Hochtontherapie: Schmerzen lindern mit hochfrequentem Wechselstrom

Wer Schmerzen hat, sucht nach geeigneten Behandlungsmethoden. Vor allem nach solchen, die möglichst keine negativen Nebenwirkungen verursachen. Genau das verspricht die Hochtontherapie, eine besondere Art von Muskelstimulation. Nebst anderen heilsamen Effekten.
Hochtontherapie – das klingt nach Tonfolgen, Liedern oder Ähnlichem. Tatsächlich gehört diese Behandlungsmethode jedoch nicht etwa zur Musiktherapie, sondern ist ein Gebiet der physikalischen Therapie, wobei Schwingungen allerdings sehr wohl eine Rolle spielen, wenn auch keine melodiösen. Die Hochtontherapie ist nämlich eine Weiterentwicklung der klassischen Reizstromtherapie, bei er in entspannter Atmosphäre eine “Beschwingung“ des Gewebes stattfindet mit dem Ziel, dieses zu durchwärmen.
Während bei der konventionellen Elektrotherapie die Frequenz des abgegebenen Stroms jedoch gleichbleibt und sich nur die Stromintensität (zehn bis 50 Milliampere) ändert, variiert bei der mit hochfrequentem Wechselstrom durchgeführten Muskelstimulation namens Hochtontherapie beides, was die Effizienz dieses Verfahrens erhöhen soll. Der nächste Unterschied liegt in der Therapiedauer: fünf bis zehn Minuten wirkt die Elektrotherapie ein, bis zu 60 Minuten und mehr die Hochtontherapie, die auch noch wesentlich angenehmer sein soll als die übliche Elektrotherapie.
Ablauf der Hochtontherapie
Während der Therapiesitzung ruht der Patient bequem und entspannt (ev. inklusive Meditationsmusik und/oder Beduftung) auf einer Liege und der Therapeut bringt die Elektroden, die die hochfrequenten (4000 bis 32.000 Hertz, entspricht einem Hochtonfrequenzbereich über drei Oktaven) Kurzwellen tief in den Körper leiten, schmerzfrei an ihm an. Das führt meist zu einem sanften Kribbeln oder leicht stechenden Gefühl an den Stellen, wo die Elektroden sitzen, sowie deutlich spürbaren Muskelkontraktionen. Die Stromstärke wird aber so gewählt, dass keine allzu unangenehmen Sensationen auftreten. Die einzustellende Frequenz hängt von der Art der zu behandelnden Erkrankung und dem Therapieziel ab.
Die Hochtontherapie umfasst zwei Behandlungsstufen, wobei zuerst der ganze Körper und dann gezielt die erkrankte Region den elektrischen Wechselfeldern ausgesetzt wird. In der Regel reicht eine einmalige Anwendung nur selten aus, sondern es muss in den meisten Fällen eine mehrwöchige bis lebenslange (z.B. bei diabetischer Polyneuropathie) Behandlungsserie erfolgen, um nachhaltig Erfolg zu zeigen. Die individuell unterschiedliche Wirkdauer hängt von der Schmerzempfindlichkeit, dem Alter, Geschlecht und weiteren Faktoren ab. Sie beträgt von wenigen Wochen bis zu mehreren Jahren.
Die Methode wird in darauf spezialisierten Arztpraxen angeboten, kann u.U. aber auch zu Hause mit speziellen (auch mietbaren), v.a. zur Behandlung von Polyneuropathien konzipierten Heimgeräten durchgeführt werden.
Effekte der Hochtontherapie
Die Hochtontherapie (HTEMS, hochfrequente Muskelstimulation) versetzt Körperzellen in Schwingungen und regt ihren Stoffwechsel an. Dadurch sollen Schmerz- und Entzündungsmediatoren sowie Schadstoffe ausgespült und die behandelten Gewebe vermehrt durchblutet werden. Wissenschaftlich nicht eindeutig belegt, aber in der Praxis erprobt, verspricht sich die physikalische Medizin von der HTEMS darüber hinaus
- eine Normalisierung der biochemischen und bioelektrischen Vorgänge inner- und außerhalb der Zellen
- eine Entschlackung (Milchsäure), Entsäuerung (Harnsäure) und somit Entgiftung von Geweben
- einen vermehrten Einstrom von Nährstoffen (Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette) und Sauerstoff ins Gewebe
- eine Resorption übermäßiger Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme, Blutergüsse) und damit Abschwellung betroffener Körperteile
- eine Anregung des Lymphabflusses (Drainage)
- eine verbesserte Energieausbeute infolge einer Zunahme der Mitochondrien (“Kraftwerke“ der Zellen) und eine Lösung von Energieblockaden
- eine Entzündungshemmung, Stärkung des Immunsystems und Ankurbelung von Regenerationsprozessen
- eine Sympathicusblockade und Schmerzlinderung
Einsatzgebiete der Hochtontherapie
Anhand der genannten Eigenschaften eignet sich die HTEMS – allein oder ergänzend zu anderen Behandlungsmethoden – zur
- Schmerzlinderung, z.B. bei Kopfweh, Migräne, Rücken- und Gelenkschmerzen (z.B. Arthrosen), diabetischer oder anderen Polyneuropathien, chronischen Entzündungen (z.B. Tennisarm), Wundschmerzen, Burning feet syndrome, Fibromyalgie usw.
- Beschleunigung von Heilungsprozessen, z.B. nach Knochenbrüchen oder Verwundungen
- Steigerung oder Wiederherstellung (z.B. im Rahmen der Mobilisierung nach langer Bettlägerigkeit) der Muskelkraft
- Beseitigung von Ödemen (Wasseransammlungen im Gewebe) und Lymphabflussstörungen
- Besserung von Asthma bronchiale oder Tinnitus (Ohrgeräusche)
- Bekämpfung von Schlafstörungen, seelischen Verstimmungen oder Erschöpfungszuständen (Burnout)
- Thromboseprophylaxe, d. h. Vorbeugung der Bildung von Blutgerinnseln, z.B. nach Operationen oder bei längerer Bettruhe
Manche Anwender schwören auf die Methode auch bei Magen-Darm- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwa zur Normalisierung der Organfunktionen.
Relativ harmlos
Die Hochtontherapie gilt zwar als ausgesprochen nebenwirkungsarm, kann aber in seltenen Fällen bei sehr sensiblen Patienten anfangs infolge der Stoffwechselumstellung eine vorübergehende Erstverschlimmerung verursachen. Bei manchen insulinpflichtigen Zuckerkranken erhöht sich dadurch auch die Empfindlichkeit für Insulin (Gefahr: Unterzuckerung).
Ebenso möglich ist eine Anregung der Harnausscheidung und/oder Darmtätigkeit, weshalb man am besten vor der Therapie nochmal die Toilette aufsucht, um sich zu entleeren. Und die HTEMS kann zu (wohltuender) Müdigkeit bis hin zum Einschlafen während der Behandlung führen.
Äußerst selten kann die Methode Verbrennungen verursachen, weshalb Vorsicht geboten ist bei Patienten mit eingeschränktem Schmerzempfinden an den zu behandelnden Körperstellen.
Auch wenn die HTEMS nur in Ausnahmefällen Komplikationen hervorruft, eignet sie sich dennoch nicht für jeden. Von ihr Abstand nehmen sollten Träger eines Herzschrittmachers oder Defibrillators (Gefahr: Funktionsstörung), Schwangere sowie an akuten fieberhaften oder akuten lokalen bakteriellen Infektionen (Rotlauf) laborierende Menschen. Liegt eine gestörte Sensibilität (z.B. bei Querschnittslähmung) oder Stromangst vor, muss von Fall zu Fall entschieden werden, ob eine HTEMS zum Einsatz kommen kann und soll.
Weiterführender Link:
Hochtontherapie bei Polyneuropathie
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Datum: 4. Juli 2016
Kategorien: Gesundheit allgemein