Grippe & grippaler Infekt: Wenn Viren gefährlich werden

Mit Erkältungsviren machen so gut wie alle Menschen Bekanntschaft, mit Grippeviren viele. Wie eine Infektion mit diesen Krankheitserregern ausgeht, hängt vom Zustand der Erkrankten ab. Aber auch von den Keimen selbst.
Sie begegnen uns überall – Viren die krank machen können. Vor allem im Winter kursieren diverse Erkältungsviren und auch die Grippewelle rollt jedes Jahr aufs Neue. Die meisten Menschen überstehen solche Infektionen folgenlos. Vollkommen ungefährlich sind sie aber nicht. Vor allem abwehrgeschwächten Personen drohen bei einer Influenza (Grippe) ernstzunehmende Komplikationen und für rund 1.000 ÖsterreicherInnen pro Jahr endet sie sogar tödlich. Manchmal verursachen aber auch bestimmte Erkältungsviren schlimme Erkrankungen.
Grippe oder grippaler Infekt?
Grippaler Infekt (= Erkältung) nennt man eine akute Infektion der oberen Atemwege. Er beginnt in der Regel schleichend, häufig mit beeinträchtigtem Wohlbefinden und einem Kratzen oder Schmerzen im Hals. Heiserkeit kann sich hinzugesellen, die Nase rinnt und schließlich folgt der Husten. Eine Influenza (echte Grippe) hingegen kommt meist plötzlich. Eben noch fühlt man sich gesund. Auf einmal sind sie da – die Kopf- und Gliederschmerzen und das Fieber.
Warum ist es nun wichtig, zwischen beiden Krankheitsbildern zu unterscheiden? Weil Erkältungen im Normalfall harmlos verlaufen, eine Grippe aber unter Umständen lebensbedrohliche Komplikationen (z.B. Lungenentzündung, Hirnhautentzündung) nach sich ziehen kann. Besonders gefährdet sind Senioren, Säuglinge und Kleinkinder sowie chronisch Kranke (v.a. mit Herz-, Lungen- oder Nierenleiden) und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Zudem kann eine Influenza bestehende Grunderkrankungen verschlechtern.
Erkältungsviren als Killer
Erkältungen bzw. grippale Infekte zählen zu den häufigsten Erkrankungen. Im Durchschnitt befallen sie Erwachsene zwei- bis dreimal pro Jahr, Kleinkinder auch öfter. Auslöser dieses an sich harmlosen Geschehens sind hauptsächlich Rhino-, Adeno-, RS (Respiratory-Syncytial)- und Corona-Viren. Schnupfen, Husten und Co. treten vor allem dann auf, wenn der Organismus geschwächt ist und der Kälte ausgesetzt wird. Gelegentlich aber findet sich unter den Erkältungsviren der eine oder andere Stamm, der schwerwiegendere bis tödliche Krankheitsbilder hervorrufen kann.
So sorgte 2013 ein neuer Typ von Coronaviren, die sonst rund ein Drittel aller mild verlaufenden menschlichen Atemwegsinfektionen verursachen, für Schlagzeilen und Angst vor einer Pandemie (weltweite Infektionswelle). Mers-CoV (Middle east Respiratory Syndrome Coronavirus. vormals: novel Coronavirus = hCoV-EMC) heißt der Übeltäter, der vor allem bei Einwohnern von Saudi-Arabien, Jordanien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten grippeähnliche Symptome und in einigen Fällen auch lebensgefährliche Komplikationen bewirkte. Eine Kombination aus schwerem Atemnotsyndrom und akutem Nierenversagen kennzeichneten den tödlichen Verlauf von Mers-CoV-Infektionen. Männer erkrankten deutlich häufiger als Frauen (1:0,2).
Bald darauf traten auch in Deutschland, Frankreich, Tunesien und Großbritannien Mers-CoV-Infektionen inklusive Todesfällen auf. Beobachtungen offizieller Gesundheitsstellen sprechen dafür, dass aus dem Nahen Osten reisende Menschen den Erreger mitgebracht haben. Eine Pandemie ist glücklicherweise bislang ausgeblieben.
Phasenweise aber kommt es tatsächlich zu ernsten und global sich ausbreitenden Infektionswellen mit Todesfällen wie z.B. 2002/2003, wo ein Stamm der RNA-Viren (SARS-CoV) das schwere akute Atemwegssyndrom (Severe Acute Respiratory Syndrome = SARS) ausgelöst hat. Kennzeichen waren Beschwerden wie hohes Fieber, Hals- und Muskelschmerzen, Husten und Atemprobleme sowie eine beachtliche Sterblichkeitsrate. 8000 Menschen in 30 Ländern waren betroffen, rund 770 davon starben an SARS. Erkältungsviren sind also nicht immer harmlos. Grippeviren aber schon gar nicht.
Grippeviren, die der Welt das Fürchten lehren
Jedes Jahr sucht eine Grippeepidemie verschiedene Länder heim. Darauf sind die Gesundheitseinrichtungen Österreichs und anderer Industrienationen schon vorbereitet. Entsprechende auf die jeweiligen Virustypen abgestimmte Impfstoffe stehen bereit. Erforderliche Medikamente (z.B. fiebersenkende Mittel) ebenso. Das war nicht immer so. 1918 bis 1920 forderte die durch eine spezielle Variante des Influenza-A-(H1N1)-Virus verursachte sogenannte Spanische Grippe weltweit zwischen 20 und 50 Millionen Todesopfer.
Um den Beginn dieses Jahrtausends machten wieder Grippeviren von sich reden, diesmal Influenza-A-Viren des Subtyps H5N1, die Erreger der Vogelgrippe. Eigentlich eine Erkrankung der gefiederten Tiere kann die Vogelgrippe unter Umständen auch Menschen befallen, wie es sich vor allem in ländlichen Gebieten Südostasiens, wo Menschen zum Teil in enger häuslicher Gemeinschaft mit den Tieren leben, zeigte. Vermutlich durch Zugvögel eingeschleppt breiteten sich die Viren nach Europa aus und verursachten auch hier (z.B. in Rumänien) einige Todesfälle. Die Übertragung der Viren geschieht über infizierten Vogelkot oder Tröpfchen in der Atemluft. Um eine Pandemie zu verhindern, wurden tausende Vögel getötet. Was bleibt, ist die Angst, die Viren könnten sich derart verändern, dass sie von Mensch zu Mensch übertragbar werden und so eine weltweite Grippewelle mit vielen Todesopfern auslösen.
Den Viren entfliehen
Gegen die “normale“ Grippe gibt es jedes Jahr auf die Krankheitserreger abgestimmte Impfstoffe. Zur Vermeidung von grippalen Infekten und speziellen Formen der Influenza wie etwa der Vogelgrippe bleiben lediglich Verhaltensvorschläge. Ein schwierig zu handhabender, der da lautet: Wenn möglich, den Kontakt mit Menschen, die Symptome wie Husten und Schnupfen zeigen, meiden. Und ein zumindest zur Prophylaxe etlicher anderer Infektionen bewährter: konsequente Händehygiene, d.h. oftmaliges Händewaschen.
Weiterer Ratgeber zu dem Thema:
Die Grippewelle rollt – na und?
Links zu unserem Lexikon:
Grippaler Infekt
Grippe
Abwehrschwäche
Datum: 21. Februar 2014
Kategorien: Gesundheit allgemein, Infektionen & Viren