viola = Veilchen, aber auch = Geige) spielen.
Weiter führende Links:
Veilchen: Heilpflanze des Jahres 2007
Veilchen-Rezepte
Links zu unserem Lexikon:
Veilchenblüten-Sirup
Veilchenkraut-Auflage
Veilchenkraut-Gurgellösung
Veilchenkraut-Tee
Veilchenkraut-Waschung
Datum: 30. April 2014
Kategorien: Atemwege, Hausmittel