Doping im Sport: mit fragwürdigen Mitteln aufs Siegespodest

© Peter Hermes Furian - Fotolia.com

Anabolika, Hormone, Aufputschmittel und Co. sollen ermöglichen, was für Athleten aus eigener Kraft allein nicht möglich ist: die körperliche und/oder mentale Leistungsfähigkeit über Gebühr zu erhöhen. Der Preis für auf solch unerlaubte Art herbeigeführte sportliche Erfolge ist jedoch hoch: Doping schadet dem Ruf, der sportlichen Karriere, vor allem aber der Gesundheit.  

Wer bei Wettkämpfen antritt, will auch gewinnen. Reicht Training allein nicht aus, um den erhofften Sieg zu erreichen, kommt der eine oder andere Leistungssportler deshalb auf die Idee, dem Glück unrechtmäßig mit Chemie oder anderen unerlaubten und unfairen Methoden “nachzuhelfen“, d.h. die körperliche und/oder mentale Leistungsfähigkeit durch Doping (Dop = starker Schnaps, den südafrikanische Eingeborene zwecks Anregung tranken) zu erhöhen. Das wissen auch die Sportverbände und lassen Dopingproben durchführen. Fallen diese positiv aus (= es wurde gedopt), droht Dopingsündern eine Aberkennung errungener Erfolge (Titel, Trophäen) und eine – oft mehrjährige – Sperre für weitere Wettbewerbe. Doping birgt außer dem Risiko, die sportliche Karriere zu gefährden und an Prestige zu verlieren aber häufig eine noch gravierendere Gefahr: Die gefährliche Mogelei beeinträchtigt die Gesundheit.

Warum Sportler dopen

Dopingmittel verbessern – in unterschiedlichem Ausmaß – Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft, Koordination, Konzentration und/oder stärken das Selbstvertrauen (z.B. Aufputschmittel) und die Risikobereitschaft. Genau zu diesem Zweck wenden sie Sportler – in und außerhalb von Wettkämpfen – an. Darüber hinaus versprechen verschiedene Substanzen bzw. Verfahren

  • den Aufbau von Muskelmasse (z.B. Anabolika)
  • eine Formung und Verringerung des Fettanteils des Körpers
  • eine bessere Regenerationsfähigkeit und dadurch ermöglichte Steigerung der Trainingsintensität und des Trainingspensums
  • eine Gewichtszunahme oder -abnahme
  • eine Herabsetzung der Schmerzempfindlichkeit (z.B. Narkotika)
  • eine Beeinflussung von Dopingkontrollen (Vertuschung von Doping durch Verhinderung des Nachweises anderer Dopingmittel)

Doping beschränkt sich allerdings nicht auf Leistungssportler, sondern findet auch im Freizeitsport zunehmend – vorwiegend männliche – Anhänger.

Dopingliste: womit gedopt wird

Welche im Sport verbotenen Substanzen und Methoden unter den Begriff Doping fallen, legt die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in einer Dopingliste (WADA-Verbotsliste) fest. Zudem existiert der sogenannte Welt-Anti-Doping-Code (WADC), der Anti-Doping-Bestimmungen enthält und Verstöße dagegen definiert. Die Dopingliste führt unterschiedliche Substanzklassen an, zu denen außer verbotenen Stoffen auch bestimmte Medikamente gehören. Sie werden unterteilt in:

  • S0: Nicht zugelassene Substanzen, d.h. noch in Entwicklung befindliche oder vom Markt genommene Arzneimittel
  • S1: Anabolika
  • S2: Hormone & verwandte Substanzen: schwer nachweisbare körpereigene Stoffe wie das Wachstumshormon (Somatotropin, Human Growth Hormone, HGH; regt die Muskelbildung an), Erythropoetin (regt die Erythrozytenbildung an) oder Insulin (regt Stoffwechselvorgänge an)
  • S3: Beta-2-Agonisten
  • S4: Hormon-Antagonisten: wirken unerwünschten Effekten von Hormonen (z.B. Anabolika) entgegen.
  • S5: Diuretika (Entwässerungsmittel) und andere Maskierungsmittel (z.B. Plasmaexpander, der Harnsäuresenker Probenecid; vertuschen Doping)
  • S6: Stimulanzien (Aufputschmittel wie z.B. Amphetamine, Ephedrin, Kokain): steigern das Selbstvertrauen und kurzfristig die Leistung, verdrängen Ermüdungszeichen
  • S7: Narkotika (z.B. Methadon, Morphin): heben die Stimmung, dämpfen Schmerzen
  • S8: Cannabinoide (Hanfabkömmlinge wie Haschisch, Marihuana): erhöhen die Risikobereitschaft und den Serotoninspiegel (“Glückshormon“), dämpfen Schmerzen
  • S9: Glukokortikoide (z.B. Kortisol, Kortison): hemmen Müdigkeit und Schmerzempfinden

wobei Vertreter der Klassen S0 bis S5 jederzeit unzulässig sind, die der Klassen S6 bis S9, zu denen zahlreiche Medikamente zählen, nur im Wettkampf. Daher müssen sich Leistungssportler vor jeder Einnahme von Arzneien informieren, ob diese Dopingsubstanzen enthalten. Nehmen sie solche Präparate aufgrund einer Erkrankung ein, brauchen sie im Wettkampf darüber eine ärztliche Bescheinigung bzw. Ausnahmegenehmigung.

Außer den erwähnten Dopingmitteln, die eine direkte Leistungssteigerung herbeiführen, gibt es Dopingmethoden mit der Absicht, Dopingkontrollen zu manipulieren (z.B. Maskierungsmittel einnehmen, fremden Urin in die Blase leiten, Harn verdünnen) oder den Körper durch Verbesserung des Sauerstofftransports im Blut und damit der Sauerstoffversorgung der Organe leistungsfähiger zu machen. Zu Letzteren zählt das sogenannte Blutdoping. Dabei wird die Zahl der für den Sauerstofftransport zuständigen roten Blutkörperchen erhöht – durch Transfusion von vor einigen Wochen abgenommenem und dann konserviertem eigenem Blut des Athleten (Eigenblutdoping) oder Verabreichung von Blutkonserven eines fremden Spenders (Fremdblutdoping). Eventuell unterstützt durch Gabe von Erythropoetin, das die Erythrozytenbildung anregt.

Gesundheitsgefahr Doping

Je nach Substanz und Dosierung können Dopingmittel zahlreiche Nebenwirkungen (z.B. psychische und körperliche Abhängigkeit, Thrombosen, Erschöpfungszustände, Atemlähmung, Kreislaufschock) verursachen, die die zu erheblichen gesundheitlichen Schäden, schlimmstenfalls sogar zum Tod führen können. Unter einigen Dopingsubstanzen wie Wachstumshormonen, Beta-2-Agonisten oder Stimulanzien leidet insbesondere das Herz, denn sie sind imstande, Herzrhythmusstörungen, eine Beschleunigung des Herzschlags, Herzmuskelschwäche bis hin zu Herzinfarkten auszulösen. Hier vier ausgewählte Beispiele, was gängige Arten von Doping anrichten können:

Anabolika (Steroidhormone, Steroide, anabole Steroide): Diese Nachbildungen des männlichen Sexualhormons Testosteron kurbeln die Eiweißproduktion in den Muskelzellen an und hemmen zugleich den Eiweißabbau, sodass die Muskelmasse wächst. Zusätzlich veranlassen sie eine Vermehrung der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und damit des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff), wodurch mehr Sauerstoff gebunden und zu den Organen wie etwa den Muskeln transportiert wird. Folge: Leistungsfähigkeit und Ausdauer steigen. Kehrseiten der Medaille: Bei Frauen findet eine Vermännlichung (z.B. stärkere Körperbehaarung, bleibende tiefere Stimme und Klitorisvergrößerung, gestörter Monatszyklus bis hin zu Unfruchtbarkeit) statt. Männern droht eine Gynäkomastie (Brustvergrößerung), Hodenschrumpfung und Verminderung der Spermienzahl, Jugendlichen ein vorzeitiger Wachstumsabschluss. Weiters winken eine Dopingakne, Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe), Leberschäden, Herz-Kreislauf-Leiden (Blutdruckanstieg, Arteriosklerose, Herzinfarkt), Leber-, Gebärmutter-, Hoden- oder Prostatatumore. Zudem Gefühlsschwankungen, Aggressivität und Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistung und Konzentration.

Beta-2-Agonisten (Beta-2-Mimetika): Sie erweitern die Bronchien, verbessern so die Atmung und sind daher Bestandteil von Arzneimitteln zur Behandlung von obstruktiven Lungenerkrankungen und Asthma. Dauerhaft eingenommen wirken sie anabol. Diesen Vorteilen stehen ernstzunehmende Risiken gegenüber: Hochdosierte Beta-2-Agonisten lassen Herzfrequenz und Blutdruck steigen. Der Herzmuskel wird geschwächt. Angina pectoris Anfälle und Herzrhythmusstörungen, unkontrollierbare Muskelzuckungen und erhöhte Blutzuckerwerte können sich einstellen.

Diuretika: Entwässerungsmittel dienen vor allem zur Verschleierung der Einnahme von unzulässigen Substanzen bei Dopingkontrollen. Denn sie verursachen eine vermehrte Harnausscheidung. In dem verdünnten Urin sind Dopingmittel nur schwer nachweisbar (“Maskierung“). Der Wasserverlust sorgt zudem für eine rasche Gewichtsabnahme – nützlich für manipulative Gewichtskorrekturen bei in verschiedenen Gewichtsklassen unterteilten Sportarten wie z.B. Boxen. Eine starke Entwässerung bleibt jedoch nicht ohne negative Folgen für den Organismus: Mit dem Harn gehen wichtige Elektrolyte wie etwa Kalium und Magnesium verloren. Daraus resultieren oft Muskelkrämpfe und eine Muskelschwäche, Magen-Darm- und Kreislaufprobleme (z.B. Kollaps). Durch die Blutverdickung steigt das Thromboserisiko. Austrocknung, Nierenschäden oder Herzrhythmusstörungen drohen.

Blutdoping: Die Risiken dieses Verfahrens sind mannigfaltig: Blutdoping kann das Herz-Kreislauf-System überlasten und schlimmstenfalls einen Schock verursachen. Unkontrolliertes Fremdblut kann Infektionen (z.B. HIV, Hepatitis) übertragen oder Unverträglichkeitsreaktionen auslösen. Da es sich um ein invasives Verfahren handelt, können sich als Komplikationen Venenentzündungen, Wundinfektionen oder Hämatome entwickeln.

Dopingkontrollen

Sie werden bei allen großen Wettkämpfen durchgeführt. Da einige Substanzen vom Organismus rasch eliminiert werden und deshalb bei Wettbewerben kaum nachweisbar sind, erfolgen Dopingkontrollen aber auch im Training und in Trainingslagern. Dabei muss zum Nachweis von Dopingmitteln der Sportler unter Aufsicht in einen Messbecher urinieren. Daraus wird Harn in zwei mit einer Code-Nummer versehene Glasflaschen (A- und B-Flasche) verbracht, die vom Kontrolleur verschlossen werden. Weiters wird erhoben und in ein Formular eingetragen, welche Medikamente der Athlet in den letzten drei Tagen eingenommen hat. Dann wird in einem Dopinglabor die A-Probe untersucht. Fällt sie negativ (= keine Auffälligkeiten) aus, ist die Prozedur beendet. Ist sie aber positiv, werden Sportverband und Sportler benachrichtigt und die B-Probe analysiert, wobei eine Vertrauensperson (z.B. Anwalt) des Athleten zugegen sein darf. Ist die B-Probe ebenfalls positiv (= Sportler hat gedopt), verhängt der Verband Strafen wie z.B. eine Sperre des Getesteten für weitere Wettkämpfe. Und auch die Personen, die ihm das/die Dopingmittel verschrieben, verabreicht oder weitergegeben oder auf sonstige Art das Doping unterstützt haben, kommen nicht ungeschoren davon. Ihnen droht ein Strafverfahren. Als gedopt gilt übrigens auch, wer nicht zur Dopingkontrolle antritt oder sie verweigert.
Eine weitere Möglichkeit zur Dopingkontrolle sind Blutabnahmen im Rahmen von Sportveranstaltungen. Mit dem Vorteil sofort vorliegender Ergebnisse. Dennoch: Aufgrund immer gefinkelterer Methoden und ständig neuer Mittel werden längst nicht alle Dopingsünder erwischt.

 

Weiterführende Links:

Dopingliste 2015
NADA (Nationale Anti-Doping Agentur) Austria